Blick auf das zentrale Erdöltanklager Mero in der Nähe von Nelahozeves, Tschechische Republik, durch das Rohöl über die Druschba-Ölpipeline transportiert wird,

Ölversorgung aus Russland Leck in der Druschba-Pipeline

Stand: 12.10.2022 13:03 Uhr

Ein Strang der Ölpipeline Druschba, der auch Deutschland versorgt, hat ein Leck. Es wurde in Polen entdeckt, Grund ist offenbar eine unbeabsichtigte Beschädigung. Laut Bundeswirtschaftsministerium ist die Versorgung Deutschlands gesichert.

An einem von zwei Strängen der Ölpipeline Druschba aus Russland ist ein Leck aufgetreten. Es sei am Dienstagabend in einem Abschnitt etwa 70 Kilometer von der zentralpolnischen Stadt Plock entfernt entdeckt worden, teilte der polnische Pipeline-Betreiber PERN mit. "Die Pumpen wurden sofort abgeschaltet. Der andere Strang der Ölpipeline ist unverändert in Betrieb", heißt es im Statement des Betreibers.

Die Ursache für das Leck werde derzeit untersucht, schrieb der Sprecher des Koordinators der Geheimdienste, Stanislaw Zaryn, auf Twitter. "Bislang gibt es keine Hinweise auf die Ursache des Ausfalls. Alle Hypothesen sind möglich."

400 Kubikmeter Erdöl ausgetreten

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet dagegen unter Berufung auf offizielle Stellen in Polen, dass das Leck wohl nicht auf Sabotage zurückzuführen sei. Ursache sei wohl eher eine unbeabsichtigte Beschädigung, sagte der für die Infrastruktur zuständige Vertreter Mateusz Berger.

Nach Informationen des ARD-Studios Warschau sind bis zum Morgen über 400 Kubikmeter Erdöl aus dem Leck ausgetreten. Es befindet sich demnach unter der Erde.

Der staatliche russische Pipeline-Betreiber Transneft teilte laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax mit, von PERN über ein Leck an der Pipeline informiert worden zu sein. Wie lange eine Reparatur dauere, sei nicht gesagt worden. Transneft pumpe weiter Öl in Richtung Polen.

Wirtschaftsministerium: Versorgung aktuell gewährleistet

Die Druschba-Ölpipeline - der Name bedeutet "Freundschaft" - ist eine der größten der Welt und liefert russisches Öl in weite Teile Mitteleuropas. In Belarus teilt sich die Pipeline in einen südlichen und einen nördlichen Strang. Der nördliche, in dem das Leck gefunden wurde, versorgt auch die Raffinerie Schwedt in Brandenburg, die sich mehrheitlich in der Hand des russischen Eigentümers Rosneft befindet.

Rosneft Deutschland kündigte an, Vorkehrungen für Schwedt zu treffen. Unternehmenssprecher Burkhard Woelki sagte: "Es wird Folgen haben. Es wird definitiv weniger Öl ankommen." Zum Ausmaß könne er noch nichts sagen, da unklar sei, wie schwer die Leckage sei und wie lange eine Reparatur dauern werde.

Schwedt und auch die Raffinerie Leuna in Sachsen-Anhalt erhalten trotz des Lecks weiter Öl. "Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist aktuell gewährleistet", sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Lage werde genau beobachtet. Schwedt und Leuna hätten zuletzt vorsorglich Ölvorräte aufgebaut.

Südliche Pipeline funktioniert

Die zweite Leitung der Pipeline funktioniert den Angaben zufolge normal. Dies gelte auch für andere Bereiche der PERN-Infrastruktur. "Zum jetzigen Zeitpunkt handeln alle PERN-Dienste (Technik, Betrieb, Werksfeuerwehr und Umweltschutz) nach den für diese Art von Situation vorgesehenen Algorithmen", teilte der Betreiber mit.

Eine Sprecherin des tschechischen Pipeline-Betreibers MERO sagte, man habe bislang keine Veränderungen bei den Durchflüssen. In den vergangenen Wochen waren bereits bei den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2, die ebenfalls aus Russland kommen, Lecks aufgetreten.

Martin Adam, Martin Adam, ARD Warschau, 12.10.2022 13:22 Uhr