Victoria von Schweden

Gedenken zum Volkstrauertag Mahnungen zu Zusammenhalt und Versöhnung

Stand: 19.11.2023 17:47 Uhr

Der Volkstrauertag erinnert an dunkle Kapitel der deutschen Geschichte. In diesem Jahr richtet sich der Blick aber besonders auf Konflikte der Gegenwart. Schwedens Kronprinzessin Victoria rief im Bundestag zur gemeinsamen Übernahme von Verantwortung auf.

Bundesweit ist am Volkstrauertag der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht worden. Bei der Gedenkstunde im Bundestag erinnerte Schwedens Kronprinzessin Victoria an das Leid durch die Kriege in der Ukraine und in Nahost. "Die Stimmung in der Welt ist so eisig wie seit langem nicht mehr", sagte sie.

Gedenken zum Volkstrauertag an die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft

Claudia Buckenmaier, ARD Berlin, tagesschau, 19.11.2023 20:00 Uhr

Die russische Invasion in der Ukraine erinnere an die dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte, sagte die Kronprinzessin. Sie bedrohe den Frieden auf dem gesamten Kontinent, erschüttere die Grundfesten der Weltordnung und verursache unermessliches menschliches Leid.

Hinzu kämen die Entwicklungen nach den "schrecklichen Angriffen" der Hamas auf israelische Zivilisten am 7. Oktober. "Wir sehen entsetzliche Bilder aus Gaza mit großem menschlichem Leid." Natürlich habe Israel das Recht, sich in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht zu verteidigen. "Der Schutz aller Zivilisten sowohl in Israel als auch in Gaza muss garantiert und das humanitäre Völkerrecht respektiert werden, zu jeder Zeit unter allen Umständen."

Europäischer Zusammenhalt "Quelle der Hoffnung"

Victoria von Schweden mahnte, niemals die Lehren aus den Schrecken von Krieg und Tyrannei zu vergessen und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. "Es ist eine Quelle der Hoffnung, dass die Regierungen und Völker im demokratischen Europa in einer schweren Zeit zusammenhalten. Die deutsche Erfahrung zeigt, dass es möglich ist, selbst die dunkelste Vergangenheit zu überwinden."

Victoria, die eine deutsche Mutter hat, hielt ihre Rede auf Deutsch. "Meine Gefühle für Deutschland sind innig und tief", sagte sie und erinnerte an die vielfältige und weit in die Geschichte zurückreichende Beziehung zwischen Deutschland und Schweden, die nicht immer friedlich war: "Daran sollten wir uns mit Demut erinnern."

Heute sei Deutschland ein Land, "auf das wir Schweden blicken, wenn es um die gemeinsame Aufgabe geht, ein Europa des Friedens und der Freiheit zu errichten."

Gedenken an Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft

Besondere Themen des diesjährigen Volkstrauertags sind 70 Jahre Jugendarbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, die deutsch-schwedische Geschichte und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Die Gedenkstunde im Bundestag wurde von Musik begleitet. Junge Frauen aus der Ukraine, Frankreich und Schweden sprachen. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Regierungsvertreter waren anwesend. Steinmeier sprach das traditionelle Totengedenken und gedachte auch der Menschen, die in Deutschland Opfer von Terrorismus, Extremismus, Antisemitismus und Rassismus geworden sind.

Der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Wolfgang Schneiderhan, erinnerte daran, dass das westukrainische Lwiw gerade einmal 900 Kilometer von Deutschland entfernt sei. "Das ist die Entfernung von Flensburg nach Freiburg." Der Krieg dort werde "von russischer Seite mit einer wahnwitzigen Brutalität auch gegen die ukrainische Zivilbevölkerung" geführt.

Thierse: "Irritiert und entsetzt" über Antisemitismus

Bereits am Morgen hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius gemeinsam mit Berliner Landespolitikern Kränze auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee niedergelegt. "Den diesjährigen Volkstrauertag begehen wir in bitterer Zeit", sagte der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. "Nicht nur quält uns der nicht enden wollende Aggressionskrieg Putin-Russlands gegen die Ukraine. Wir sind auch tief bestürzt über die Mordtaten der Hamas in Israel."

Thierse nahm auch Bezug auf die aktuelle Entwicklung in Deutschland seit dem 7. Oktober: "Wir sind irritiert und entsetzt über den hierzulande auf grelle Weise sichtbar und laut gewordenen Antisemitismus", sagte er. Dieser sei nicht nur eingewandert, "sondern auch einheimisch".

Markus Sambale, ARD Berlin, tagesschau, 19.11.2023 18:04 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 19. November 2023 um 15:00 Uhr.