
Ukrainische Offensive gegen Russland Rückeroberung von Cherson stockt
Die Ukraine will alle illegal von Russland annektierten Gebiete zurückerobern. Doch in der Region Cherson kommen die Truppen kaum voran. Schuld sind Regenwetter und fehlende Ausrüstung.
Im Raum Cherson bereiten sich die ukrainischen Streitkräfte auf die Offensive zur Rückeroberung des von Russland annektierten Gebietes vor. Mehrere Versuche, auf die strategisch wichtige Stadt im Süden der Ukraine vorzurücken, sind bislang offenbar gescheitert. Russland meldet immer wieder, ukrainische Angriffe erfolgreich abgewehrt zu haben.
"Die Russen haben sich eingegraben dort drüben", sagt Vitali einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters - und zeigt in die Richtung der russischen Stellungen. "Der Feind" stehe ungefähr 2,5 Kilometer von hier. "Aber wir haben hier hochmotivierte Leute, die nie aufgeben würden. Die wissen alle, dass die Ukraine und all ihre Familien hinter ihnen stehen", betont Vitali.
"Wir beobachten jede Bewegung des Feindes: Welche Waffen sie benutzen und von wo sie auf uns schießen. Nur so können wir gezielte Angriffe auf unsere Position abwehren", sagt, Yuri, ein anderer ukrainischer Soldat. Seine Einheit zieht im Schützengraben weiter, wie auf dem Filmmaterial von Reuters zu sehen ist.
Kein russischer Rückzug
Die Situation an der Front sei angespannt, räumt der Kommandeur der Einheit ein, der seinen Namen mit Nikifor angegeben hat:
Die Russen haben sich eingegraben und sie haben offenbar nicht vor, sich zurückzuziehen. Sie verstärken ihre Positionen, Gräben und Stellungen. Sie haben schwere Artillerie und Mörser. Aber wir machen ihnen das Leben auch schwer, unsere Gegenschläge sind auch nicht ohne. Der Feind ist nicht dumm. Das sind ja nicht alles Anfänger.

Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete. Bild: ISW/26.10.2022
Regenwetter erschwert Vorankommen
Schlechtes Wetter und schwieriges Gelände erschwerten die Rückeroberung von Cherson, räumte auch der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Reznikov ein. Die Gegenoffensive in Cherson sei schwieriger als in Charkiw - aus zwei Gründen:
Erstens ist das dort im Süden eine landwirtschaftlich genutzte Gegend, und zwischen den Feldern gibt es viele Bewässerungsgräben, die die Russen als Nachschubwege und Schützengräben nutzen. Und zweites das Wetter: Die regnerische Zeit hat begonnen und wir kommen mit unseren Radfahrzeugen nicht voran, nur mit Kettenfahrzeugen. Das schränkt unsere Möglichkeiten ein.
Die Ukraine rückt seit Wochen gegen die strategisch wichtige Stadt Cherson vor. Vergangene Woche hatte der oberste Kommandeur der russischen Streitkräfte in der Ukraine, General Sergei Surovikin, die militärische Lage als schwierig bezeichnet.