Marina Owsjannikowa während einer Gerichtsverhandlung.

Protest gegen Ukraine-Krieg Russische TV-Journalistin zu Haftstrafe verurteilt

Stand: 04.10.2023 10:31 Uhr

Ihr Protest gegen den Ukraine-Krieg live im russischen Fernsehen hatte für Aufsehen gesorgt. Nach weiteren Auseinandersetzungen mit dem Kreml verließ die Journalistin Owsjannikowa das Land. Nun ist sie in Abwesenheit verurteilt worden.

Mehr als eineinhalb Jahre nach ihrem aufsehenerregenden Protest im Live-Fernsehen gegen den Militäreinsatz in der Ukraine ist die russische Fernsehjournalistin Marina Owsjannikowa in einer anderen Angelegenheit in Abwesenheit verurteilt worden.

Die wegen "Verbreitung von Falschinformationen" angeklagte Owsjannikowa wurde zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt, wie ein Moskauer Gericht erklärte. Das Urteil bezieht sich auf eine Protestaktion im Juli 2022, bei der Owsjannikowa allein in der Nähe des Kremls demonstriert und dabei ein Schild hochgehalten hatte, auf dem sie den Krieg gegen die Ukraine und den russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisierte.

Marina Owsjannikowas-Protest im Live-TV

Mit einem Schild gegen den Ukraine-Krieg hatte Owsjannikowa im russischen Live-TV protestiert.

Aufsehenerregender Protest

Owsjannikowa war im März 2022 während der Sendung eines TV-Senders hinter der Nachrichtensprecherin aufgetaucht und hatte ein Protestplakat in die Kamera gehalten. Im Oktober 2022 floh die heute 45-jährige aus dem Hausarrest mit ihrer Tochter aus Russland. Die Journalistin hält sich nach Angaben in ihrem Nutzerkonto im Online-Dienst Instagram derzeit in Frankreich auf. 

"Justiz will mich fertig machen"

In einer vor der Urteilsverkündung veröffentlichten Erklärung bezeichnete sie die gegen sie erhobenen Vorwürfe als "absurd und politisch motiviert". Die Justiz habe "beschlossen, mich fertig zu machen, weil ich keine Angst habe und die Dinge beim Namen nenne", sagte sie. "Natürlich gebe ich meine Schuld nicht zu. Und ich leugne auch keines meiner Worte. Ich habe eine sehr harte, aber die einzig richtige moralische Entscheidung in meinem Leben getroffen, und ich habe bereits einen hohen Preis dafür bezahlt", erklärte Owsjannikowa weiter.

Regierungskritische Stimmen werden in Russland seit Jahren zunehmend unterdrückt. Zahlreiche Oppositionsvertreter und einfache Bürger wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Zehntausende Russen, unter ihnen Oppositionelle, Journalisten und Bürgerrechtler, sind ins Exil geflohen.

Stephan Laack, ARD Moskau, tagesschau, 04.10.2023 10:40 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 04. Oktober 2023 um 11:04 Uhr.