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Interview

Eindrücke aus Christchurch "Es ist schockierend und surreal"

Stand: 15.03.2019 12:03 Uhr

Der verheerende Angriff auf Moscheen sei für alle in Christchurch ein Schock, berichtet Alexandra Falk aus der Stadt. Fremdenfeindlichkeit sei dort sonst kein Thema, sagt die freie Journalistin im tagesschau24-Interview.

tagesschau24: In welchem Moment haben Sie von diesem Anschlag erfahren?

Andrea Falk: Ehrlich gesagt durch eine SMS des Kindergartens meiner kleinen Tochter. Das war sehr schockierend auf einmal aufs Handy zu gucken und da zu lesen, dass es eine terroristische Attacke gegeben hat und dass die Regierung, das Bildungsministerium und die Polizei alle Kindergärten und Schulen veranlasst hat, alles abzuriegeln. Die Eltern dürfen dann auch die Kinder nicht abholen.

Da war ich natürlich sehr geschockt, bin sofort zum Kindergarten gefahren und war die letzte, die gerade noch ihr Kind hat abholen dürfen. Alle anderen mussten da drin bleiben.

tageeschau24: Wie erleben Sie die Stimmung in der Stadt?

Falk: Es ist schockierend, und es ist surreal. Es gibt kein anderes Wort dafür. Christchurch ist eine sehr gebeutelte Stadt - schon vom Erdbeben 2011- und dass jetzt so etwas in dieser Stadt passiert, eigentlich direkt vor der eigenen Haustür, das ist unglaublich. Die Orte, die genannt wurden, wo die Moscheen stehen, die attackiert wurden, wo so viele Leute gestorben sind: Da fahre ich fast jeden Tag vorbei.

tagesschau24: Ist Fremdenfeindlichkeit denn etwas, was Sie schon erlebt haben?

Falk: Nein, überhaupt nicht. Das ist überhaupt kein Thema in Neuseeland. Es ist eher so, dass Leute hier leben, eben weil es sehr ausländerfreundlich ist, die Menschen sehr warmherzig und offen sind. Dass so etwas gerade hier stattfindet - das hat ja auch die Premierministerin Jacinda Ardern sehr gut umrissen - das ist für alle ein Schock. Niemand war darauf vorbereitet.

tagesschau24: Welche Rolle spielen denn Muslime im Alltag?

Falk: In Neuseeland ist es nicht so, dass man ständig Muslime sieht. Man sieht sie immer wieder, aber es ist im Bild der Stadt nicht sehr auffällig. Aber ansonsten leben alle ganz eng gemeinsam in ihrer Community zusammen. Das heißt, man unterstützt sich gegenseitig. Es hat überhaupt keine Bedeutung, ob man Muslim ist, oder ob man Christ ist, sondern alle unterstützen sich gegenseitig und helfen sich aus.

Das hat man heute auch wieder gemerkt, weil natürlich Freunde angerufen haben. Man hat die Familie angerufen, man hat versucht mit den Leuten Kontakt aufzunehmen, ob alles in Ordnung ist. Das heißt, der Zusammenhalt ist hier sehr wichtig.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 15. März 2019 um 11:00 Uhr.