Cesar Vasquez Sanchez (3.v.l), Gesundheitsminister von Peru, besucht das Nationale Institut für Neurologische Wissenschaften, in dem derzeit zwei Patienten mit Guillain-Barré-Syndrom behandelt werden.

Gesundheitsnotstand in Peru Anstieg von Fällen seltener Nervenkrankheit

Stand: 10.07.2023 12:34 Uhr

Angesichts der ungewöhnlichen Häufung einer sehr seltenen Nervenerkrankung hat Peru den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Nach Angaben der Regierung soll dieser für drei Monate gelten.

Nach einem ungewöhnlichen Anstieg von Fällen einer Nervenkrankheit hat Perus Regierung einen Gesundheitsnotstand erklärt. "Aufgrund der ungewöhnlichen Zunahme von Fällen des sogenannten Guillain-Barré-Syndroms wird für 90 Tage der nationale Gesundheitsnotstand verhängt", erläuterte das peruanische Gesundheitsministerium.

In dem südamerikanischen Land seien seit Januar 182 Fälle des Syndroms erfasst worden, so die Behörde. Betroffen sind demnach alle 25 Regionen des insgesamt etwa 33 Millionen Einwohner zählenden Andenstaates.

Fatale Folgen für Betroffene

Vier der Betroffenen seien gestorben. 31 Patienten seien noch im Krankenhaus, die restlichen 147 wieder entlassen worden.   

In den vergangenen Wochen habe es einen hohen Anstieg von Fällen gegeben, "der uns zu Maßnahmen auf staatlicher Ebene zwingt, um die Gesundheit und das Leben der Bevölkerung zu schützen", erklärte Gesundheitsminister César Vásquez vor Journalisten.

Die Ausrufung des Gesundheitsnotstands ermöglicht demnach den Kauf von Immunglobulinen zur Behandlung betroffener Menschen über die nächsten zwei Jahre.

Neurologische Erkrankung

Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung. Sie beginnt oft mit einem Kribbeln und Taubheitsgefühl - und kann zu Muskelschwäche sowie Lähmungserscheinungen führen.

Durch eine überschießende Autoimmunreaktion werden Nerven geschädigt, so dass sie keine Reize mehr übertragen können. Die Muskelschwäche verstärkt sich normalerweise innerhalb von zwei bis vier Wochen und kann das Atemsystem beeinträchtigen.

Dem Syndrom geht in der Regel eine Erkrankung der oberen Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts voraus, zum Beispiel eine Infektion mit Campylobacter-Bakterien. Auch Dengue- und Zika-Virus können Auslöser sein. Meist bleibt es bei Einzelfällen, Ausbrüche sind selten.

Krankheit keine Neuheit

In Peru wurde schon 2019 eine größere Welle des Guillain-Barré-Syndroms erfasst. Im Zeitraum vom 20. Mai bis 27. Juli wurden 683 vermutete oder bestätigte GBS-Fälle festgestellt, wie es in einer 2020 im Fachblatt "Emerging Infectious Diseases" vorgestellten Analyse heißt.

In Französisch-Polynesien folgte 2013 und 2014 eine Häufung von Guillain-Barré-Syndrom-Fällen auf eine Zika-Infektionswelle.

Gründe für Zunahme unklar

"Wir haben die Krankheit derzeit unter Kontrolle", sagte Perus Gesundheitsminister César Vásquez vor Journalisten. Da es in den vergangenen Wochen aber einen bedeutenden Anstieg von Fällen gegeben habe, sei es notwendig geworden, zu handeln.

Zu den Gründen für die Zunahme gab es zunächst keine Angaben. Mit der Notstandserklärung werde gewährleistet, dass ausreichend Medikamente zur Behandlung des Syndroms für die Krankenhäuser bereitgestellt würden, hieß es.

Außerdem werden demnach die epidemiologische Überwachung intensiviert und die Referenzlabore zur Analyse von Proben verstärkt.