Die Rakete, die ein russisches Filmteam zu Dreharbeiten auf die ISS befördern soll (Foto vom 1.10.2021).

Flug zur ISS Raketenstart zum Filmdreh im All

Stand: 05.10.2021 13:19 Uhr

Countdown statt Klappe, die erste: Mit einer Sojus-Rakete ist ein russisches Filmteam zur Internationalen Raumstation gestartet. Dort soll erstmals ein Spielfilm gedreht werden. Auch die ISS-Besatzung spielt mit.

Bei diesem Flug geht es der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos vor allem um eines: "Nochmals zu beweisen, dass wir die Besten sind. Dass wir auch Nicht-Fachleute nehmen und sie in kurzer Zeit vorbereiten - ihnen die Möglichkeit geben, ins All zu fliegen, sie dort ihre Arbeit machen und ihre Mission erfüllen lassen." So erklärt es Anton Schkaplerow, Kommandeur der Sojus MS-19.

Diese Rakete ist pünktlich vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur zur Internationalen Raumstation ISS aufgebrochen - mit Klim Schipenko und Julia Peresild an Bord, einem Filmregisseur und einer Schauspielerin. Ihre Mission: Den ersten Kinofilm im Weltraum zu drehen.

Das Filmteam, das auf der ISS Spielfilmszenen drehen will, bei einer Pressekonferenz (Bild von Roskosmos).

Das Filmteam, das auf der ISS Spielfilmszenen drehen will, bei einer Pressekonferenz (Bild von Roskosmos).

Herausforderung bei den Dreharbeiten

Rund vier Monate haben sie sich im Trainingslager der Kosmonauten darauf vorbereitet. Schon da habe sie verstanden, dass es ein äußerst schwieriger Dreh werde, erzählte die 37-jährige Schauspielerin, die sich gegen Tausende Bewerberinnen auf die Rolle durchgesetzt hat, vor dem Start. Angst vor dem Flug ins All habe sie aber nicht: "Das Gefühl der Schwerelosigkeit ist ein unglaubliches. Nur die ersten zwei Sekunden fürchtest du dich. Dann begreifst du aber, welche grenzenlosen Möglichkeiten dir das gibt."

Der Arbeitstitel des Films "Wyzow" - auf Deutsch: "Herausforderung" - ist somit genauso zutreffend für die Dreharbeiten. Und auch im Inhalt spiegelten sich die Erfahrungen, die das Filmteam an Bord der ISS machen wird, erklärt Regisseur Klim Schipenko:

Die Grundlage dieses Films ist die Geschichte einer Frau, die mit Raumfahrt nichts zu tun hat - und der angeboten wird, zur ISS zu fliegen. Sie ist Ärztin und soll dort einem Kosmonauten das Leben retten. Also das tun, was sie eigentlich auf der Erde tut - nur unter ihr bisher unbekannten Bedingungen.

"Kreativer beruflicher Austausch"

Auch die Besatzung der ISS werde sich in den kommenden Tagen auf unbekanntem Terrain bewegen, meint Schipenko: "Die Kosmonauten werden bei den Dreharbeiten helfen und Rollen spielen. Das Drehbuch ist so geschrieben, dass sie zu Schauspielern werden und wir - zu Kosmonauten. Es ist ein kreativer beruflicher Erfahrungsaustausch."

Mindestens zwölf Tage soll das Filmteam auf der ISS verbringen. Die Dreharbeiten sollen direkt nach dem Andocken beginnen. Auch Kommandeur Schkaplerow, der das Team zur ISS fliegt, wird eine Rolle übernehmen - für ihn der eigentlich interessante Teil dieser Mission.

Herauskommen soll am Ende aber kein großer Blockbuster à la Hollywood, sondern ein "einzigartiges wissenschaftliches und pädagogisches Projekt", wie es vonseiten der russischen Raumfahrtbehörde heißt. Und zwar eines, das vermitteln soll, dass jeder ins All fliegen könne. Denn auch Russland ist engagiert im Zukunftsprojekt Weltraum-Tourismus.

Bevor es aber soweit ist, ist man erst einmal stolz darauf, nach dem ersten Weltraumsatelliten und dem ersten bemannten Raumflug nun auch den ersten Film vorweisen zu können, dessen Dreharbeiten nicht mit einer Klappe beginnen, sondern mit einem Countdown.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 05. Oktober 2021 um 14:00 Uhr.