Lebensmittel auf dem Kassenband eines Supermarktes.

Teure Lebensmittel Wo die Preise zuletzt am stärksten stiegen

Stand: 09.02.2024 11:25 Uhr

Die Inflation war im Januar so niedrig wie seit Juni 2021 nicht mehr. Dennoch sind gerade Lebensmittel teurer geworden, einige Produkte stechen besonders negativ heraus.

Die Verbraucherpreise sind im Januar um durchschnittlich 2,9 Prozent gestiegen. Das Statistische Bundesamt bestätigte jetzt eine frühere Schätzung. Eine geringere Teuerungsrate gab es zuletzt im Juni 2021 mit 2,4 Prozent, im Dezember 2023 lag sie noch bei 3,7 Prozent. Energie wurde günstiger, aber Lebensmittelpreise zogen mehrheitlich weiter an.

Nahrungsmittel werden immer teurer

"Die Preissituation bei den Energieprodukten entspannt sich sichtlich, und der Preisauftrieb für Nahrungsmittel verlangsamt sich weiter", begründete die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, den nachlassenden Inflationsdruck.

Lebensmittel wurden im Schnitt um 3,8 Prozent binnen Jahresfrist teurer. Bei Obst (plus 10,2 Prozent) und Gemüse (plus acht Prozent) mussten Verbraucher besonders tief in die Tasche greifen. Brot und Getreideerzeugnisse wurden ebenfalls teurer (plus 5,4 Prozent). Dagegen waren Molkereiprodukte (minus 4,6 Prozent) sowie Speisefette und Speiseöle (minus 9,1 Prozent) günstiger zu haben. Außerdem wurden andere Öle etwa Sonnenblumenöl, Rapsöl und Ähnliches (minus 21,6 Prozent) sowie Butter (minus 17,5 Prozent) im Januar billiger.

Olivenöl wird 46 Prozent teurer

Besonders bemerkenswert waren die Preissteigerungen bei Olivenöl: Es kostete 46 Prozent mehr im Schnitt als im Januar des Vorjahres. Hier machten sich Ernteausfälle in Südeuropa bemerkbar. Die Region litt unter hoher Trockenheit.

In Spanien ist der Jahresertrag, der in den vergangenen Jahren im Schnitt bei rund 1,5 Millionen Tonnen lag, in der Erntesaison 2022/2023 auf weniger als die Hälfte (665.000 Tonnen) gefallen. Für die laufende Saison 2023/24 erwartet das Landwirtschaftsministerium in Madrid nur eine leichte Erholung.

Spanien gilt als ertragreichstes Land und ist weltweit der größte Olivenölproduzent. Fast die Hälfte des weltweit verbrauchten Olivenöls kommt aus Spanien. Mit Blick auf den Verbrauch in der EU macht die spanische Produktion sogar 70 Prozent aus. Fällt die Erntemenge dort gering aus, hat das also weitreichende Folgen. Oliven werden auch in Italien, Griechenland und der Türkei angebaut und - je nach Anbaugebiet und Sorte - zwischen Oktober und Februar geerntet.

Kaffee auf Weltmarkt teurer

In den Supermärkten waren die Kaffeepreise in den vergangenen Wochen indessen gesunken. Handelsketten wie Aldi, Rewe oder Edeka hatten kurz vor Weihnachten die Preise gesenkt. Auf dem Weltmarkt ist der Preis allerdings zuletzt wieder gestiegen, auf 186 Cent pro Pfund.

"Begünstigt wurde der Preisanstieg von Sorgen über Trockenheit in den Anbaugebieten Brasiliens, dem weltgrößten Produzenten- und Exportland von Arabica", erklärte Carsten Fritsch, Rohstoff-Analyst der Commerzbank, in einem Kommentar.

Für das Erntejahr 2024/25 deutet sich nach Einschätzung der Commerzbank ein höheres Kaffeeangebot in Brasilien an. Die brasilianische Prognosebehörde Conab erwartet in ihrer ersten Prognose vom Januar einen Anstieg um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 58,1 Millionen Sack à 60 kg.

Orangensaft so teuer wie seit den 60ern nicht

An den Terminmärkten steigen zugleich die Preise für Orangensaft deutlich. Der Saft kostet so viel wie seit den 60er Jahren nicht mehr. "Es gibt schlechte Ernten und viel zu wenig Angebot", begründet Emal Atif, Wirtschaftsredakteur der ARD-Finanzredaktion in der Sendung Update Wirtschaft auf tagesschau24.

Die größten Anbauländer seien Brasilien und die USA. "Doch in Brasilien ist die Lage so, dass die Lagerbestände niedrig sind, weil schlechte Wetterbedingungen vorherrschen." In den USA gebe es seit Jahren eine bakterielle Pflanzenkrankheit, die viele Pflanzen vernichte. Darüber hinaus vernichteten 2022 mehrere Hurrikane die Ernte. "Verbraucher müssen sich auf weiter steigende Preise einstellen", so Atif.

Energie günstiger - Fernwärme deutlich teurer

Verbraucher in Deutschland haben im Januar immerhin Entlastung bei den Energiepreise verspürt: Energie wurde insgesamt im Januar um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat günstiger. Haushaltsenergie kostete 3,4 Prozent weniger als im Januar 2023, während Kraftstoffe wie Benzin um 2,0 Prozent günstiger zu haben waren. Feste Brennstoffe (minus 13,9 Prozent), Heizöl (minus 9,3 Prozent), Strom (minus 6,8 Prozent) und Erdgas (minus 6,2 Prozent) kosteten ebenfalls weniger. Fernwärme verteuerte sich binnen eines Jahres um 13,3 Prozent.

Dienstleistungen kosteten 3,4 (Dezember: plus 3,2) Prozent mehr. Dabei zogen die Gaststättenpreise um 6,6 Prozent an. In der Gastronomie wird seit Jahresbeginn wieder die alte Mehrwertsteuer von 19 Prozent fällig. Die Kerninflation, bei der Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden, gab von 3,5 auf 3,4 Prozent nach.

Volkswirte erwarten weiteren Rückgang der Inflation

Volkswirte rechnen damit, dass die Inflation im Laufe des Jahres weiter nachlässt, allerdings womöglich nicht im gleichen Tempo wie bisher: Belastungsfaktoren sind etwa die Anhebung des CO2-Preises von 30 Euro je Tonne Kohlendioxid auf 45 Euro sowie die Rückkehr zum regulären Mehrwertsteuersatz auf Speisen in der Gastronomie zu Jahresbeginn.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 09. Februar 2024 um 11:00 Uhr in der Wirtschaft.