Eselspinguin auf Schnee

Zoologie So flirten Pinguin und Co.

Stand: 14.02.2024 16:36 Uhr

Romantik, Flirten, kleine Geschenke - für viele gehört das zum Valentinstag dazu. Und obwohl der Valentinstag eine rein menschliche Tradition ist: Auch viele Tiere können mit Flirts und Präsenten etwas anfangen.

Von Stefan Hübner, HR

Die Falkland-Inseln an der Südspitze Südamerikas. Hier leben die Eselspinguine. Bekannt wurden sie durch ihre wiehernden Rufe - und weil sie sich untereinander gern mal was schenken. Zumindest denkt man sofort ans Schenken, wenn ein Eselspinguin-Männchen seiner Angebeteten mit dem Schnabel einen kleinen Kiesel vor die Füße legt. Besonders begehrte Weibchen können dabei 60 und mehr Steine bekommen.

Aus den Kieseln bauen die Weibchen Nester, und in jedes Nest gehören Eier. Vor dem Eierlegen heißt es: Sex haben, und bei dem hat das Pinguin-Männchen nur Chancen, wenn sein Kieselstein beim Weibchen ankam. Die anrührende Geste ist also weniger ein Schenken als eine Investition in den Fortpflanzungserfolg.

Das gibt es übrigens nicht nur bei Pinguinen, sondern beispielsweise auch bei Spinnen. Ein Männchen der heimischen Brautgeschenk- oder Listspinne etwa läuft beim Paaren immer Gefahr, vom Weibchen gefressen zu werden. Manchmal hilft da ein in Spinnfaden eingesponnes Insekt, um dem Tod zu entkommen. Fliegen, Mücken, Zikaden und Heuschrecken stehen besonders hoch im Kurs.

Eselspinguine in einer Kolonie

Eselspinguine in der Antarktis: Die Männchen legen ihrer Angebeteten mit dem Schnabel einen kleinen Kiesel vor die Füße - eine Investition in die Fortpflanzung.

Ein eigenes Haus zum ersten Date

Doch es müssen nicht immer kleine Gegenstände oder Futterhappen sein. Die Männchen vom Dreistachligen Stichling etwa, einem kleinen heimischen Fisch, bauen ihren Weibchen gleich ein ganzes Haus. Besser gesagt: eine röhrenartige Nistlaube. Sie besteht aus Wasserpflanzen-Teilen, die die zur Balzzeit prächtig graugrün-orange gefärbten Stichlings-Männchen kunstvoll zusammenkleben. Dazu dient ein Sekret aus ihrer Niere. Haben die Weibchen (oft sind es mehrere) die Eier in der Laube abgelegt, kümmert sich das Männchen allein um die Brut.

Diese und weitere Beispiele zeigen: Geschenke haben im Tierreich immer einen praktischen Nutzen. Außerdem fehlt der Überraschungseffekt, der unter Menschen das Schenken - zum Valentinstag etwa - so schön und besonders und manchmal auch herausfordernd macht. Bei Stichling, Spinne oder Pinguin weiß das Weibchen genau, was es kriegt. Und das erwartet es auch. Das Positive dabei: Es gibt keinen Stress bei der Geschenkewahl.

Erfolgreiche Vogel-Flirts: Weniger ist mehr

Ansonsten will aber auch im Tierreich das Flirten, beziehungsweise Balzen, gelernt sein. Am erfolgreichsten sind dabei übrigens nicht immer die größten Angeber. Auch alternative Flirt-Strategien versprechen Erfolg. Zum Beispiel subtiles, spielerisches Verhalten wie (vordergründige) Schüchternheit. Das erbrachte unlängst eine Studie des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Das dreiköpfige Forscherteam analysierte dafür bereits veröffentlichte Studien zur Vogelbalz. Demnach dominierte bisher in der Forschung die Vorstellung, dass bei der Partnerwahl die stärksten, beeindruckendsten und ausgefallensten Balzhandlungen zum Erfolg führen - denn diese würden die Qualität des Braut-Werbenden am besten widerspiegeln.

Subtil schlägt brachial

Laut den drei Forschern setzt sich Balzverhalten aber aus ganz verschiedenen Elementen zusammen, die unterschiedliche Grade an Intensität und Auffälligkeit haben. "Zum Beispiel sind sehr intensive Bewegungen oft mit subtileren Komponenten wie statischen Körperhaltungen oder Versteckspielen gekoppelt", erklärt Ornithologe Thomas MacGillavry. Diese subtilen Komponenten verbindet er mit dem Begriff "schüchtern", da sie nur ansatzweise zeigen, was der balzende Vogel "kann".

"Ähnlich wie in der Musik oder im Theater können Balzvorführungen echte Darbietungen sein, bei denen verschiedene Elemente zusammenwirken, um das Publikum zu verführen, Spannung aufzubauen, zu überraschen und zu erregen. Die Art und Weise, wie sich solche Darbietungen im Rahmen einer Balz entfalten, stellt eine vielversprechende und neue Richtung für die Erforschung des Balzverhaltens dar", resümiert Leonida Fusani, der Leiter des KLIVV.

Schüchterner Angeber: Der Kampfläufer

Solch ein perfekt inszeniertes Balzverhalten gibt es zum Beispiel bei den einheimischen Kampfläufern. Diese Schnepfenvögel suchen zur Paarung arenaähnliche Balzplätze auf. Die Männchen tragen dann ein auffälliges Prachtkleid mit einem üppigen Federkragen, der an die Federbüsche mancher Ritterhelme erinnert und die rund 30 Zentimeter großen Vögel optisch imposanter erscheinen lässt. Mit strategisch angelegten Balzkämpfen werben sie dann um die Gunst der Weibchen, die zu den Arenen kommen, um sich Männchen auszuwählen.

Was das mit "schüchtern" zu tun hat? Bei den Balzspielen der Kampfläufer kommen ritualisierte Bewegungsabläufe vor: So wechseln sich heftige Verfolgungsjagden mit bewegungslosen "Hocke-Positionen" ab, in denen sich die Männchen in statischer Körperhaltung zur Schau stellen. Nebenbei bemerkt gibt es unter ihnen aber auch solche, die auf diesen ganzen Trubel verzichten, am Rand der Arenen einfach warten und dort ohne Kampf erfolgreich den Kontakt zu Weibchen suchen.

"Schüchternes" Balzverhalten hat dabei übrigens verschiedene Gründe, sagt Fusanis Kollege Giovanni Spezie: Es kann Bedrohungen für den balzenden Vogel reduzieren, die Neugier der Weibchen wecken oder Wahrnehmungsvorlieben für zeitliche Kontraste ausnutzen.

Goldhamster

Brünstige Goldhamster-Weibchen sondern einen Duftstoff ab, der Männchen erst anlockt und dann ein festgelegtes Annäherungs- und Paarungsritual auslöst.

Beim Balzen gibt es fast nichts, was es nicht gibt

Nicht zu vergessen und besonders eindrucksvoll sind natürlich auch die Laute, die viele Tiere beim Balzen von sich geben - man denke nur an Froschkonzerte mit ausgiebigem Quaken. Und bei anderen Arten geht nichts ohne den entsprechenden Duft.

Beim Goldhamster etwa sondern die brünstigen Weibchen einen Duftstoff ab, der erst ein Männchen anlockt und bei diesem dann ein festgelegtes Annäherungs- und Paarungsritual auslöst. Schon diese wenigen Beispiele zeigen: Wenn es darum geht, sich unter Tieren der Zuneigung seines Partners zu versichern, gibt es praktisch nichts, was es nicht gibt.