Rauch steigt aus einem Einkaufszentrum in Charkiw auf.

Krieg gegen die Ukraine Angriff auf Einkaufskomplex in Charkiw

Stand: 26.05.2024 10:04 Uhr

Bei einem russischen Angriff auf ein Einkaufszentrum in Charkiw soll es mindestens 14 Tote gegeben haben. Nach ukrainischen Behördenangaben wurde das Gebäude von einer russischen Gleitbombe getroffen.

Bei einem russischen Luftangriff auf die ostukrainische Großstadt Charkiw ist nach offiziellen Angaben ein Einkaufszentrum von mindestens einer Gleitbombe getroffen worden. Zum Zeitpunkt des Angriffs hielten sich nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj etwa 200 Menschen in dem Markt auf.

In seiner täglichen Videoansprache sagte er, der Komplex sei an einem Samstagnachmittag gut besucht gewesen. Der Angriff sei "eine weitere Manifestation des russischen Wahnsinns." Nur "Wahnsinnige" wie der russische Präsident Putin seien in der Lage, Menschen auf so abscheuliche Weise zu töten und zu terrorisieren.

Nach Angaben der örtlichen Staatsanwaltschaft kamen mindestens 14 Menschen ums Leben, mehr als 40 weitere wurden verletzt.

Mehrere Menschen galten am Abend noch als vermisst. Wenig später meldete der Bürgermeister Ihor Terechow einen weiteren Angriff auf ein Wohngebiet im Zentrum von Charkiw. Er schrieb bei Telegram, dass dabei acht Menschen verletzt wurden.

Inzwischen ist nach Behördenangaben ein Brand, der nach den Einschlägen im Komplex ausgebrochen war, gelöscht. Die Löscharbeiten hätten mehr als 16 Stunden in Anspruch genommen, teilte der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko auf Telegram mit.

Nach russischem Angriff auf Baumarkt in Charkiw steigt die Zahl der Todesopfer

Friedrich Leist, NDR, tagesschau24, 26.05.2024 09:00 Uhr

Angeblich Waffenlager unter dem Einkaufszentrum

Das russische Militär rechtfertigt den Angriff damit, dass die ukrainischen Streitkräfte in dem Einkaufszentrum ein Waffenlager versteckt hätten. In Charkiw werde die Taktik der menschlichen Schutzschilde angewendet, zitierte die Staatsagentur Tass einen namentlich nicht genannten Vertreter der russischen Führung. Die Ukrainer hätten demnach ein Militärlager und einen Kommandoposten in einem Einkaufszentrum eingerichtet.

In der Nacht bombardierte Russland auch andere Regionen der Ukraine nach Militärangaben mit Raketen, Marschflugkörpern und Kampfdrohnen aus der Luft. Dabei kamen auch Hyperschallraketen vom Typ "Kinschal" zum Einsatz, wie die ukrainische Luftwaffe auf ihrem Telegramkanal mitteilte. 

Die Ziele schienen demnach vor allem im Westen des Landes zu liegen. Explosionen wurden aus dem Gebiet Chmelnyzkyj gemeldet, dort liegt auch die wichtige ukrainische Luftwaffenbasis Starokostjantyniw. Im Gebiet Winnyzja wurde nach Angaben der Regionalverwaltung ein Wohnhaus getroffen. Auch die Region Lwiw an der Grenze zu Polen wurde angegriffen, wie der Bürgermeister von Lwiw, Andrij Sadowyj, auf Telegram schrieb.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Selenskyj bittet erneut um Flugabwehr

Selenskyj bat die Unterstützer der Ukraine einmal mehr um weitere Flugabwehrsysteme. In seiner Videoansprache sagte er: "Hätten wir angemessenere, modernere Luftabwehrsysteme und Flugzeuge, wäre die russische Luftwaffe natürlich schon längst genauso zusammengebrochen wie ihre Schwarzmeerflotte." Für Selenskyj sei der Abschuss russischer Flugzeuge eine friedenssichernde Maßnahme.

Deutschland liefert weiteres Iris-T-System

Die USA stellen der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Militärhilfe zur Verfügung. Ein neues Paket mit einem Umfang von 275 Millionen US-Dollar umfasse laut US-Außenministerium unter anderem Munition für die Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars. Deutschland lieferte der Ukraine ein weiteres Flugabwehrsystem Iris-T.

Das System sei laut Bundesverteidigungsministerium am Freitag in der Ukraine angekommen. Deutschland hat bereits mehrere Luftverteidigungssysteme unter anderem vom Typ IRIS-T und vom Typ Patriot an Kiew geliefert.