Erdogan verlangt klares Bekenntnis zur Türkei Ankara verstimmt über neue EU-Erweiterungsdebatte

Stand: 24.08.2007 10:03 Uhr

Leider gebe es in Europa die Ansicht, dass die EU ein "Christenclub" sein solle. Mit diesen Worten hat der türkische Ministerpräsident Erdogan sein Bedauern über die neue Debatte über eine Erweiterung der EU ausgedrückt. Mit Blick auf eine Mitgliedschaft seines Landes forderte er: "Entscheidet Euch!"

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat die bei den Feiern zum 50. Jahrestag der Römischen Verträge neu aufgeflammte Debatte über eine Erweiterung der EU kritisiert. "Die Stimmen, die wir in den letzten Tagen aus Deutschland hörten, haben uns betrübt", sagte Erdogan vor der Parlamentsfraktion seiner Regierungspartei AKP. Leider gebe es in Europa die Ansicht, dass die EU ein "Christenclub" sein solle. Er forderte die EU auf, sich klar zur künftigen EU-Mitgliedschaft der Türkei zu äußern. "Entscheidet Euch! Entweder wir setzen den eingeschlagenen Kurs fort oder nicht, denn andernfalls verschwenden wir beide nur Zeit, Energie und Geld", sagte er.

Er werde das Thema bei seinem Besuch in der Bundesrepublik am 15. und 16. April ansprechen. Bei der Visite eröffnet Erdogan zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hannover-Messe, bei der die Türkei in diesem Jahr Partnerland ist.

"Nicht Last sein, sondern Lasten schultern"

Die türkische Regierung hatte schon vergangene Woche kritisiert, dass sie nicht zu den Feierlichkeiten in Berlin eingeladen wurde. Die Türkei wolle keine Belastung für die Europäische Union sein, erklärte Erdogan. Sie sei jedoch bereit, die mit einer Mitgliedschaft verbundene Verantwortung auf sich zu nehmen. "Wir gehen nicht (nach Europa), um eine Last zu sein, sondern um Lasten zu schultern."

Die Türkei hatte mit der EU im Oktober 2005 Beitrittsverhandlungen aufgenommen. Diese wurden jedoch im vergangenen Dezember teilweise auf Eis gelegt, da Ankara sich weigert, griechisch-zyprischen Schiffen und Flugzeugen den Zugang zu türkischen See- und Flughäfen zu gewähren. Merkel plädiert weiter für eine privilegierte Partnerschaft an Stelle der vollen EU-Mitgliedschaft Ankaras.