Gérard Depardieu (Archivfoto 18. Februar 2018)

Vorwürfe sexueller Übergriffe Gérard Depardieu muss vor Gericht

Stand: 29.04.2024 20:56 Uhr

Immer wieder wurden Vorwürfe sexueller Gewalt gegen den französischen Filmstar laut. Nun werfen zwei Frauen Depardieu erneut Übergriffe während Dreharbeiten vor - und dieses Mal muss er vor Gericht.

Der französische Filmstar Gérard Depardieu muss sich wegen Vorwürfen sexueller Gewalt vor Gericht verantworten. Wie die Pariser Staatsanwaltschaft mitteilte, soll der Prozess gegen den 75-Jährigen im Oktober beginnen. Depardieu war zuvor auf einer Pariser Polizeiwache zu Vorwürfen von zwei Frauen verhört worden, die dem Schauspieler Übergriffe während Dreharbeiten im Jahr 2021 vorwerfen.

Serie von Anschuldigungen

Eine Dekorateurin hatte angegeben, Depardieu habe sie bei den Dreharbeiten zum Film "Les Volets verts" sexuell belästigt. Eine weitere Frau hatte dem Darsteller Berührungen im Intimbereich und obszöne Äußerungen bei den Dreharbeiten zum Kurzfilm "Le Magicien et les Siamois" 2014 vorgeworfen.

Die neuerlichen Vorwürfe gegen den preisgekrönten Darsteller reihen sich in eine Serie von Anschuldigungen. Seit 2020 ermittelt die Justiz gegen den Kinostar wegen mutmaßlicher Vergewaltigung der Schauspielerin Charlotte Arnould. Die Schauspielerin Hélène Darras hatte ihn ebenfalls wegen Vergewaltigung angezeigt, das Verfahren wurde jedoch wegen Verjährung eingestellt. Eine Journalistin verklagte Depardieu wegen Vergewaltigung im Jahr 1995 in Spanien.

Depardieu spricht von "medialer Lynchjustiz"

Depardieu bestreitet die Vorwürfe vollständig. In einem in der Zeitung "Le Figaro" im Herbst veröffentlichten Brief bezeichnet er sich als Opfer einer "medialen Lynchjustiz" und schrieb: "Niemals, nie habe ich eine Frau missbraucht." Depardieu führte fort: "Ich bin weder ein Vergewaltiger noch ein Raubtier. Ich bin nur ein Mann... ." Auch mehrere Dutzend Künstlerinnen und Künstler - unter ihnen die Schauspielerin Charlotte Rampling und die Musikerin und ehemalige französische First Lady Carla Bruni - beklagten, dass die Unschuldsvermutung bei Depardieu, dem "vermutlich größten aller Schauspieler", außer Acht gelassen werde.

Die Meinungen zu Depardieu und den schweren Vorwürfen, die gegen ihn erhoben werden, gehen in Frankreich auseinander. Bei vielen sorgte der Darsteller, der in mehr als 200 Filmen mitspielte, erst im Dezember mit Äußerungen in einer Fernsehreportage über seine Reise nach Nordkorea im Jahr 2018 für Entsetzen. Darin gibt er immer wieder frauenfeindliche und fragwürdige Kommentare von sich, bezeichnet Frauen etwa als "große Schlampen". 

Wachsfigur entfernt

Die damalige Kulturministerin Rima Abdul-Malak veranlasste zu prüfen, ob Depardieu ein Verdienstorden der Ehrenlegion entzogen werden solle. Das geschah letztlich nicht. Der Schauspieler hatte die höchste französische Auszeichnung 1996 erhalten. Den Nationalorden von Quebec und seinen Titel als Ehrenbürger der belgischen Gemeinde Estaimpuis verlor Depardieu. Das Pariser Wachsfigurenkabinett ließ seine Figur entfernen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. April 2024 um 21:03 Uhr.