
Boric wird neuer Präsident Das linke Chile triumphiert
Der linksgerichtete Kandidat Boric wird mit 35 Jahren jüngster Präsident Chiles. In der Stichwahl setzte er sich gegen den rechtskonservativen Politiker Kast durch.
Der frühere Studentenführer Gabriel Boric ist mit 35 Jahren zum neuen Präsidenten Chiles gewählt worden. Der für ein linkes Wahlbündnis angetretene Kandidat kam in der Stichwahl nach Auszählung von 99,5 Prozent der Stimmen auf 55,9 Prozent der Stimmen. Sein rechtsgerichteter Rivale José Antonio Kast, dessen Familie deutsche Wurzeln hat, erhielt 44,1 Prozent und erkannte seine Niederlage an: "Ich habe gerade mit Gabriel Boric gesprochen und ihn zu seinem großen Triumph beglückwünscht", schrieb Kast auf Twitter. "Ab heute ist er der gewählte Präsident Chiles."
Die Wahl galt aufgrund der großen Unterschiede zwischen beiden Kandidaten als Weichenstellung, vielen sogar als wichtigste Wahl seit Chiles Rückkehr zur Demokratie 1990.
Boric wird jüngster Präsident
Der neue Präsident Boric, Sohn kroatischer und katalanischer Einwanderer, will das Land wirtschaftspolitisch vom Erbe des früheren Militärdiktators Augusto Pinochets lösen, das er für die große soziale Ungleichheit in Chile verantwortlich macht. Boric hat eine bessere Gesundheitsversorgung versprochen, setzt sich außerdem für die Rechte von Migranten, Indigenen und Homosexuellen ein. Als ehemaliger Studentenführer hatte er sich zudem für eine bessere Bildung stark gemacht. Er wurde von einem breiten Bündnis unterstützt, zu dem auch die Kommunisten gehören. Mit 35 Jahren wird Boric der jüngste Präsident in der Geschichte des modernen Chile.
Kast hingegen hatte seinen Wählern Steuersenkungen, einen Grenzgraben gegen illegale Einwanderung und hartes Vorgehen gegen Kriminelle in Aussicht gestellt. Der neunfache Vater und strenggläubige Katholik gilt als Sympathisant des früheren Diktators Augusto Pinochet. Im ersten Wahlgang vor vier Wochen hatte Kast knapp vor Boric gelegen.
Problem: Soziale Ungleichheit
Insgesamt waren in dem südamerikanischen Land rund 15 Millionen Menschen wahlberechtigt. Chile gilt als leuchtendes Beispiel in der Region. Das Land hat das höchste Pro-Kopf-Einkommen in Südamerika, die Armut konnte in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesenkt werden. Probleme bereitet vielen Menschen aber nach wie vor die große soziale Ungleichheit. Weite Teile des Gesundheits- und Bildungswesens sind privatisiert, immer mehr Chileninnen und Chilenen fühlen sich abgehängt vom privilegierteren Teil der Gesellschaft.