Julia Nawalnaja

Nawalnaja erneuert Vorwürfe "Ihr foltert ihn nach seinem Tod"

Stand: 24.02.2024 09:47 Uhr

Julia Nawalnaja erneuert ihre Vorwürfe gegen Wladimir Putin. Russlands Präsident habe den Leichnam ihres Mannes Alexej Nawalny als "Geisel" genommen, so die Frau des verstorbenen Oppositionellen.

Die Witwe des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, die Leiche ihres in der Haft gestorbenen Mannes als "Geisel" genommen zu haben. Putin wolle damit Nawalnys Mutter Ljudmila "zwingen, einer geheimen Beerdigung zuzustimmen", sagte Julia Nawalnaja in einem Online-Video.

Putin gebe die Befehle, die besagten: "Gebt ihn nicht heraus, übt Druck auf die Mutter aus, brecht sie, sagt ihr, dass der Körper ihres Sohnes verwest ist." Nawalnaja fügte hinzu: "Ihr habt ihn zu Lebzeiten gefoltert, jetzt foltert ihr ihn nach seinem Tod."

Drei-Stunden-Ultimatum verstrichen

Seit mehr als einer Woche versucht Ljudmila Nawalnaja, Zugang zur Leiche ihres Sohnes zu erhalten. Nawalnys Sprecherin Kira Jarmisch zufolge drohten russische Ermittler damit, die Leiche Nawalnys auf dem Gelände der Strafkolonie zu begraben, in der er gestorben ist, wenn seine Familie einer geheimen Beerdigung nicht zustimmt.

Ein langjähriger Mitstreiter Nawalnys, Iwan Schdanow, hatte zuletzt von einem Drei-Stunden-Ultimatum der Behörden berichtet: Ljudmila Nawalnaja sei eine Frist von drei Stunden gesetzt worden, eine private Bestattung unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu akzeptieren. Nawalnaja habe sich geweigert, die Verhandlungen fortzusetzen. Sie bestehe darauf, dass sich die Behörden an das Gesetz hielten und den Leichnam binnen 48 Stunden nach Festlegung der Todesursache aushändigten, und zudem eine Beschwerde eingereicht, in der sie den Behörden die Schändung des Leichnams vorwerfe.

Kreml fürchtet wohl öffentliches Interesse an Beisetzung

Beobachtern zufolge befürchtet der Kreml, dass eine Beerdigung zu einem öffentlichen Ereignis werden könnte. Mitte März sind in Russland Präsidentschaftswahlen angesetzt. Der erneute Wahlsieg Putins steht bereits jetzt so gut wie fest, da er keine ernsthafte Konkurrenz hat.

Der Tod des seit Jahren in Russland inhaftierten Nawalny war am Freitag vergangener Woche bekannt geworden. Er starb in einem Straflager am Polarkreis im Alter von 47 Jahren. Sein Tod löste international Bestürzung aus. Zahlreiche westliche Politiker sowie Nawalnys Witwe machten die russische Führung und Präsident Putin für seinen Tod verantwortlich. Julia Nawalnaja warf Putin Mord vor. Moskau wies die Anschuldigungen zurück.

Frank Aischmann, ARD Moskau, tagesschau, 24.02.2024 12:11 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 24. Februar 2024 um 12:18 Uhr.