Pauline Newman

Zweifel an Arbeitsfähigkeit 96-jährige US-Bundesrichterin suspendiert

Stand: 21.09.2023 10:05 Uhr

Die älteste Bundesrichterin der USA, Pauline Newman, ist wegen Zweifeln an ihrer Arbeitsfähigkeit vom Dienst suspendiert worden. Newmans eigene Gutachterin bescheinigt ihr hingegen "keine Beeinträchtigungen".

Die mit 96 Jahren älteste Bundesrichterin in den USA ist wegen Zweifeln an ihrer Arbeitsfähigkeit vom Dienst suspendiert worden, nachdem sie zuvor eine Untersuchung verweigert hatte. Eine Befragung des Personals hätte Beweise dafür erbracht, dass die 1984 von dem damaligen Präsidenten Ronald Reagan ernannte und an einem Berufungsgericht eingesetzte Pauline Newman "möglicherweise unter erheblichen geistigen Problemen leidet - einschließlich Gedächtnisverlust, mangelnder Auffassungsgabe und Verwirrung (...)", hieß es in der Entscheidung des Justizrats des Berufungsgerichts.

Das Berufungsgericht verhandelt Fälle, in denen es etwa um Regierungsverträge, Patente und Marken geht. Für Bundesrichter gibt es in den USA kein festgeschriebenes Rentenalter, sie werden auf Lebenszeit ernannt.

Kollegen hätten beklagt, dass Newman zu langsam arbeite und häufig verwirrt, nervös und streitlustig sei, hieß es weiter. Obwohl ihr Arbeitspensum bereits reduziert worden sei, brauche Newman viermal so lang wie andere Richter, um Stellungnahmen zu Fällen abzugeben.

Da die 96-Jährige eine Untersuchung durch einen von dem Gericht ausgewählten Neurologen und Psychiater abgelehnt hatte, sei sie für ein Jahr suspendiert worden. Die Suspendierung könne verlängert werden, wenn sie sich weiterhin weigere zu kooperieren, erklärte der Justizrat. 

Newman selbst bezeichnete die Entscheidung als rechtswidrig und als ein Ergebnis persönlicher Animositäten. Die von Newman beauftragte Psychiaterin Regina Carney hatte erklärt, die 96-Jährige weise "keine wesentliche emotionale, medizinische oder psychiatrische Behinderung auf, die die Ausübung ihrer Pflichten als Richterin beeinträchtigen würde".

Debatte über hohes Alter

Der Vorfall könnte erneut die Debatte über das hohe Alter vieler Menschen in verantwortungsvollen Positionen in den USA - darunter zahlreiche Politiker - anheizen. Jüngst hatte der 81-jährige Mehrheitsführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, mit Aussetzern bei Pressekonferenzen für Schlagzeilen gesorgt. Drei weitere Senatoren sind noch älter als McConnell, darunter der Republikaner Chuck Grassley (89) und die Demokratin Dianne Feinstein (90).

Alter ist auch ein zentrales Thema vor der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr. Der amtierende Präsident Joe Biden ist 80 Jahre alt, sein möglicher republikanischer Herausforderer, Ex-Präsident Donald Trump, ist 77 Jahre alt.