Donald Trump und Mike Pence (v.l.)

Angriff auf das Kapitol Als Mike Pence die US-Demokratie rettete

Stand: 17.06.2022 04:39 Uhr

Am dritten Tag der Anhörungen zum Sturm auf das US-Kapitol wurde klar, wie sehr Ex-Präsident Trump seinen Vize Pence unter Druck setzte, die Wahl Bidens zurückzuweisen. Obwohl zeitweise sogar sein Leben in Gefahr war, widersprach Pence und rettete so die US-Demokratie.

"Bringt ihn raus!!", "Hängt Mike Pence!", riefen die Aufrührer am 6. Januar 2021 im US-Kapitol. Donald Trump hatte ihnen eingehämmert, dass Pence, der Vizepräsident, das Recht und die Pflicht habe, die Ergebnisse der Wahl zurückzuweisen. Und als Pence das nicht tat, wollten sie ihn zur Rechenschaft ziehen. Pence musste an einen sicheren Ort gebracht werden, nur wenige Meter trennten ihn von den Umstürzlern, das wurde gestern deutlich.

Wie Donald Trump seinen Vizepräsidenten unter Druck setzte und die Öffentlichkeit gegen ihn aufwiegelte, das stand im Mittelpunkt des dritten Tages der Anhörungen.

Pence sollte Zertifizierung der Wahl stoppen

"Donald Trump wollte, dass Mike Pence etwas tut, das kein Vizepräsident je getan hatte. Er sollte die Stimmen zurückweisen und entweder Trump zum Sieger erklären oder die Stimmen zurück an die Bundesstaaten schicken, damit sie dort nochmal gezählt würden", sagte Bernie Thompson, der Vorsitzende des Sonderausschusses, der die Ereignisse vom 6. Januar aufklären will.

An diesem Tag sollten in einer Sitzung des Kongresses die Stimmen der Wahlleute aus den Bundesstaaten entgegengenommen und zertifiziert werden. Eine bloße Zeremonie unter der Leitung des Vizepräsidenten, so war es bisher immer gewesen. Doch Donald Trump forderte, Pence müsse die Zertifizierung stoppen, schließlich sei es bei der Wahl nicht mit rechten Dingen zugegangen.

"Eine Revolution innerhalb einer Verfassungskrise"

Mike Pence und seine Berater kamen zu einem anderen Ergebnis. Es gebe keine vertretbare Grundlage für die Schlussfolgerung, dass der Vizepräsident diese Befugnis habe, so fasste es Greg Jacob zusammen, damals Berater von Mike Pence. Und Michael J. Luttig, ein konservativer Richter, ging noch weiter: "Donald Trump zum nächsten Präsidenten zu erklären, hätte Amerika meiner Meinung nach in eine Revolution innerhalb einer Verfassungskrise gestürzt".

Trump sah das anders, das wurde in der Anhörung deutlich. Er hörte auf die eine Stimme, die das Gegenteil behauptete, auf den Juristen John Eastman. Eastman schrieb immer wieder Memos und forderte von Pence, Trump zum Präsidenten zu machen, unterstützt vom früheren Präsidenten, der in Reden und Tweets Pence unter Druck setzte - und, so schilderten es Zeugen, in einem Telefonat Pence heftig beschimpfte.

Pence wollte Kapitol nicht verlassen

Und als Pence sich immer noch weigerte, da habe Trump den Mob auf ihn gehetzt, den Mob, der "Hängt Mike Pence rief" und einen Galgen vor dem Kapitol aufgebaut hatte, so schilderte es Bernie Thompson, der Ausschussvorsitzende.

Sicherheitskräfte wollten Pence aus dem Kapitol bringen, doch er habe sich geweigert, so berichtete es ein Zeuge, der Vizepräsident habe nicht den Eindruck abgeben wollen, er fliehe. Stattdessen brachte er Stunden später die unterbrochene Sitzung zu Ende - und machte Joe Biden zum Präsidenten.

Katrin Brand, Katrin Brand, ARD Washington, 17.06.2022 07:36 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 17. Juni 2022 um 02:00 Uhr.