Eine Straße in Radeln: Links der renovierte ''Erlebnisbauernhof'' der Tabaluga Stiftung.

Vorwürfe gegen Verwalter Rassismus in Maffays Tabalugahaus?

Stand: 10.07.2018 05:01 Uhr

Roma erheben Rassismus- und Gewaltvorwürfe gegen den Verwalter von Peter Maffays Tabalugahaus in Rumänien. Er soll Dorfbewohner rassistisch beleidigt, bedroht, getreten und geschlagen haben. Der Verwalter weist die Vorwürfe entschieden zurück.

Von Andrea Beer, ARD-Studio Wien

Nicu Mitula lebt in Radeln, einem abgelegenen Dorf in Siebenbürgen. Die rund 300 Einwohner sind fast alle Roma, und wie Mitula leben die meisten als Hirten oder Tagelöhner.

Seit 2009 hat die rumänische Stiftung "Fundatia Tabaluga" des Musikers Peter Maffay in Radeln ihren Sitz. Sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche können dort Ferien machen. Das Tabalugahaus hat nichts mit der deutschen Tabaluga Kinderstiftung zu tun.

Verwalter des Tabalugahauses ist Michael Morth, ein Siebenbürger Sachse aus Deutschland. Er habe die Roma als Zigeuner beschimpft, die nur Kinder machen und nicht arbeiten würden, berichten Dorfbewohner dem ARD-Studio Wien. Der Verwalter habe sich als zweiten Hitler bezeichnet.

Nicu Mitula

Massive Vorwürfe: Nicu Mitula ...

Mit der "Sachsenschaukel" gedroht?

Mitula erzählt, er sei von Morth beschimpft und geschlagen worden. Sein Neffe Petrica Mitula berichtet ebenfalls von schlechten Erfahrungen mit dem Verwalter des Tabalugahauses: "Er hat mich geschlagen und gesagt, er macht die 'Sachsenschaukel' mit mir, das heißt, er wird mich erhängen. Und als er mich schlug, versuchte ich zu entkommen, aber er hat mich zu fassen bekommen, mich an den Kühlschrank geworfen und auch meine Kleider zerrissen. Ich lag auf dem Boden und er hat mich getreten."

Diese Szene könne er bezeugen, sagt Ciprian Tinu. Der Tabaluga-Verwalter habe ihm Geld angeboten, wenn er darüber schweige. Der 37-jährige war früher eine Art Hausmeister im Tabalugahaus. Morth habe ihm oft geholfen, betont Tinu, Roma aber "stinkende Zigeuner" genannt.  

Tabalugahaus-Verwalter weist Vorwürfe zurück

Der Tabalugahaus-Verwalter Morth bestreitet gegenüber dem ARD-Studio Wien alle genannten Vorfälle und Vorwürfe entschieden. Schriftlich teilt er mit, er habe Roma nie als Zigeuner beleidigt, getreten, geschlagen, bedroht oder auf den Boden geworfen und nie jemandem Geld angeboten. Den Namen Hitler verabscheue er auf das Äußerste.

Er lebe seit acht Jahren in einem Dorf mit über 80 Prozent Roma, arbeite gerne mit ihnen zusammen. Dem ARD-Studio Wien schreibt er per Mail: "Ich bin kein Rassist und ich übe keine körperliche oder psychische Gewalt aus. Von meiner Seite aus betrachtet hat das Ganze überhaupt nichts mit Rassismus zu tun. Es geht darum, Gerüchte über mich in die Welt zu setzen, um mich loszuwerden."

Er sei von einem Dorfbewohner bedroht worden, er werde persönlich so enden wie sein Nachname, also "mort" - rumänisch für "tot". Ein weiterer habe gedroht, ihm und Peter Maffay den Kopf einzuschlagen.

Verleihung Buber-Rosenzweig Medaille

Peter Maffay wurde im März für sein Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet.

Maffay stellt sich hinter Verwalter

Peter Maffay engagiert sich gegen Rassismus. Dem ARD-Studio Wien gibt der Musiker am 9.Oktober 2017 im Tabalugahaus in Radeln ein Interview. Zehn Tage später zieht Maffay das Interview über einen Anwalt zurück.

An der Person Michael Morth könne er solche Vorwürfe in keinster Weise festmachen, sagt Maffay. Er würde so etwas nie zulassen, als Stiftung und als Person könne er sich das nicht erlauben. Meinungsverschiedenheiten seien durchaus vorstellbar.

Die Arbeit der Stiftung in Radeln sei schwieriger, als er zunächst gedacht habe, sagt Peter Maffay dem ARD-Studio Wien. Ein sicherer Platz sei das nicht, es gäbe Pädophilie, Prostitution und einen teilweise rechtsfreien Raum im Dorf. Das habe nichts mit der Stiftung zu tun.

Maffay betont, was sich im Dorf schon alles getan habe: bessere Wasserversorgung, bessere Müllentsorgung , Lern,-  und Spielnachmittage für die Dorfkinder oder Arbeit für Dorfbewohner.

Schild der Tabaluga Stiftung

Der Streit um das Tabalugahaus in Radeln dürfte noch nicht zu Ende sein.

Offener Rassismus in Rumänien Alltag

Ein bis zwei der rund zwanzig Millionen Einwohner Rumäniens sind laut Schätzungen Roma. Der unverhohlene Rassismus der Mehrheitsgesellschaft ist für sie bitterer Alltag. Die meisten sind von Bildung, Gesundheitswesen oder der regulären Arbeitswelt ausgeschlossen. Gerichte und Behörden nehmen Roma oft nicht ernst.

Mitula sowie weitere Dorfbewohner in Radeln halten an den Vorwürfen  gegenüber dem Tabalugahaus-Verwalter fest. Dieser sieht eine Hetzjagd gegen sich. Aktivisten und Journalisten hätten die Dorffamilien verunsichert und zu Streit geführt. Maffay nimmt seinen Verwalter gegen die Vorwürfe einiger Dorfbewohner in Schutz.

Mitula sagt, der Streit mit dem Verwalter des Tabalugahauses habe ihn viel Kraft gekostet: "Die Menschen sagen, du kannst dich halt nicht mit Morth messen. Dich nimmt keiner für voll und ihm wird immer Recht gegeben werden." Der Streit im abgelegenen Dorf Radeln in Siebenbürgen, er ist noch nicht zu Ende.

Andrea Beer, Andrea Beer, ARD Wien, 10.07.2018 07:01 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 10. Juli 2018 um 09:08 Uhr.