Afghanische Bewohner suchen nach dem Erdbeben im Dorf Sarbuland in der Provinz Herat in Trümmern nach Überlebenden

Erdbeben in Afghanistan Suche nach Überlebenden in den Trümmern

Stand: 08.10.2023 04:34 Uhr

Mehrere Erdbeben innerhalb kurzer Zeit waren am Samstag in Afghanistan zu spüren. Jetzt machen erste Einschätzungen das Ausmaß der Katastrophe langsam deutlich. Rettungskräfte suchen nach Überlebenden.

Nach den starken Erdbeben in Afghanistan mit mindestens 100 Toten geht die Suche nach Überlebenden weiter. Das UN-Nothilfebüro OCHA ging davon aus, dass die Zahl der Opfer noch steigen wird, da zahlreiche Menschen unter eingestürzten Gebäuden eingeschlossen sind. Afghanistans Katastrophenschutz hatte zuvor Sorgen über Hunderte mögliche Todesopfer geäußert. Sieben Dörfer in der stark betroffenen Grenzprovinz Herat seien komplett zerstört worden, sagte ein Sprecher des nationalen Katastrophenschutzes der Nachrichtenagentur dpa am Samstag.

Laut der WHO waren von der Erdbeben-Katastrophe insgesamt rund 4.200 Menschen betroffen, mindestens 600 Häuser wurden zerstört. Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) berichtete auf der Internetplattform X (ehemals Twitter), dass in den ersten Stunden mindestens 300 Verletzte im Krankenhaus der Provinzstadt Herat behandelt worden seien. MSF habe dort unmittelbar nach dem Beben zusätzliche Zelte errichtet.

Oliver Mayer, ARD Neu-Delhi, zzt. Chennai, zu den Erdbeben in Afghanistan

tagesschau, 07.10.2023 20:00 Uhr

Guterres ruft zu Unterstützung auf

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich bestürzt und sprach den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid aus, wie UN-Sprecher Stephane Dujarric in New York erklärte. Guterres rief die internationale Gemeinschaft auf, die vom Erdbeben betroffene afghanische Bevölkerung vor allem mit Blick auf den kommenden Winter zu unterstützen.

Der gut vernetzte afghanische Journalist Bilal Sarwari teilte auf der Plattform X Videos von den Rettungsarbeiten. Die Bilder zeigten Häuser, die komplett in Trümmern lagen. "Die ruhige Schönheit von Herat wurde durch ein unbarmherziges Erdbeben zerstört, das ganze Dörfer in Schutt und Asche gelegt hat", schrieb Sarwari.

Beben auch im Iran

Am Samstagmorgen hatten mindestens acht Beben innerhalb kurzer Zeit die Grenzregion nahe dem Iran erschüttert. Die US-Erdbebenwarte USGS bezifferte die Stärke auf Werte zwischen 4,6 und 6,3. Die Erdstöße ereigneten sich am Morgen nordwestlich der afghanischen Grenzstadt Herat, in einer geringen Tiefe von rund zehn Kilometern.

Karte von Afghanistan mit Kabul, Kandahar, Laschkargah, Herat, und Kundus

Auch im Nachbarland Iran waren die Beben zu spüren. Bewohner der rund 300 Kilometer von der Erdbebenzone entfernten Millionenmetropole Maschhad im Iran erzählten, dass Häuserwände gezittert hätten. Laut Irans Staatsmedien wurden Teams zur Inspektion möglicher Schäden in Grenzgebiete geschickt.

Immer wieder ereignen sich schwere Erdbeben in der Region, wo die Arabische, die Indische und die Eurasische Platte aufeinandertreffen. Bei einem verheerenden Beben kamen 2022 in Afghanistan mehr als 1.000 Menschen ums Leben. Nach mehreren Jahrzehnten Konflikt sind viele Häuser schlecht gebaut. Erdbeben richten daher oft große Schäden an.

Charlotte Horn, ARD Neu Delhi, tagesschau, 07.10.2023 18:41 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 07. Oktober 2023 um 20:00 Uhr.