Eine Frau bekommt eine Spritze gesetzt, während hinter ihr Menschen warten

Indien stoppt Impfstoff-Export Bhutan sitzt auf dem Trockenen

Stand: 03.06.2021 11:47 Uhr

Das kleine Königreich Bhutan konnte Anfang April verkünden, dass über 90 Prozent der erwachsenen Bevölkerung das erste Mal geimpft wurde. Die Herdenimmunität war in Sicht - dann stoppte Indien den Export.

Eigentlich hätte es ein Covid-Märchen sein können inmitten der Pandemie: Das kleine Himalaya-Königreich Bhutan konnte Anfang April verkünden, dass über 90 Prozent der erwachsenen Bevölkerung innerhalb von zehn Tagen das erste Mal geimpft wurde. Die Herdenimmunität war in Sicht. Doch nachdem Indien einen Exportstopp für Impfstoffe verhängt hatte, drohte die zweite Impfrunde in Bhutan auszufallen.

In einem schmalzigen Popsong mit dem Titel "Bhutan for Bharat", Bhutan für Indien, bedankte sich das kleine Land am Himalaya: "Wir haben von euch mehr Hilfe bekommen als notwendig." Und hofft im Gegenzug für den großen Nachbarn: "Gewinnt nun gegen den unsichtbaren Feind, das ist unser Gebet."

Indien hat es Bhutan erst möglich gemacht, seine Bevölkerung nahezu vollständig zu impfen - zumindest mit der ersten Dosis. Das kleine Königreich, in dem regelmäßig das "Bruttonationalglück" offiziell erhoben wird, schien tatsächlich eine Glückssträhne zu haben.

Bhutan: 66 Prozent in 10 Tagen geimpft

Ende März, Anfang April wurden 66 Prozent der Gesamtbevölkerung mit dem in Indien in Lizenz hergestellten AstraZeneca-Impfstoff Covishield geimpft - innerhalb von zehn Tagen. So schnell wie nirgends auf der Welt. Der König von Bhutan höchstpersönlich hatte die Herdenimmunität als Ziel ausgerufen, sagte jüngst sein Premierminister, Lotay Tshering, im Nachrichtensender CNN.

Mit dem Wissen um die Herdenimmunität sei seine Majestät der König sehr sicher gewesen, dass wir alle 700.000 Menschen in unserem Land impfen sollten, so der Premierminister.

Seit zwei Monaten ohne Impfstoff

Nun aber sitzt Bhutan auf dem Trockenen. Das Land, das offiziell erst einen Corona-Toten hatte, bekommt derzeit nichts mehr aus Indien. Das hatte schon vor zwei Monaten einen Exportstopp verhängt. Weil es angesichts der lange Zeit katastrophalen Lage erst seine eigene Bevölkerung impfen will. Bhutan aber ist nicht böse, im Gegenteil.

"Indien muss wieder lächeln, Indien muss wieder gewinnen", heißt es in dem Popsong weiter. Und deshalb solle man den Nachbarn jetzt nicht noch einmal bitten, so der König von Bhutan. Lotay Tshering, sein Premierminister, hat deshalb einen Aufruf gestartet.

Wir verstehen vollkommen die Situation, in der Indien ist. Und deshalb wenden wir uns an alle Führer der Welt, uns mit Impfstoffen zu unterstützen - bevorzugt AstraZeneca, aber es wäre auch jedes andere gut.

Mögliche Rettung aus der Schweiz

Vielleicht kommt die Rettung ja sogar aus der Schweiz. Die bhutanische Gesundheitsministerin sei schon in Kontakt mit ihrem Kollegen in Bern - es gebe erste positive Signale. Eigentlich wollte man die zweite Dosis nach acht bis zwölf Wochen verimpfen, so der Plan in Bhutan. Aber, so der Premier, inzwischen gebe es ja ohnehin die Empfehlung, mit der Zweitimpfung bis zu sechzehn Wochen zu warten.

Und so setzt sein Land eben inzwischen auf die anderen Maßnahmen gegen die Pandemie: Abstand halten, Maske tragen, häufige Tests und geschlossene Grenzen. Und hofft ansonsten darauf, dass seine Glückssträhne nicht abreißt. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 03. Juni 2021 um 05:16 Uhr.