Die zerstörte Chemiefabrik Azot in Sjewjerodonezk

Separatisten-Bericht Chemiefabrik in Sjewjerodonezk umzingelt

Stand: 10.06.2022 17:01 Uhr

Im Osten der Ukraine gehen die schweren Kämpfe weiter. Nach Angaben aus Kiew sind die russischen Truppen weiter vorgerückt. Die prorussischen Separatisten meldeten, die Chemiefabrik Azot in Sjewjerodonezk sei eingekesselt.

Bei anhaltend schweren Kämpfen im Osten der Ukraine sind die russischen Truppen nach Angaben aus Kiew weiter vorgerückt. Wie der ukrainische Generalstab mitteilte, liegen die neu eingenommenen Ortschaften nur etwa zehn Kilometer südwestlich des Verkehrsknotenpunkts Bachmut. Die Russen könnten nun bald Nachschubwege für das wichtige Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk abschneiden.

Offenbar keine Flucht aus Chemiefabrik möglich

Die Kämpfe um die strategisch wichtige Großstadt Sjewjerodonezk verliefen nach ukrainischen Angaben zuletzt ohne größere Veränderungen. Die russischen Truppen versuchten "weiter erfolglos" die volle Kontrolle über das Verwaltungszentrum der Region Luhansk zu gewinnen, teilte der Generalstab mit. Auch bei anderen Gefechten rund um die Stadt seien die Angreifer zurückgeworfen worden.

Die prorussischen Separatisten meldeten dagegen, die Chemiefabrik Azot in Sjewjerodonezk sei umzingelt worden. "Alle Fluchtwege sind für sie abgeschnitten", schrieb der Botschafter der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk in Moskau, Rodion Miroschnik, auf Telegram.

Zivilisten auf dem Gelände

Miroschnik räumte die Möglichkeit ein, dass sich auf dem belagerten Azot-Gelände weiter auch Zivilisten aufhalten könnten. Die ukrainische Seite hatte zuletzt von mehreren Hundert Menschen gesprochen, die die Fabrikkeller als Luftschutzbunker nutzten und nun festsäßen. Mehr als 90 Prozent des Luhansker Gebiets, in dem Sjewjerodonezk liegt, ist von Russland nach über drei Monaten Krieg bereits besetzt.

Russland kappt wichtige Verbindungen nach Sjewjerodonezk und Lyssytschansk

Mathea Schülke, WDR, tagesschau 16:00 Uhr

Die Kämpfe rund um die Chemiefabrik Azot wecken Erinnerungen an die Belagerung des Stahlwerks Azowstal in der südukrainischen Hafenstadt Mariupol. Mitte Mai ergaben sich dort die letzten rund 2400 ukrainischen Verteidiger, die sich zuvor wochenlang in den riesigen Bunkeranlagen des Industriekomplexes verschanzt hatten. Sie sind nun in russischer Gefangenschaft. Viele weitere ukrainische Kämpfer überlebten die wochenlange Belagerung nicht: Nach der Eroberung von Azowstal meldete Russlands Militär Ende Mai den Fund von mehr als 150 Leichen.