Rauch steigt von einem brennenden Haus in Bachmut auf.

Stellung wird verstärkt Ukrainische Armee gibt Bachmut nicht auf

Stand: 06.03.2023 17:14 Uhr

Seit Monaten wird im ostukrainischen Bachmut erbittert gekämpft. Spekulationen über einen möglichen Teilabzug wies die ukrainische Armee zurück. Sie will ihre Präsenz sogar noch ausbauen.

Die ukrainische Regierung hat Vermutungen widersprochen, dass die Armee sich aus der heftig umkämpften Stadt Bachmut im ostukrainischen Donezk zurückziehen könnte. Die Armeespitze wolle die Stellungen in Bachmut sogar verstärken, teilte das ukrainische Präsidialamt mit. Bei einem Treffen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj sprachen sich Armeechef Walerij Saluschnyj und der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Oleksandr Syrskyj, für eine "Fortsetzung des Verteidigungseinsatzes" und eine "Stärkung unserer Stellung in Bachmut" aus, hießt es in der Mitteilung.

Militärbeobachter: Ukrainischer Teilrückzug aus Bachmut möglich

Am Sonntag hatte das in den USA ansässige Institute for the Study of War (ISW) erklärt, Kiew könne seine Streitkräfte zumindest aus Teilen Bachmuts abziehen, statt eine vollständige Einkreisung zu riskieren. "Die ukrainischen Kräfte könnten sich, angesichts der durch Bilder mit Geolocation bestätigten Zerstörung der Eisenbahnbrücke über den Fluss im Nordosten von Bachmut am 3. März, von ihren Positionen am Ostufer des Bachmutka-Flusses zurückziehen", schrieben die Militärexperten.

Russischen Militärbloggern zufolge hat die dort kämpfende Söldnertruppe Wagner inzwischen Teile im Osten, Süden und Norden Bachmuts eingenommen.

Bachmut fast vollständig eingekreist

Bachmut ist eine Industriestadt, in der vor dem russischen Angriff etwa 70.000 Einwohner lebten. Seit dem Sommer wird Bachmut heftig umkämpft, die Stadt, in deren Ruinen nach offiziellen Angaben noch etwa 5000 Zivilisten ausharren, wurde dabei praktisch komplett zerstört.

Der strategische Wert Bachmuts ist nach der Vertreibung der russischen Truppen aus dem Gebiet Charkiw gering. Für die russische Militärführung hat die Einnahme aber große Symbolkraft, da sie Erfolge vorweisen muss. Die ukrainische Seite hielt Bachmut lange, da die gut ausgebauten Stellungen in der Stadt es ermöglichten, den Angreifern hohe Verluste bei ihrem langsamen Vormarsch zuzufügen.

Mit der Umzingelung von drei Seiten blieb den ukrainischen Verteidigern nur noch die Straße nach Tschassiw Jar westlich von Bachmut als Versorgungs- und mögliche Rückzugsroute.

Wagner-Chef wittert Verrat wegen fehlender Munition

Unterdessen schwelt der Konflikt zwischen der Söldnertruppe und dem russischen Verteidigungsministerium weiter. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin beschwerte sich, dass eine für den 23. Februar angekündigte Munitionslieferung bis heute nicht erfolgt sei. Für diese Verzögerung gebe es zwei mögliche Erklärungen: "die übliche Bürokratie oder Verrat", erklärte Prigoschin in einer Video-Botschaft.

Zudem sei seinem Vertreter sei mit Montagmorgen der Zugang zum Stab der Heeresgruppe verwehrt worden, schrieb er auf dem Telegram-Kanal seines Pressedienstes. Und bekräftigte: "Wir werden weiterhin die ukrainischen Streitkräfte bei Bachmut vernichten". Der Wagner-Chef hatte schon mehrfach heftige Kritik an der russischen Armeeführung sowie an Verteidigungsminister Sergej Schoigu geübt und sich über ausbleibende Munitionslieferungen beklagt.

Schoigu besucht Mariupol

Das russische Verteidigungsministerium teilte unterdessen mit, Schoigu habe die zerstörte Hafenstadt Mariupol im Süden der Ukraine besucht. Bei seinem dritten Besuch im Kriegsgebiet sei Schoigu nach Mariupol gereist, um dort die Wiederaufbauarbeiten zu überwachen.

Videoaufnahmen zeigen den 67-Jährigen unter anderem in einem neu gebauten Lazarett und vor dem Gebäude des Zivilschutzes. Zuletzt mehrte sich Kritik, die Verantwortlichen in Moskau führten den Krieg nur aus ihren Kabinetten und kümmerten sich nicht um die Sorgen der Soldaten und der örtlichen Bevölkerung, die Russland nach eigenem Verständnis befreit hatte.

Ukraine meldet neue Angriffe

In der Nacht hat es nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe Angriffe mit insgesamt 15 Drohnen aus iranischer Produktion gegeben, von denen 13 abgeschossen worden seien. "Es wurden Drohnen aus nördlicher Richtung gestartet", sagte der Sprecher der ukrainischen Luftstreitkräfte Jurij Ihnat im Fernsehen. Verletzte oder Sachschäden wurden zunächst nicht gemeldet.

Aus der ostukrainischen Stadt Kramatorsk wurden mehrere Einschläge gemeldet. Demnach wurde die unter ukrainischer Kontrolle stehende Großstadt im Gebiet Donezk mit Raketen beschossen. "Die Folgen des nächtlichen Raketenangriffs - eine Schule wurde zerstört und 15 Mehrfamilienhäuser beschädigt", teilte der Bürgermeister mit. Getötet oder verletzt wurde den Angaben zufolge niemand.