Elnas Rekabi (links) spricht am Flughafen Teheran mit Journalisten, Iran. | EPA

Medienbericht Iranische Kletterin Rekabi in Hausarrest

Stand: 22.10.2022 14:56 Uhr

Die iranische Kletterin Rekabi sorgte im Finale der Asien-Meisterschaften für Wirbel, weil sie ohne Kopftuch antrat. Nach ihrer von vielen gefeierten Rückkehr darf sie ihr Haus einem Medienbericht zufolge nicht mehr verlassen.

Die iranische Sportkletterin Elnaz Rekabi steht offenbar unter Hausarrest. Das berichtet der Sender BBC Persian unter Berufung auf eine gut informierte Quelle.

Iranische Behörden wiesen das zurück. Rekabi bleibe zu Hause, weil sie "Ruhe brauche". Nach Angaben des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) des Iran darf die Sportlerin weiter trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen. Sie habe "keine Konsequenzen" zu befürchten, beteuerten Vertreter gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Kritiker hatten zuvor große Sorgen über Rekabis Sicherheit geäußert.

Sportlerin zunächst spurlos verschwunden

Rekabi hatte im Finale der Asien-Meisterschaft in Seoul das für iranische Sportlerinnen obligatorische Kopftuch abgenommen. Dies wurde als Zeichen ihrer Solidarität mit der Frauenbewegung im Iran und den Protesten gegen den Kopftuchzwang gesehen.

Rekabi verschwand nach ihrem Auftritt in Seoul zunächst spurlos. Medienberichten zufolge hatte ihr Team das Hotel am Montagmorgen verlassen, was dann mit ihr geschah, war nicht bekannt. Rekabis Pass und Mobiltelefon sollen beschlagnahmt worden sein, auch von einer Festnahme war in Medien die Rede.

Begeisterter Empfang in Teheran

Die iranische Botschaft in Seoul wies diese Berichte damals kategorisch zurück. Rekabi und ihr Team würden wie geplant am Dienstag nach Teheran zurückfliegen, hieß es damals.

Tatsächlich kehrte Rekabi am Mittwoch nach Teheran zurück. Eine große Menschenmenge bereitete ihr am Internationalen Flughafen Imam Chomeini einen begeisterten Empfang, wie im Netz kursierende Videoaufnahmen zeigten. Zu hören war, wie die Menschen immer wieder Rekabis Namen skandierten und sie als Heldin feierten.

Auf ihrem Instagram-Kanal bedankte sich die 33-Jährige in der Nacht auf Samstag ausführlich bei allen Iranern und ihren Unterstützern:

Ich bin unendlich dankbar für die Unterstützung von Euch, des gesamten iranischen Volks, den anständigsten Menschen des Planeten, Athleten und Nicht-Athleten, und für alle Unterstützung in der internationalen Gemeinschaft (...) Was ich bis heute erreicht habe, war nur möglich durch das Mitgefühl Eurer wunderbaren Seelen. Die Zukunft wäre keine Straße ohne Hindernisse, wenn Ihr nicht mitkommt.

Sie begann ihre Botschaft mit einem Zitat des iranischen Poeten Ahmed Schamlu, das darauf anspielt, dass Einzelne als Teil der Gemeinschaft existieren. Sie unterzeichnete mit den Worten: "Ich; das Volk, Iran".

Zweifelhafte Entschuldigung

Die Athletin hatte sich zuvor noch für den Vorfall in Südkorea entschuldigt und gegenüber staatlichen iranischen Medien darauf bestanden, dass ihre Kopfbedeckung versehentlich heruntergerutscht war. In einer Instagram-Story eines Accounts, der Rekabi zugeschrieben wird, hieß es: "Durch ein unpassendes Timing und einen unvorhersehbaren Aufruf zum Klettern" habe sie das Kopftuch unabsichtlich nicht getragen.

Aufnahmen von der Veranstaltung in Seoul zeigten sie aber entspannt, bevor sie kletterte.

Elnas Rekabi klettert ohne Kopftuch bei den Asienmeisterschaften in Seoul (Südkorea). | AFP

Kopftuch versehentlich heruntergerutscht? Elnas Rekabi klettert ohne Kopfbedeckung bei den Asienmeisterschaften in Seoul (Südkorea). Bild: AFP

Ob Rekabi selbst den Beitrag verfasste und dann unter welchen Umständen, ist unklar. Beobachter deuten die Entschuldigungen als erzwungene Stellungnahme. Die iranischen Behörden üben regelmäßig Druck aus. Persischsprachige Medien berichteten zudem darüber, dass Rekabis Bruder festgenommen worden sein soll.

Der iranische Sportminister Hamid Sadschdschadi hatte Rekabi einige Stunden nach ihrer Ankunft empfangen. Menschenrechtsorganisationen im Ausland äußerten Bedenken bezüglich Rekabis Sicherheit.

Über dieses Thema berichteten am 19. Oktober 2022 das ARD-Mittagsmagazin ab 13:00 Uhr und tagesschau24 um 15:00 Uhr.