EU-Drogenbericht Heroinkonsum fordert die meisten Drogentoten

Stand: 06.11.2008 18:08 Uhr

Die meisten Drogenabhängigen in der EU sterben durch Heroin. Dennoch bleibt Cannabis die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Laut aktuellem EU-Drogenbericht liegt der Drogenkonsum der Deutschen im Mittelfeld aller EU-Länder.

Von Ulrike Bosse, ARD Berlin

Von Ulrike Bosse, NDR-Hörfunkstudio Brüssel

Cannabis ist die illegale Droge, die in Europa am meisten konsumiert wird. Kokain steht auf Rang zwei und ist weiter auf dem Vormarsch. Die Folgen des Heroinkonsums aber verursachen die größten medizinischen und sozialen Kosten. Heroin sei nicht modisch, aber es bilde den Kern des europäischen Drogenproblems, sagte der Direktor der EU-Drogenbeobachtungsstelle Wolfgang Götz bei der Vorstellung des EU-Drogenberichts 2008. "Jede Stunde stirbt ein Europäer an einer Überdosis Drogen", versuchte Götz die Zahl von 7000 bis 8000 Drogentoten in der EU anschaulich zu machen, "und die meisten waren heroinabhängig". Zwischen 1,3 und 1,7 Millionen Menschen in Europa spritzen sich Heroin; rund 3000 von ihnen steckten sich jährlich mit Aids an und rund 40 Prozent von ihnen seien mit Hepatitis C infiziert, verzeichnet der EU-Drogenbericht als Begleiterscheinungen der Sucht. Lange Zeit ging der Heroinkonsum in Europa zurück – dieser Trend ist gebrochen. Mit Sorge beobachten die Experten, dass wieder mehr junge Menschen süchtig werden.

Kokain - Von der Modedroge zum Straßenkonsum

Die EU-Drogenexperten verweisen auf die steigende Opiumproduktion in Afghanistan – es sei zu befürchten, dass hier ein Zusammenhang zur leichteren Verfügbarkeit auf dem Europäischen Markt besteht. Das Kokain auf dem europäischen Markt kommt vorwiegend aus Südamerika. Der Weg über Westafrika hat sich als neue Schmuggelroute etabliert, aber auch über Osteuropa wird die Droge zunehmend eingeführt. Während in den osteuropäischen Ländern als stimulierende Drogen allerdings noch immer Ecstasy und Amphetamine konsumiert werden, findet Kokain seine Käufer vor allem in Westeuropa – vor allem in Großbritannien und Spanien. Beunruhigend sei, dass Kokain längst nicht mehr nur eine Modedroge für Manager oder Künstler sei, sagt Götz. In den letzten Jahren habe sich Kokain immer mehr zur ordinären Straßendroge entwickelt. Und Kokain, so Götz weiter, sei heute am Markt wie andere illegale Substanzen.

Cannabis am häufigsten in der EU konsumiert

Der Cannabis-Konsum ist weitgehend stabil geblieben, bei den ganz jungen Leuten geht er sogar zurück. Trotzdem bleibt Cannabis die Droge Nummer eins in der EU – immerhin vier Millionen Europäer konsumieren täglich oder beinahe täglich Cannabis. Ob Cannabiskonsum den Einstieg in eine Drogenkarriere bedeutet oder nicht, hängt nach Einschätzung der Experten wie bei anderen Drogen nicht ausschließlich, aber doch feststellbar davon ab, ob die Konsumenten zu einer besonders gefährdeten Gruppe gehören. Diese Gruppen seien junge Leute, die in schwierigen sozialen Verhältnissen leben, Schulabbrecher und straffällig seien. Am schlimmsten sei es, so Götz weiter, wenn die Eltern selbst Drogen konsumierten. Bei der Vorbeugung in diesen Gruppen müsse die Drogenprävention ansetzen, sagte Götz. Er lobte Deutschland, das in diesem Bereich eine Vorreiter-Rolle spiele. Beim Drogenkonsum, so Götz, liege Deutschland im europäischen Mittelfeld.