Ein Mann demonstriert mit einem Stahlhelm die bevorstehenden Ausgrabungen an einem Massengrab aus dem zweiten Weltkrieg nahe des französischen Ortes Meymac.

Massengrab in Südfrankreich Leichen von Wehrmachtssoldaten werden exhumiert

Stand: 16.08.2023 15:57 Uhr

Vor fast 80 Jahren wurden nahe des französischen Ortes Meymac deutsche Kriegsgefangene erschossen und in einem Massengrab verscharrt. Die Leichen sollen nun von Experten ausgegraben werden.

Gut 79 Jahre nach der Erschießung von 46 Wehrmachtssoldaten durch französische Widerstandskämpfer beginnt die Exhumierung der Leichen. Das Massengrab der deutschen Kriegsgefangenen wird nahe der Ortschaft Meymac in Südfrankreich vermutet. Dort wollen französische Experten mit technischer Unterstützung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge die sterblichen Überreste der Soldaten ausgraben. Die Arbeiten sollen bis Ende August dauern.

Zeitzeuge berichtete von Massengrab

Die Widerstandskämpfer hatten die Wehrmachtssoldaten und eine der Kollaboration beschuldigte Französin am 12. Juli in einem Waldstück nahe Meymac erschossen. Bei Bodenanalysen wurden dort im vergangenen Monat Hinweise auf ein mögliches Massengrab entdeckt. Auslöser der Suche war der Bericht des 98 Jahre alten ehemaligen Widerstandskämpfers Edmond Réveil aus Meymac, der am Lebensabend sein Gewissen erleichtern wollte.

Der ehemaligen französische Widerstandskämpfer Edmond Réveil während eines Interviews.

Der Bericht des Zeitzeugen Edmond Réveil brachte die Experten auf die Spur des Massengrabs bei Meymac.

Ziel sei es nun, "die sterblichen Überreste der seit 80 Jahren an diesem Ort vergessenen deutschen Soldaten zu exhumieren" und sie "nach Deutschland, aber vor allem, wenn möglich, zu ihren Familien zurückzubringen", sagte der Bürgermeister von Meymac, Philippe Brugère, der Nachrichtenagentur AFP.

Bei einer ersten Suchaktion in den 1960er-Jahren waren nahe Meymac bereits die Leichen von elf Wehrmachtssoldaten geborgen worden.

Deutsche Kriegsverbrechen in der Region

In der Region hatten deutsche Soldaten schwere Kriegsverbrechen begangen. Im 50 Kilometer südwestlich von Meymac gelegenen Tulle hatten SS-Soldaten am 9. Juni 1944 99 Zivilisten an Balkonen und Laternen aufgehängt. Eine andere Einheit verübte am 10. Juni in dem Ort Oradour-sur-Glane das schlimmste Massaker des Zweiten Weltkriegs in Westeuropa mit 643 Toten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 16. August 2023 um 17:10 Uhr.