Mike Pence im Interview mit AP anlässlich der Vorstellung seines neuen Buches.

Pence gegen Trump "Wir haben Besseres zur Auswahl"

Stand: 17.11.2022 08:16 Uhr

Mike Pence galt als loyaler Vize des damaligen US-Präsidenten Trump. Doch die Zeiten haben sich geändert. In einem Interview ging Pence nun deutlich auf Distanz zu Trump. Auch eine eigene Präsidentschaftskandidatur zieht er in Betracht.

Mike Pence, 63 Jahre alt, ehemals Gouverneur von Indiana und später Vizepräsident, ist kein Mann großer Worte. In Interviews sind seine Sätze meist kurz und seine Pausen lang - auch jetzt, wenn er für sein neues Buch wirbt und sich für eine Bewerbung als Präsidentschaftskandidat warm läuft.

Auf die Frage, ob Donald Trump je wieder Präsident werden sollte, sagt Pence im ABC-Interview: "Ich denke, das muss das amerikanische Wahlvolk entscheiden. Aber ich glaube, wir haben Besseres zur Auswahl in Zukunft", so die Antwort. Heißt das, er wird selbst gegen Trump in den parteiinternen Vorwahlen der Republikaner antreten? "Wir denken bei uns zu Hause darüber nach", so die Antwort in typischer Pence-Manier.  

Treue zu Trump - bis zum 6. Januar 2021

Pence ist ein streng gläubiger, konservativer Familienmensch. Er hat Trump als Vizepräsident treu - manche sagen unterwürfig - gedient, bis Trump sich entschied, seine Wahlniederlage gegen Präsident Joe Biden zu leugnen und mit allen Mitteln gegen eine Machtübergabe zu kämpfen - bis hin zum Einsatz von Gewalt, wie der Sturm auf das Kapitol gezeigt hat.

Pence kam am 6. Januar 2021 als Vizepräsident die Rolle zu, das Wahlergebnis zu zertifizieren. Trump forderte ihn öffentlich auf, dies zu verweigern, doch Pence blieb standhaft.

"Hängt Mike Pence auf", skandierte der gewalttätige Mob daraufhin. Pence wurde gerade noch in Sicherheit gebracht. Wie sieht er das heute? "Die Worte des Präsidenten waren rücksichtslos. Er entschied sich, Teil des Problems zu sein", so Pence.

Geringe Chancen bei Kandidatur

Hätte der ehemalige Vizepräsident als Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur in den Vorwahlen der Republikaner gegen Trump eine Chance? Nein, sagt Van Jones, der allerdings zur Gegenseite, den Demokraten gehört. Jones war Berater von Ex-Präsident Barack Obama:

"Pence ist eine ganz andere Persönlichkeit, als man als Wahlkämpfer sein muss. Er ist zurückhaltend, ein Mann des Understatement, steht politisch sehr weit rechts außen. Er war bei Veranstaltungen nie ein Straßenfeger", so Jones beim Sender CNN.

"Als Präsidentschaftskandidat anzutreten ist nicht leicht"

John Kasich, Republikaner, Ex-Gouverneur von Ohio und erklärter Trump-Gegner, hat selbst einst versucht, Präsidentschaftskandidat zu werden. Er ist bei einer Pence-Kandidatur ebenfalls skeptisch: "Als Präsidentschaftskandidat anzutreten ist nicht leicht. Man muss nach Iowa, nach New Hampshire, raus auf die Straße, den Leuten in die Augen schauen. Es ist ein langer Weg."

Was heißt das für Trump-Konkurrenten wie Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, oder eben Pence? "DeSantis wird antreten, Pence wird wohl antreten, andere auch", so Kasich. "Doch die Ironie ist: Je größer das Bewerberfeld ist, desto besser die Chance für Trump, die Kandidatur zu gewinnen. Er hat das meiste Geld, die besten Verbindungen. Aber er wird am Ende nicht wieder Präsident der Vereinigten Staaten werden", so Kasich im Brustton der Überzeugung. "Die Leute werden Trump nicht noch einmal wählen."

Ralf Borchard, Ralf Borchard, ARD Washington, 17.11.2022 08:04 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 17. November 2022 um 09:11 Uhr.