Die russische Botschaft in Prag

Eskalation im Diplomatenstreik Tschechien stellt Russland Ultimatum

Stand: 22.04.2021 05:15 Uhr

Der Konflikt zwischen Moskau und Prag spitzt sich weiter zu: Der tschechische Außenminister stellte Russland ein Ultimatum für die Rückkehr ausgewiesener Diplomaten nach Moskau. Der Kreml wies die Forderung zurück.

Der diplomatische Streit zwischen Prag und Moskau ist weiter eskaliert. Der neue tschechische Außenminister Jakub Kulhanek stellte Russland ein Ultimatum. Er forderte den Kreml auf, bis zum Mittag die Rückkehr aller 20 ausgewiesenen tschechischen Diplomaten in die Moskauer Botschaft zu ermöglichen. Andernfalls werde die Zahl der in Prag akkreditierten russischen Diplomaten auf das gleiche Maß reduziert. Praktisch würde das die Ausweisung von mehr als 20 weiteren Russen bedeuten.

Der tschechische Außenminister Jakub Kulhanek

Als eine seiner ersten Amtshandlungen stelle der neue tschechische Außenminister Kulhanek ein Ultimatum an Russland.

Moskau weist Forderung zurück

Das russische Außenministerium verbat sich einen solchen Ton und kündigte eine Einbestellung des Botschafters an. "Wir empfehlen Prag, sich Ultimaten für die Kommunikation innerhalb der NATO aufzuheben. Mit Russland ist solch ein Ton unzulässig", sagte eine Ministeriumssprecherin nach Angaben der Agentur Interfax.

Außenminister Kulhanek, der erst am Mittwoch sein Amt angetreten hatte, bezeichnete die Vergeltungsmaßnahme Moskaus als "unverhältnismäßig". Sie lege die Arbeit der Botschaft in Moskau völlig lahm. Dagegen gefährde die Ausweisung von 18 russischen Diplomaten nicht die Arbeit der russischen Botschaft, betonte er nach einem Gespräch mit dem russischen Botschafter. 

Prag wirft Moskau eine Verwicklung in die Explosion eines tschechischen Munitionslagers im Jahr 2014 vor und hatte als Reaktion 18 russische Diplomaten ausgewiesen. Ein Kremlsprecher sprach zuletzt von absurden und völlig unbegründeten Anschuldigungen. Russland reagierte umgehend mit der Ausweisung von 20 tschechischen Diplomaten. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte "die unverhältnismäßige Reaktion und die anschließenden Drohungen der Russischen Föderation gegenüber der Tschechischen Republik". Beobachter sprechen von der schwersten Krise in den Beziehungen beider Staaten seit Jahrzehnten.

Peter Lange, Peter Lange, ARD Prag, 18.04.2021 11:50 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 22. April 2021 um 12:10 Uhr.