
Jüngste Republik der Welt Barbados zieht Parlamentswahlen vor
In Barbados wird gewählt - früher als geplant. Kritik kommt von der Opposition: Mit den vorgezogenen Wahlen würden 5000 Menschen ausgeschlossen, die wegen Corona zu Hause bleiben müssen.
Wer einen Streifzug durch die Hauptstadt von Barbados unternimmt, fühlt sich unmittelbar an Großbritannien erinnert, erzählen Besucher. Im Zentrum von Bridgetown befindet sich sogar eine Miniaturausgabe des Londoner Trafalgar Square. Die koloniale Vergangenheit ist auch heute noch sichtbar. Bis 1966 stand Barbados unter britischer Herrschaft. Am 30. November letzten Jahres ging der kleine Karibikstaat noch einen Schritt weiter und sagte sich von der britischen Krone endgültig los.
Der 30-jährige Jordan Brown meint dazu, sicher hänge es davon ab, wen man fragt - "aber der normale Barbadier ist sicherlich stolz darauf, dass sich unser Land von alten Banden gelöst hat und nun eine Reise in die Unabhängigkeit unternimmt".
Weitere Staaten könnten Beispiel folgen
Weitere Staaten könnten diesem Beispiel folgen, wie Beobachter prophezeien. Königin Elizabeth II. ist nun also nicht länger das Staatsoberhaupt der früheren britischen Kolonie Barbados. Dennoch: Im politischen Alltag habe die Krone ohnehin keine große Rolle gespielt, so der politische Analyst Peter Wickham. "Für das politische Machtgefüge hatte es keine Relevanz. Die Menschen werden die Abwesenheit der Queen nicht wirklich bemerken."
Premierministerin: Sicherheit verteidigen
Heute soll nun in der aktuell jüngsten Republik der Welt gewählt werden, trotz einer neuen Covid-Welle. Der Grund für die vorgezogenen Parlamentswahlen sei die Spaltung, hatte die Premierministerin Mia Mottley in einer Fernsehansprache Ende letzten Jahres verkündet.
Wir driften auseinander. Aber wir müssen uns auf eine gemeinsame Richtung einigen, geeint hinter einer Regierung stehen und geeint hinter einer Führung. Wir brauchen diese Einigkeit, um unsere Sicherheit, unsere Entwicklung und unser Wachstum zu verteidigen.

Mia Mottley ist seit 2018 Premierministerin. Bild: REUTERS
Die nächste Wahl hätte eigentlich erst im nächsten Jahr stattfinden sollen. Bei der Wahl 2018 gewann Mottleys Labor-Partei alle Sitze im Parlamentsunterhaus und hält derzeit noch immer 29 der 30 Sitze.
Wahlumfragen prognostizieren, dass sie auch jetzt eine bequeme Mehrheit erlangen wird und ihre Labor-Partei maximal ein paar Sitze an die Opposition der Demokratischen Arbeiterpartei verlieren wird. Die wirft ihr vor, mit den vorgezogenen Wahlen etwa 5000 Barbadier auszuschließen, die wegen der grassierenden Omikrom-Variante zu Hause bleiben müssen.
Wirtschaftliche Folgen der Pandemie
Die großen Themen vor den Wahlen waren die Pandemie und die wirtschaftlichen Folgen für den Karibikstaat, der vor allem vom Tourismus abhängt. Für den 55-jährigen Angestellten Dennis Chalender ist wichtig, dass etwas gegen die Arbeitslosigkeit unternommen wird: "Viele Schulabgänger sind arbeitslos und das hat zur Folge, dass es mehr Kriminalität gibt. Die Schulen müssen besser werden. Das ist für mich eines der wichtigsten Themen bei den Wahlen."
Rihanna kandidiert nicht
Die aus Barbados stammende Sängerin Rihanna wurde Ende November, als sich ihre Heimat von der Krone losgesagt hatte, zur Nationalheldin erklärt. Ihre Fans hatten in den sozialen Netzwerken angeregt, sie doch zur neuen Staatschefin zu machen. Doch es kam natürlich anders: Die Staatsgouverneurin Sandra Mason wurde vom Parlament zur Präsidentin gewählt und auch bei den jetzigen Wahlen kandidiert Rihanna für keinen Posten. Für ihre Fans bleibt sie trotzdem die wahre Königin von Barbados.