
Debatte nach Uvalde-Massaker "Wo gibt es noch einen sicheren Ort?"
Im Kongress haben die Familien der Schulkinder von Uvalde Konsequenzen gefordert: Sie fordern eine strengere Regulierung von Schusswaffen, um weitere Massaker zu verhindern. Trotz der bewegenden Anhörung sind die Aussichten gering.
Sie ist in den USA zur Symbolfigur für den Irrsinn der völlig außer Kontrolle geratenen Schusswaffengewalt geworden: Die elfjährige Miah Cerrillo, die wie durch ein Wunder das Massaker von Uvalde überlebt hat. Sie hat sich gestern mit einer Videobotschaft an die Abgeordneten gewandt und noch einmal erzählt, wie sie sich in ihrem Klassenzimmer in der Robb Elementary School mit dem Blut einer toten Klassenkameradin beschmiert hatte, dem Blut ihrer besten Freundin - "damit der Attentäter mich für tot hält", wie die Viertklässlerin sagt.
Miah hat den Horror von Uvalde überlebt, aber sie ist nicht mehr dieselbe, sagte ihr Vater Miguel Cerrillo im Kongress aus: Das kleine Mädchen, mit dem er früher gespielt habe und herumgerannt sei, sei an jenem Schicksalstag gestorben.

Miguel Cerrillo, der Vater der elfjährigen Miah, sagt unter Tränen aus: Seine Tochter sei nicht mehr dieselbe.
Was das Kind miterleben musste, konnten sich die Abgeordneten in etwa ausmalen, nachdem der Kinderarzt Roy Guerrero, der die Kinderleichen untersuchen musste, beschrieben hatte, was er an dem Tag erlebte: Er werde das nie vergessen; kein Gebet könne diese Last von seiner Seele nehmen.
Von Kugeln zersiebte Kinderleichen
Zwei Kinder, deren Körper von den Kugeln enthauptet und zerfetzt waren, konnten nur anhand ihrer blutverschmierten Kleider identifiziert werden. Die Eltern der zehnjährigen Lexi Rubio dürften den Rest ihres Lebens von Albtraumfantasien gequält werden: Wie ihre Tochter wohl aussah, als der Attentäter sie mit Kugeln zersiebt hatte.
"Wir stehen hier an Lexis Stelle", sagte die Mutter des Mädchens, Kimberly Rubio, unter Tränen, "und verlangen in ihrem Namen, dass etwas geschieht, etwa ein Verbot von militärischen Schnellfeuerwaffen." Doch den Rubios ist klar: Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass diesmal, nach der Tragödie von Uvalde, spürbare Konsequenzen gezogen werden.
Sie verstehe, dass für manche Leute mit Geld, die politische Kampagnen finanzieren, Waffen wichtiger sind als Kinder, so die Mutter der erschossenen Grundschülerin.
Aussicht auf wachsweichen Kompromiss
Während in der einen Parlamentskammer, im Repräsentantenhaus, Appelle wie der von Rubio zu hören waren, wurde in der anderen, im Senat, gerungen um einen Kompromiss für wenigstens leicht verschärfte Waffengesetze.
Er bleibe zuversichtlich, dass ein paar der Möglichkeiten, die Verfügbarkeit von Waffen einzuschränken, noch immer auf dem Verhandlungstisch liegen, sagte Senator Bob Casey, ein Demokrat aus Pennsylvania - etwa das Anheben des Mindestalters für Waffenkäufe von 18 auf 21 Jahre.
Caseys Partei muss zehn Republikaner dafür gewinnen, mit ihr für eine Reform des Waffenrechtes zu stimmen: Ein Kraftakt, der eher auf einen wachsweichen Kompromiss hindeutet. "Wo gibt es noch einen sicheren Ort in Amerika?", fragte Senator Casey seine Kollegen. "Nicht in Supermärkten, nicht in Synagogen, Kirchen oder Schulen." Er glaube nicht, dass die meisten US-Amerikaner so leben wollen.