Ein Ausschnitt aus einem Video, das von der brasilianischen Stiftung FUNAI veröffentlicht wurde, zeigt einen Stammesangehörigen, der als letzter bekannter Überlebender einer isolierten Amazonasgemeinschaft in Brasilien gilt und als "Tanaru" bekannt ist.

Brasilien Letzter Angehöriger eines indigenen Volkes gestorben

Stand: 30.08.2022 18:38 Uhr

In Brasilien ist ein indigenes Volk ausgestorben. Der letzte Angehörige der Tanaru wurde tot im Regenwald gefunden. Dort wird illegale Fleischproduktion betrieben. Kritiker sprechen von einem Genozid durch Rinderzucht. Von Anne Herrberg.

In Brasilien ist ein indigenes Volk ausgestorben. Der letzte Angehörige der Tanaru wurde tot im Regenwald gefunden. Dort wird illegale Fleischproduktion betrieben. Kritiker sprechen von einem Genozid durch Rinderzucht.

Er war der einsamste Mann der Welt - nun ist der letzte Überlebende des Indigenen-Volkes der Tanaru im Amazonasgebiet gestorben. Nach 26 Jahren in vollständiger Isolation. Das teilte die Indigenenschutz-Behörde Funai mit.

Der Mann sei nun tot im Stammesgebiet der Tanaru im westlichen Bundesstaat Rondônia gefunden worden. Er lag demnach in seiner Hängematte in seiner Hütte. Den Behörden zufolge gab es keine Anzeichen für "Gewalt oder Kampf".

26 Jahre allein im Regenwald

Medienberichten zufolge war der Leichnam mit Papageien-Federn bedeckt - was einem Experten zufolge darauf hindeuten könnte, dass der Indigene wusste, dass er sterben würde.

Der Mann hatte nach Angaben der Funai seit rund 26 Jahren allein im Regenwald gelebt und jeden Kontakt zur Außenwelt gemieden. Seinen Spitznamen "Indigener des Lochs" trug er, weil er in seinen Hütten stets auch ein tiefes Loch grub. Sein echter Name war unbekannt.

Völkermord wegen Rinderzucht

Die anderen Angehörigen seines Volkes wurden vermutlich in den 1990er-Jahren getötet. Die Region nahe der Grenze zu Bolivien ist nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Survival International eine der gewalttätigsten Brasiliens. Es gibt dort riesige Rinderfarmen, außerdem illegale Abholzung und illegalen Bergbau.

"Mit seinem Tod ist der Genozid an diesem indigenen Volk abgeschlossen", erklärte Fiona Watson von der Nichtregierungsorganisation Survival International. "Es war wirklich ein Genozid: die bewusste Auslöschung eines gesamten Volkes durch Rinderzüchter, die hungrig auf Land und Reichtum sind."

800.000 Ureinwohner

In Brasilien leben rund 800.000 Ureinwohner bei einer Gesamtbevölkerung von mehr als 212 Millionen Menschen. Im Amazonas-Regenwald gibt es noch eine Reihe kleiner indigener Gruppen ohne jeden Kontakt zur Außenwelt.

Anne Herrberg, Anne Herrberg, ARD Rio de Janeiro, 30.08.2022 16:06 Uhr