Mesut Özil

Echo auf Özil-Rücktritt DFB weist Vorwürfe zurück

Stand: 23.07.2018 15:48 Uhr

Der Rückzug Özils aus der Nationalelf hat heftige Debatten ausgelöst. Nun haben DFB und DFL seine Vorwürfe zurückgewiesen. Auch von anderen Seiten gab es Kritik, aber auch Zuspruch und Verständnis.

Nach dem Rückzug von Mesut Özil hat sich der Deutsche Fußballbund (DFB) gegen den Vorwurf des Rassismus gewehrt. Dass der DFB mit Rassismus in Verbindung gebracht wird, weise er mit Blick auf seine Repräsentanten, Mitarbeiter, die Vereine, die Leistungen der Millionen Ehrenamtlichen an der Basis in aller Deutlichkeit zurück", hieß es in einer Erklärung.

Reinhard Grindel

DFB-Präsident Grindel steht im Zentrum von Özils Kritik.

Man bedaure den Abschied Özils aus der Nationalmannschaft. Das ändere aber nichts an der Entschlossenheit, die erfolgreiche Integrationsarbeit weiter konsequent und aus tiefer Überzeugung fortzusetzen.

Kritik auch von der DFL

Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball-Liga, wies Özils Vorwürfe ebenfalls zurück. "Es ist in keiner Weise hinnehmbar, wenn der DFB und seine Spitze pauschal in Zusammenhang mit Rassismus gerückt werden", heißt es in einer DFL-Mitteilung. In den vergangenen Wochen seien offensichtlich von allen Seiten Fehler gemacht worden. Özils Abrechnung schieße aber über jedes nachvollziehbare Maß hinaus und lasse keinerlei Selbstkritik erkennen.

Merkel: Rücktritt respektieren

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen, den Rücktritt Özils zu respektieren. Die Kanzlerin schätze ihn als einen "tollen Fußballspieler", der viel für die Nationalmannschaft geleistet habe, sagte Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer. Eine Bewertung des Rückzugs Özils überlasse die Bundesregierung dem Deutschen Fußball-Bund.Zurückhaltend reagierte Demmer auf die von Özil erhobenen Rassismus-Vorwürfe. "Deutschland ist ein weltoffenes Land", in dem Menschen mit Migrationshintergrund "herzlich willkommen sind", sagte sie.

Özil (Archivbild)

Bundeskanzlerin Angela Merkel gratulierte nach dem EM-2012-Qualifikationsspiel Deutschland gegen die Türkei in der Mannschaftskabine des Berliner Olympiastadions.

Justizministerin Katharina Barley hatte sich hingegen besorgt über den Rücktritt gezeigt. "Es ist ein Alarmzeichen, wenn sich ein großer, deutscher Fußballer wie Mesut Özil in seinem Land wegen Rassismus nicht mehr gewollt und vom DFB nicht repräsentiert fühlt", schrieb die SPD-Politikerin auf Twitter.

AfD attestiert "gescheiterte Integration"

Die AfD sieht den Özil-Rücktritt als Beleg für Integrationsprobleme. "Mit seiner Abschiedstirade erweist sich Mesut Özil leider als typisches Beispiel für die gescheiterte Integration von viel zu vielen Einwanderern aus dem türkisch-muslimischen Kulturkreis", sagte die Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alice Weidel.

"Seit Jahren Dreck gespielt"

Scharfe Töne kamen von Uli Hoeneß: Der Präsident des FC Bayern kritisierte Özil scharf - für seine angeblich schlechte sportliche Leistung: "Ich bin froh, dass der Spuk vorbei ist. Der hat seit Jahren einen Dreck gespielt. Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen. Und jetzt versteckt er sich und seine Mist-Leistung hinter diesem Foto", sagte er in einem Kreis von Reportern. Sportlich habe Özil seit Jahren nichts in der Nationalmannschaft verloren.

DJV-Kritik an Özil

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) wendet sich gegen die Medienschelte Özils. "Wenn Mesut Özil Rassismus in deutschen Zeitungsredaktionen am Werk sieht, soll er Ross und Reiter nennen", forderte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall.

Richtig sei, dass die deutschen Medien kritisch hinterfragt hätten, warum sich Özil mit dem türkischen Präsidenten Erdogan habe ablichten lassen, sagte der DJV-Vorsitzende. "Anders als Özil behauptet, ist ein gemeinsames Foto mit dem für die Abschaffung der Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei gefürchteten Autokraten politisch." Wenn einzelne Medien dabei die journalistischen Grundwerte missachtet hätten, sei diese Art der Berichterstattung ein Fall für den Deutschen Presserat.

Jim-Bob Nickschas, ARD Berlin, 23.07.2018 15:27 Uhr