Chinesischer Außenminister Qin Gang

China Außenminister Qin Gang des Amtes enthoben

Stand: 25.07.2023 13:54 Uhr

China wechselt seinen Außenminister: Der seit Wochen "verschwundene" Amtsinhaber Qin Gang wurde offiziell abgesetzt. Die Spekulationen über die möglichen Hintergründe dauern weiter an.

Der chinesische Außenminister Qin Gang ist seines Postens enthoben worden. Das berichten chinesische Staatsmedien. Der Politiker war bereits seit Wochen nicht mehr öffentlich aufgetreten.

Wie der Staatssender CCTV berichtete, stimmte der Ständige Ausschuss des Volkskongresses dafür, den Außenminister abzusetzen. Demnach soll Wang Yi das Amt erneut übernehmen. Er hatte den Posten schon vor Qin Gang innegehabt. Ein Grund für den Wechsel wurde nicht bekanntgegeben.

Der 57 Jahre alte Qin Gang hatte die Position im Dezember 2022 übernommen. Zuvor war er Botschafter in den USA und stellvertretender Außenminister Chinas.

Spekulationen über den Verbleib

Zum letzten Mal war Qin Gang am 25. Juni bei einem offiziellen Termin in Erscheinung getreten: Damals hatte er in Peking den russischen Vizeaußenminister Andrej Rudenko getroffen. Anschließende Termine, wie etwa ein Treffen mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell oder die Teilnahme am ASEAN-Außenministertreffen, wurden abgesagt. Aus dem Außenministerium hieß es, Qin Gang könne aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen.

Vor allem im Internet wird jedoch seit Wochen auch über andere mögliche Gründe des "Verschwindens" des nun entlassenen Außenministers spekuliert, darunter Gerüchte über eine Affäre des verheirateten Politikers mit einer Fernsehmoderatorin.

Kein Einzelfall in China

Das Verschwinden von hohen Beamten, Prominenten und Geschäftsleuten kommt in China immer wieder vor. Oft stellt sich später heraus, dass sie in Ermittlungen oder andere Kontroversen verwickelt waren.

Zu den bekanntesten Fällen der vergangenen Jahre gehört der ehemalige chinesische Interpol-Chef Meng Hongwei, der 2018 auf einer Reise in China verschwand. Zwei Jahre später verurteilte ihn ein chinesisches Gericht wegen der Annahme von Bestechungsgeldern zu einer langen Haftstrafe. 

2021 sorgte der Fall der chinesischen Ex-Tennisspielerin Peng Shuai weltweit für Aufsehen: Im November hatte die frühere Weltranglistenerste im Doppel im Internet einen Beitrag veröffentlicht, der als Vorwurf eines sexuellen Übergriffs durch einen ranghohen kommunistischen Parteifunktionär gewertet wurde. Der Post wurde gelöscht, von Peng Shuai war vorerst nichts mehr in der Öffentlichkeit zu hören - bis sie sich im Dezember selbst von dieser Auslegung ihres Beitrags distanzierte.

Benjamin Eyssel, ARD Peking, tagesschau, 25.07.2023 13:51 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 25. Juli 2023 um 14:00 Uhr.