Der Generalsekretär der französischen Grünen (Europe Écologie Les Verts, EELV), Julien Bayou (Archiv).

Nach Gewaltvorwürfen Chef der französischen Grünen tritt zurück

Stand: 26.09.2022 17:26 Uhr

Der Chef der französischen Partei EELV, Julien Bayou, hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Es ist der zweite Rückzug wegen Gewaltvorwürfen im linken Oppositionsbündnis, dem die Partei angehört.

Nach Vorwürfen psychischer Gewalt gegen eine Ex-Partnerin hat der Parteichef der französischen Grünen seinen Posten aufgegeben. Er gebe sein Amt als Generalsekretär der Partei Europe Écologie Les Verts (EELV) auf, schrieb Julien Bayou in seiner Rücktrittserklärung. Zudem scheide er als Co-Fraktionschef der Grünen in der Nationalversammlung aus. Sein Abgeordnetenmandat werde er behalten.

Vom Posten des Co-Fraktionschefs war Bayou seit vergangener Woche suspendiert. Bereits im Juli hatte es eine interne Beschwerde gegen ihn gegeben, die zunächst jedoch keine juristischen Folgen hatte. In der vergangenen Woche behauptete die grüne Abgeordnete Sandrine Rousseau in einer TV-Sendung, der Parteichef habe eine ehemalige Partnerin zu einem Suizidversuch getrieben. 

Bayou teilte mit, die Situation für ihn sei durch Druck in den sozialen Medien unerträglich geworden. Er sei nicht direkt darüber in Kenntnis gesetzt worden, was ihm vorgeworfen werde. Deshalb könne er sich nicht verteidigen, so Bayou.

Zweiter Rücktritt in linkem Oppositionsbündnis

Es ist die zweite Partei innerhalb des linken Oppositionsbündnisses Nupes, die wegen mutmaßlicher Gewalt gegen Frauen unter Druck gerät. Mitte September hatte bereits der linkspopulistische Abgeordnete Adrien Quatennens öffentlich eingeräumt, seine Frau geschlagen zu haben und seinen Rücktritt von der Parteiführung angekündigt. Seine Frau hatte ihn zuvor bei der Polizei angezeigt.

Der Fall erregte um so mehr Aufsehen, als Parteichef Jean-Luc Mélenchon seinen Vertrauten zunächst für dessen Mut zur öffentlichen Stellungnahme gelobt hatte, ohne ein Wort über seine Frau zu verlieren. Mehr als 500 Frauen, einige von ihnen Mitglieder linker Parteien, hatten anschließend einen Aufruf unterzeichnet. Sie protestierten gegen "ein System, das Angreifer schützt". Mélenchon räumte später ein, dass seine Reaktion unangemessen gewesen sei. Die Debatte über den Umgang mit mutmaßlicher sexueller Gewalt gegen Frauen in den eigenen Reihen hält bei dem Linksbündnis jedoch an. 

Die Allianz Nupes, die Linkspopulisten, Kommunisten, als auch Sozialisten und Grüne umfasst, hatte bei den Parlamentswahlen im Juni überraschend gut abgeschnitten. Nach Umfragen sind allerdings 63 Prozent der Sympathisanten des linken Lagers überzeugt, dass das Bündnis über kurz oder lang auseinanderbricht.