Tornadoschäden in den USA (Archivbild).

Ungewöhnlich viele Wirbelstürme Tornado-Alarm in den USA

Stand: 07.04.2023 04:40 Uhr

Bereits mehr als 60 Menschen sind in diesem Jahr durch Wirbelstürme in den USA getötet worden. Woran liegt die zunehmende Häufigkeit von Tornados? Und hängt sie mit dem Klimawandel zusammen?

"Es ist schon wieder passiert", so begrüßte der Moderator im Fernsehsender PBS am Mittwoch seine Zuschauer. Ein Tornado hatte im südöstlichen Missouri wenigstens fünf Menschen getötet. Es sei atemberaubend gewesen, berichtete eine geschockte Anwohnerin, ein großes Chaos mit umgefallenen Bäumen.  

Seit ein paar Wochen gibt es beinahe täglich schlechte Nachrichten dieser Art. Über 60 Menschen sind in diesem Jahr durch Wirbelstürme getötet worden. Zum Vergleich: Voriges Jahr starben insgesamt 23 Menschen durch Tornados. Auch die Zahl der Wirbelstürme ist deutlich höher als in anderen Jahren. Bisher sind rund 400 über das Land gezogen. Besonders betroffen sind der Mittlere Westen, also Bundesstaaten wie Oklahoma, Kansas und Nebraska, sowie der Südosten mit zum Beispiel Mississippi und Alabama.

Warmer Golf von Mexiko erhöht das Tornadorisiko

"Die Gründe, weshalb die Mitte der USA so anfällig für Tornados ist, sind - in den unteren Schichten - Winde aus dem Süden, die feucht-wame Luft aus dem Golf von Mexiko bringen, und in den oberen Schichten Winde aus den Rocky Mountains und den Wüsten im Südwesten der USA, die relativ trocken-kalte Luft bringen“, sagt Harold Brooks, Wissenschaftler bei NOAA, der Wetterbehörde der USA. Diese Kombination führt erstmal zu Gewittern, aus denen dann in Verbindung mit starkem Wind Wirbelstürme entstehen können.

Im Moment ist der Golf von Mexiko überdurchschnittlich warm - eine wichtige Erklärung für die hohe Aktivität. Dass so viele Menschen gestorben sind, hat dagegen etwas mit dem Weg der Stürme zu tun. Wenn Tornados über die dünn besiedelten Großen Ebenen ziehen, treffen sie nicht oft auf Bebauung. Anders zum Beispiel im Mississippi Delta, wo viele Menschen auf dem Land leben, sagt Howard Brooks. "Außerdem gibt es im Südosten viel mehr Armut als in den Ebenen. Mehr Menschen leben in Mobilheimen. All das zusammen macht Tornados im Südosten tödlicher als in den Ebenen."

Genaue Warnungen sind schwierig

Zwar lässt sich vorhersagen, wann und wo Tornados entstehen, aber nicht, wo genau sie den Boden berühren und wo sie entlangziehen. Warnungen werden deshalb erst kurzfristig für einen eher größeren Radius ausgegeben, per Warn-App, Sirenen und manchmal auch durch Polizeifahrzeuge.

Wenn das alles aber abends oder nachts passiert, kann es für Menschen auf dem Land zu spät sein - wie Ende März in Rolling Fork, Mississippi. "Meine Stadt ist verschwunden, aber wir sind widerstandsfähig, und wir werden stark wiederkommen", sagte Eldrige Walker, der Bürgermeister bei CNN. Ein starker Tornado der Kategorie EF 4 hatte nach 8 Uhr abends die Stadt durchquert. Mit über 270 Stundenkilometern riss er den Wasserturm um und Hausdächer ab. Mehr als 20 Menschen starben.

Ob die hohe Zahl an Tornados etwas mit dem Klimawandel zu tun hat? Da sind die Experten vorsichtig. Das zu warme Wasser im Golf sei sicher ein wichtiger Faktor. Womöglich könnte künftig die Saison früher beginnen und länger dauern. Aber so wild Tornados auch sein mögen: Im Vergleich zur Erderwärmung an sich sind sie nur ein kleines, lokales Wetterphänomen.

Katrin Brand, Katrin Brand, ARD Washington, 07.04.2023 04:40 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 07. April 2023 um 07:24 Uhr.