US-Sicherheitsbeamte führen 2010 Viktor But nach seiner Ankunft in den USA ab.
Porträt

Möglicher Gefangenenaustausch Wer ist Viktor But?

Stand: 01.08.2022 19:08 Uhr

Viktor But könnte Teil eines Gefangenenaustausches zwischen den USA und Russland werden. Er sitzt in den USA eine langjährige Haftstrafe ab und hatte vor seiner Verurteilung weltweit einen martialischen Ruf.

Jetzt ist er also wieder weltweit in den Nachrichten: Viktor Anatoljewitsch But - der Mann, dessen Spitzname "Händler des Todes" ist. Ein windiger Unternehmer, dessen Geschichte Stoff für einen Hollywood-Film lieferte. Ein Waffenhändler, der zu mindestens 25 Jahren Haft verurteilt in einem US-Gefängnis sitzt.

Die Vereinigten Staaten sollen den 55-jährigen Russen im Tausch gegen zwei derzeit in Russland inhaftierte US-Bürger angeboten haben: die US-Basketballerin Brittney Griner, die zurzeit vor einem russischen Gericht wegen mutmaßlichem Drogenbesitz steht. Und Paul Whelan, der in Russland vor drei Jahren wegen Spionage verurteilt wurde.

But dagegen kam schon 2008 in Thailand in Haft und wurde nach seiner Auslieferung 2012 in den USA verurteilt. Ist er für Russland noch von Interesse?

Waffenlieferungen im großen Stil

But, von Hause aus Militärdolmetscher, stieg nach einem Militärdienst in Angola und Mosambik in den 1990er-Jahren zu einem erfolgreichen Geschäftsmann auf. Seine Firma besaß zwischenzeitlich eine Flotte von rund 50 Flugzeugen. Offiziell transportierten diese Flieger Blumen und Haushaltswaren um die Welt. Inoffiziell lagen im Frachtraum aber auch Waffen.

Der russische Geschäftsmann soll diese nach Afghanistan, Liberia oder Togo transportiert haben. Kein Kunde schien zu schwierig: Geliefert haben soll But auch an Organisationen, die von der Europäischen Union und den USA offiziell als terroristisch eingestuft wurden, wie etwa Al Kaida, die Taliban oder die kolumbianische FARC.

Nie ganz aus den Schlagzeilen verschwunden

Doch obwohl Buts Fall schon alt ist, fällt sein Name immer wieder in russischen Medien. Erst vergangenes Jahr wurde in Moskau eine Ausstellung mit von ihm gemalten Bildern gezeigt. Malen sei so ziemlich das Einzige, was ihrem Mann im Gefängnis erlaubt sei, erzählte Alla But zum Auftakt der Ausstellung.

Die meisten der 24 von But gemalten Bilder waren vielsagende Anspielungen auf sowjetische Filmklassiker. Da ist beispielsweise ein Mann, der nur knapp einem hintertückischen Angriff mit einem Messer entkommt: eine Szene aus dem bekannten Kultfilm "Weiße Sonne in der Wüste", den auch russische Kosmonauten vor ihren Reisen ins All schauen.

Mitglieder einer thailändischen Spezialeinheit eskortieren Viktor But 2010 in Bangkok (Thailand)

Viktor But kämpfte lange gegen seine Auslieferung an die USA - nun könnte er nach mehr als zehn Jahren Haft freikommen.

Image eines "ehrlichen Geschäftsmanns"

Ein anderes von But gemaltes Bild ist eine Anspielung auf ein Gedicht von Puschkin: Im Gedicht erzählt ein Kater, gekettet an einen Baum, den ganzen Tag über Geschichten. In Buts Bild allerdings, schlich der weise Kater so lange um den Baum, bis ihn seine goldene Schnur erdrosselte.

Dabei wird But in der russischen Öffentlichkeit konsequent "reingewaschen". Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete den wegen Waffenschmuggels Verurteilten in der Vergangenheit als "ehrlichen Geschäftsmann".

Erst im Januar dieses Jahres berichtete der staatliche Nachrichtensender Rossija 1 über den "russischen Unternehmer", der wegen einer "absichtlichen Provokation von US-Geheimdiensten" im Gefängnis gelandet sei. Russische Diplomaten und Juristen würden alles tun, um gegen das "ungerechte Urteil" zu kämpfen.

Zusammenarbeit mit dem FSB?

Im Juni 2021 verhandelten die Präsidenten Wladimir Putin und Joe Biden schon einmal über einen Gefangenenaustausch. Auch damals fiel Buts Name. Das russische Medium "The Insider" stellte daraufhin die Frage, warum Russland den verurteilten Waffenhändler so dringend frei bekommen wolle?

Eine mögliche Antwort will das russische Investigativ-Medium in einem aufgetauchten Video-Interview gefunden haben. Dort erzählt der 2006 in London vergiftete ehemalige Oberstleutnant des zunächst sowjetischen und danach russischen Geheimdienstes, Alexander Litwinenko, wie er But kennengelernt habe: nämlich im Hauptquartier des Inlandsgeheimdienstes FSB. But soll laut "The Insider" nicht nur enge Kontakte zum russischen Geheimdienst gehabt haben, sondern die Waffen sogar in dessen Auftrag geschmuggelt haben.

But selbst behauptet immer nur Waffen geliefert, aber nicht verkauft zu haben. In einem Interview, das 2015 von ihm in der russischen Zeitschrift "MK" erschien, erzählt er, dass er zusammen mit "sogenannten islamistischen Terroristen" im Gefängnis sitze. Seine "politischen Mitgefangenen" seien "Patrioten". Ein Wort, das er selbst in Anführungszeichen setzt. Sie alle würden "die amerikanische Regierung hassen".