Dieses von Netflix veröffentlichte Bild zeigt Carey Mulligan als Felicia Montealegre (links) und Bradley Cooper als Leonard Bernstein in einer Szene aus "Maestro".

Nach "Jewfacing"-Vorwurf Bernsteins Kinder verteidigen Bradley Cooper

Stand: 18.08.2023 11:25 Uhr

Hollywood-Star Bradley Cooper wird für seine Darstellung des Komponisten Leonard Bernstein in "Maestro" kritisiert: Er bediene mit einer Nasenprothese jüdische Stereotype. Nun haben Bernsteins Kinder reagiert.

"Maestro" heißt ein neuer Film über das Leben von Leonard Bernstein. Am Wochenende feiert er bei den Filmfestspielen in Venedig Premiere. Aber schon jetzt wird heftig über den Netflix-Film diskutiert: konkreter über die Nase von Bradley Cooper. Für seine Darstellung als Bernstein hat er eine Nasenprothese getragen, die seine Nase größer wirken lässt. Zentraler Kritikpunkt: Er bediene damit jüdische Klischees.

Seit Dienstag ist der Trailer dazu im Netz. In einer auf dem Twitter-Nachfolger X geteilten Filmszene sitzen Leonard Bernstein und seine spätere Frau Felicia Montealegre Rücken an Rücken unter einem Baum.

Stimmen aus dem Netz: Nasenprothese sei "widerlich"

Eine von vielen kritischen Reaktionen darauf: "Widerlich", schreibt die US-Nonprofit-Organisation "StopAntisemitism.org" in einem Post. Die Nase sei "ekelhaft und übertrieben".

Viele verwenden den Hashtag "Jewface".  Das davon abgeleitete "Jewfacing" bezeichnet die klischeebehaftete oder unauthentische Darstellung von Juden. Eine Anlehnung an die Diskussion über das "Blackfacing", bei der weiße Darsteller die Rollen Schwarzer übernehmen und sich die Haut dunkel färben.

"Jewfacing": Befeuert Cooper antisemitische Klischees?

Leonard Bernstein war Sohn russisch-jüdischer Einwanderer und wurde 1918 in den USA geboren. Er wurde der bekannteste Komponist des Landes, arbeitete als musikalischer Direktor der New Yorker Philharmoniker.

Leonard Bernstein leitet das New York Philharmonic Orchestra beim Eröffnungskonzert in New Yorks neuer Philharmonie am 24. September 1962.

Leonard Bernstein bei einem Konzert im September 1962. Die Musik der "West Side Story" machte ihn weltberühmt.

Cooper ist nicht nur Schauspieler, seit 2018 ist er auch Regisseur. Sein Debüt "A Star is Born" war gleich ein Hit. Darin spielt er neben Lady Gaga auch die Hauptrolle. Neun Mal wurde er für einen Oscar nominiert.

Auch in "Maestro" übernimmt er mehrere Funktionen: So spielt er die Hauptrolle, hat Regie geführt, am Drehbuch mitgeschrieben und ist auch der Produzent des Films. Zusammen mit Martin Scorsese und Steven Spielberg.

Bernsteins Kinder stellen sich vor Cooper

"Ich habe schon als Kind stundenlang Dirigenten nachgemacht. Ich war besessen davon", sagte Cooper letztes Jahr in einem Interview zum Film. Schon als damals bekannt wird, dass er Bernstein spielt, gab es Kritik. Darf ein nicht-jüdischer Schauspieler wie Cooper einen Juden darstellen? Diese Frage wird auch jetzt wieder diskutiert. Netflix und Bradley Cooper haben dazu aktuell noch nichts gesagt.

Unterstützt wird Cooper von den Kindern Bernsteins: "Es ist wahr, dass Leonard Bernstein eine schöne, große Nase hatte", posteten seine Kinder Jamie, Alexander und Nina Bernstein. Bradley habe sich für Make-up entschieden, um seine Ähnlichkeit zu verstärken, "und das finden wir völlig in Ordnung". Sie seien sich sicher, dass ihr Vater ebenfalls damit einverstanden gewesen wäre.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. August 2023 um 06:45 Uhr.