Auf dem Standbild eines Videos ist zu sehen, wie Patrick Lyoya vor dem Polizisten davonläuft.

US-Bundesstaat Michigan Schwarzer stirbt bei brutalem Polizeieinsatz

Stand: 14.04.2022 07:26 Uhr

In den USA sorgt erneut ein tödlicher Polizeieinsatz für Proteste, bei dem ein schwarzer Mann gewaltsam ums Leben kam. Der junge Afroamerikaner war lediglich wegen eines falschen Nummernschilds angehalten worden.

Ein weißer US-Polizist hat bei einer Auseinandersetzung während einer Verkehrskontrolle einen Schwarzen mit dem Gesicht nach unten zu Boden gedrückt und ihm dann in den Hinterkopf geschossen. Das geht aus vier Videos von dem tödlichen Zwischenfall in der vergangenen Woche hervor, die die Polizei veröffentlichte.

Der 26-jährige Patrick Lyoya war am 4. April erschossen worden, nachdem ihn ein Polizist in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan angehalten hatte. Grund war laut der Polizei, dass seine Nummernschild nicht zu seinem Auto passte.

Videos zeigen Polizeieinsatz

Eines der Videos, das die Polizei veröffentlichte, wurde von einer Person aufgenommen, die mit Lyoya im Auto saß. Die Verkehrskontrolle lief gleich von Anfang an aus dem Ruder. In den Aufnahmen war zu sehen, wie Lyoya, gebürtig aus der Demokratischen Republik Kongo, aus dem Auto stieg und der Polizist ihn aufforderte, wieder einzusteigen.

Weißer Polizist erschießt Schwarzen bei Verkehrskontrolle in Michigan

tagesschau, tagesschau, 14.04.2022 20:00 Uhr

Der 26-Jährige versuchte aber wegzulaufen und lieferte sich auf dem Rasen vor einer Reihe von Wohnhäusern eine Rangelei mit dem Polizisten. Dabei wollte er auch dessen Elektroschocker zu fassen bekommen. Der Polizist sagte mehrfach "Lass los" und forderte Lyoya während der Auseinandersetzung auch einmal auf, den Taser fallen zu lassen.

Schließlich drückte der Beamte ihn mit seinem Knie mit dem Gesicht nach unten zu Boden, zog dann plötzlich seine Dienstwaffe und schoss Lyoya aus nächster Nähe in den Hinterkopf.

"Ich sehe es als eine Tragödie", sagte der Polizeichef von Grand Rapids, Eric Winstrom. "Der Verlust eines Lebens ist unter jeglichen Umständen traurig, und ich weiß, dass dies Auswirkungen auf unsere Stadt haben wird." Eine Untersuchung wurde aufgenommen und der Beamte wurde beurlaubt.

Ein Mann geht mit erhobener Faust und einem "Black lives Matter"-Banner bei Protesten vor der Polizeistation in Grand Rapid, Michigan.

Ein Mann geht mit erhobener Faust und einem "Black lives Matter"-Banner bei Protesten vor der Polizeistation in Grand Rapid, Michigan.

Proteste vor dem Rathaus

Der Vorfall hatte bereits vor Veröffentlichung des Videos zu neuen Protesten gegen Polizeigewalt geführt. Am Abend waren mehr als 100 Menschen zum Rathaus von Grand Rapids marschiert und hatten Parolen wie "Black lives matter" (Das Leben von Schwarzen zählt) skandiert.

Vor knapp zwei Jahren hatte der auf einem Handyvideo festgehaltene qualvolle Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis international für Empörung gesorgt und in den USA landesweite Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst.

Der weiße Polizist Derek Chauvin hatte dem wegen eines mutmaßlich gefälschten 20-Dollar-Scheins festgenommenen Schwarzen rund neuneinhalb Minuten lang das Knie in den Nacken gedrückt, obwohl der 46-Jährige wiederholt klagte, er bekomme keine Luft mehr. Floyds Klage "I can't breathe" ging um die Welt und wurde zu einem Motto der Anti-Rassismus-Bewegung Black Lives Matter. 

Katrin Brand, Katrin Brand, ARD Washington, 14.04.2022 07:28 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 14. April 2022 um 08:30 Uhr.