Flüchtlingskrise am Eurotunnel EU-Kommission sagt Hilfen zu

Stand: 05.08.2015 15:41 Uhr

Frankreich und Großbritannien versuchen seit Wochen, dem Andrang von Flüchtlingen auf den Eurotunnel Herr zu werden. Nun hat die EU-Kommission finanzielle Hilfen zugesagt. Der zuständige Kommissar spricht von einer "Einwanderungskrise von außergewöhnlichen Ausmaßen".

Angesichts des anhaltenden Flüchtlingsandrangs am Eurotunnel zwischen Frankreich und Großbritannien hat die Europäische Kommission den beiden Ländern Hilfe zugesagt. Um mit den Herausforderungen fertig zu werden, bekomme Frankreich 20 Millionen Euro, teilte der für Migration zuständige EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos mit. Großbritannien habe bereits 27 Millionen Euro zu diesem Zweck erhalten.

Die Gelder kommen demnach aus dem für die beiden Länder vorgesehenen Fonds für Einwanderung und Integration im Zeitraum 2014 bis 2020. Bis 2020 soll Paris aus diesem Topf insgesamt 266 Millionen Euro erhalten.

Die EU-Kommission bot überdies technische Hilfe an, etwa bei der Bearbeitung von Asylanträgen. "Die EU-Grenzschutzagentur Frontex kann helfen, Migranten zu registrieren, mit den Herkunfts- und Transitländern zusammenzuarbeiten, um die Ausstellung von Reisedokumenten für eine Rückkehr zu beschleunigen, und gemeinsame Abschiebungen zu koordinieren und zu finanzieren", teilte Avramopoulos mit.

EU-Kommissionspräsident Juncker sagte, die Situation in Calais stürze ihn in tiefe Verzweiflung. Die finanziellen Hilfen würden das Problem nicht lösen, könnten aber "die Last erleichtern".

EU bezeichnet Gespräche als konstruktiv

Der EU-Kommissar hatte zuvor Gespräche mit Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve und seiner britischen Kollegin Therasa May geführt und diese als "konstruktiv" bezeichnet. Zudem lobte Avramopoulos "die enge Zusammenarbeit der beiden Länder in dieser Angelegenheit". Die gegenwärtige Krise in Calais sei "ein weiteres frappierendes Beispiel für die Notwendigkeit einer umfassenderen Solidarität und Verantwortlichkeit beim Umgang mit Migrationsdruck in Europa". "Wir erleben eine Einwanderungskrise von außergewöhnlichen Ausmaßen, die sehr stark mit Konflikten in der weiteren Umgebung von Europa zusammenhängt." Die Europäische Union müsse daher "geeint handeln, um einer Herausforderung zu begegnen, die über nationale Grenzen hinausgeht".

Am Eurotunnel bei Calais versuchen derzeit täglich Hunderte Flüchtlinge, nach Großbritannien zu gelangen. Zuletzt führte die Flüchtlingskrise zu Spannungen zwischen Frankreich und Großbritannien. Cazeneuve forderte in einem Zeitungsinterview vom Dienstag von London mehr Anstrengungen zur Bewältigung der Flüchtlingskrise.

Ralph Sina, R. Sina, ARD Brüssel, 05.08.2015 09:11 Uhr