Malediven, Strand und Korallenriff

Weitere Annäherung an China Malediven fordern Indien zum Truppenrückzug auf

Stand: 15.01.2024 15:23 Uhr

Die Beziehungen zwischen den Malediven und Indien sind angespannt. Erst kam es zum Eklat um Strandfotos von Premier Modi, nun soll Indien seine Armee vom Inselstaat abziehen. Der maledivische Präsident setzt auf eine engere Partnerschaft mit China.

Die Malediven haben Indien aufgefordert, die Militärpräsenz in dem Inselstaat zu beenden. Bis zum 15. März müssten Dutzende Militärangehörige abgezogen sein, ließ Präsident Mohamed Muizzu mitteilen. Es habe ein entsprechendes Treffen von Vertretern beider Regierungen gegeben, berichtete das Außenministerium in Malé, der Hauptstadt der Malediven.

Indische Soldaten und Kriegsschiffe halfen bisher unter anderem bei der Überwachung der Region. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind seit einiger Zeit angespannt. Die asiatischen Großmächte Indien und China buhlen um Einfluss in dem Inselstaat im Indischen Ozean.

Der kürzlich gewählte Präsident Muizzu gilt als pro-chinesisch und hatte versprochen, die Präsenz indischer Armeeangehöriger zu beenden. Sein Wahlkampf lief unter dem Slogan "Indien raus". Kürzlich besuchte Muizzu China, um die Beziehungen zur zweitgrößten Volkswirtschaft zu stärken.

Malediven sind Teil von Chinas "neuer Seidenstraße"

Bei seiner einwöchigen Reise warb der Präsident des Inselstaats auf einem Investitionsforum um Geld aus der Volksrepublik. In Fuzhou, dem Startpunkt von Chinas maritimer Seidenstraße, bezeichnete Muizzu seinen Gastgeber als einen der "engsten Verbündeten und Entwicklungspartner". Zugleich kündigte er an, den Export von Fischereierzeugnissen zu steigern. Ein Freihandelsabkommen soll dabei helfen.

Die Fischereiwirtschaft ist der größte Arbeitgeber auf den Malediven, deren Staatsgebiet zu 99 Prozent aus Meer besteht. Mengen- und wertmäßig machen Fische und Meeresfrüchte mehr als 99 Prozent der Exporte aus.

Der Präsident der Malediven, Mohamed Muizzu, und der chinesische Präsident Xi Jinping laufen auf einem roten Teppich.

Der Präsident der Malediven, Mohamed Muizzu, und der chinesische Präsident Xi Jinping haben einen Ausbau der Beziehungen vereinbart. China investierte bereits Milliarden in dem Inselstaat.

Peking investiert in Milliardenhöhe

China hat bereits eine eigene Präsenz auf den Malediven aufgebaut. Im Rahmen von Xis Initiative "Neue Seidenstraße", die auf den Aufbau eines globalen Handels- und Infrastrukturnetzes abzielt, unterstützt China etwa den Ausbau des internationalen Flughafens Velana auf den Malediven.

Chinesische Firmen haben seit der Entscheidung der Malediven im Jahr 2014, sich dem Megaprojekt Seidenstraße anzuschließen, knapp 1,4 Milliarden Dollar im Land investiert. Das zeigen Daten des American Enterprise Institute.

Im vergangenen Jahr etwa steckte die China National Machinery Industry Corporation 140 Millionen Dollar in die Tourismusbranche der Malediven, die mehr als ein Viertel der Wirtschaftskraft ausmacht. 2019 stellten chinesische Touristen ein Fünftel der ausländischen Besucher. Sie waren damit die größte Touristengruppe, fielen aber wegen der Corona-Pandemie zuletzt auf den dritten Platz zurück.

Urlauber am Strand nahe Male, dem Zentrum der Malediven.

Die Malediven gelten für viele Menschen als Traumreiseziel. Die meisten Touristen kamen im vergangenen Jahr aus Indien.

Fotos am Strand von Indiens Premierminister Modi

Nach seiner Rückkehr aus Peking versetzte der Präsident des Inselstaats dem Nachbarn und bisherigen wichtigen Partner Indien einen Seitenhieb, ohne das Land direkt zu erwähnen: "Wir sind vielleicht klein, aber das gibt euch nicht eine Lizenz, uns zu drangsalieren", zitierte ihn die Zeitung "SunOnline".

Muizuu spielte damit auf einen Eklat an, der sich kürzlich ereignet hatte. Grund dafür waren Fotos des indischen Premierministers Narendra Modi vor traumhafter Strandkulisse. Er war dabei in Flipflops beim Strandspaziergang und mit Schwimmweste beim Schnorcheln zu sehen. Mit den Bildern hatte Modi für die eigene indische Inselgruppe Lakshadweep geworben. Die kürzlich auf der Plattform X (ehemals Twitter) hochgeladenen Bilder der indischen Inselgruppe erinnern an den benachbarten Inselstaat.

Modis Posting führte auf den Malediven zu Protesten. Denn die Traumdestination ist stark auf ausländische Gästen angewiesen, von denen besonders viele aus Indien kommen. Der Post sorgte unter anderem für despektierliche Aussagen von drei Vizeministern der Malediven. So machte Vizeministerin Mariyam Shiuana sich in einem inzwischen gelöschten X-Beitrag über Modi lustig und bezeichnete ihn als "Clown".

Die meisten Touristen kamen bislang aus Indien

In Indien warben im Gegenzug Bollywood-Stars, bekannte Kricketspieler, Politiker und eine Reiseplattform für die indischen Inseln und riefen zum Boykott der Malediven auf. Neu-Delhi bestellte diese Woche zudem den maledivischen Botschafter ein. Urlauber posteten auf X Screenshots mit dem Hashtag #BoycottMaldives, um zu zeigen, dass sie ihre geplanten Reisen in den Inselstaat abgesagt hatten.

Am Montag schloss sich das indische Reiseportal EaseMyTrip den Protesten an und setzte das Buchen von Flügen auf die Malediven aus - "aus Solidarität mit unserer Nation". Die maledivische Regierung zog schließlich die Bremse an, um den Zank unter Kontrolle zu bringen. Die drei Regierungsmitglieder löschten ihre Social-Media-Beiträge und wurden wegen Postens abfälliger Bemerkungen über Indien vom Dienst suspendiert.

Die Inselgruppe ist seit den 1970er-Jahren global zu einem begehrten Urlaubsziel geworden. Einkünfte aus dem Tourismus sind eine wesentliche Säule der Wirtschaft des Landes. Auf Nationalitäten bezogen waren indische Besucher im vergangenen Jahr die größte Gruppe. Entwickelt sich Lakshadweep zu einer Konkurrenz, könnte das den Malediven finanziell erhebliche Einbußen bescheren.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 12. November 2023 um 15:17 Uhr.