Retourenaufkleber auf einem Paket.

Virtuelle Anprobe Wie die Retouren im Onlinehandel weniger werden

Stand: 20.03.2024 08:12 Uhr

Mode passgenau kaufen, auch im Internet: Mit diesem Ziel hat eine Forschergruppe ein Tool entwickelt, mit dem Kleidung virtuell anprobiert werden kann. So sollen künftig Retouren reduziert werden.

Weniger Rücksendungen im Onlinehandel - das ist das Ziel einer Forschergruppe der Hochschule Hof. Sie haben ein Tool entwickelt, dass die Zahl der Rücksendungen deutlich senken könnte. Ein Online-Demonstrator soll helfen, dass im Internetshop gleich die individuell passende Kleidung ausgesucht wird - und soll so die Retourenflut eindämmen.

Konkret heißt das: Produkte können am Computer virtuell anprobiert werden, wie Projektleiter Christian Groth vom Institut für Informationssysteme der oberfränkischen Hochschule sagte. So soll die Kundschaft eine möglichst präzise Vorauswahl hinsichtlich Passform, Größe und Geschmack treffen können - fast wie in der Umkleidekabine im Laden. "Lediglich das Tasterlebnis des Stoffes oder das Tragegefühl ist hier noch nicht darstellbar", so Groth.

Körpergröße muss angegeben werden

Damit die Kleidung virtuell anprobiert werden kann, verwendet der Demonstrator das aktuelle Kamerabild der Kundin oder des Kunden sowie Bilder der Artikel in unterschiedlichen Posen. "So ist es möglich, eine fotorealistische und größenkorrekte Darstellung des gewählten Kleidungsstückes virtuell an den Kunden anzupassen", sagte Groth.

Und das soll sogar ziemlich präzise funktionieren: "Man sieht, ob beispielsweise die Ärmel zu lang sind." Einzig die Gesamtkörpergröße müsse die Kundschaft zusätzlich zum Foto noch angeben, "der Rest wird errechnet", sagte Groth weiter.

Rücksendungen bei Mode überdurchschnittlich

Die Hochschule will ihr Tool als Open-Source-Software veröffentlichen und hofft, damit vor allem kleinere und mittlere Unternehmen zu unterstützen. Im Onlinehandel gibt es schon länger große Bemühungen, die Zahl der Retouren zu senken, weil die Rücksendungen hohe Kosten verursachen. Laut einer im Dezember veröffentlichen Studie des Handelsforschungsinstituts EHI müssen Händler für jeden zurückgesendeten Artikel im Schnitt zwischen fünf und zehn Euro aufwenden. Darum verlangen einige Händler inzwischen Geld für die Rücksendungen.

Laut EHI liegen die Quoten für Retouren im Schnitt zwischen sechs und zehn Prozent, bei Modeprodukten sogar bei 26 bis 50 Prozent. Das liegt vor allem daran, weil Kunden oft die gewünschte Ware in zwei Größen bestellen, damit eine dann auch wirklich passt, sagte Marco Atzberger, Mitglied der EHI-Geschäftsleitung.

Um dies zu verhindern, gebe es derzeit zwei Möglichkeiten: Den Händlern sei daran gelegen, die Ware möglichst genau zu beschreiben, etwa auch mit Hinweisen, ob das Kleidungsstück groß oder klein ausfalle. Eine andere Variante sei es, den Kunden quasi zu vermessen. Doch hier sieht Atzberger eine Hürde - nämlich die Akzeptanz der Verbraucher, diese Daten zur Verfügung zu stellen.