Ein Mitarbeiter der Firma Renk montiert das Getriebe für einen Panzer.

Von der Sonderkonjunktur profitieren Rüstungsunternehmen Renk plant Börsengang

Stand: 12.09.2023 14:14 Uhr

Der Panzergetriebe-Hersteller Renk möchte 2023 zurück an die Börse. Für den Rüstungskonzern, der in diesem Jahr den 150. Geburtstag feiert, wäre es der zweite Börsengang der Unternehmensgeschichte.

Genau 100 Jahre nach dem ersten Börsengang im Jahr 1923 will der Antriebsspezialist und Rüstungskonzern Renk zum zweiten Mal an die Börse. Ziel sei ein Börsengang bis Ende 2023, abhängig von den Marktbedingungen. Die Zulassung der Aktien zum Handel im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse (Prime Standard) solle beantragt werden, teilte das Augsburger Unternehmen heute mit.

Üblicherweise vergehen zwischen der offiziellen Ankündigung eines Börsengangs, der sogenannten "Intention To Float" (ITF), und dem ersten Handelstag rund vier Wochen. Ein Börsengang könnte also bis Mitte Oktober anstehen.

Geplant ist ein öffentliches Angebot in Deutschland und Privatplatzierungen bei institutionellen Anlegern in anderen Ländern. Renk-Finanzchef Christian Schulz verspricht sich vom Börsengang Zugang zu zusätzlichen Finanzierungsinstrumenten für das Wachstum. Für Konzernchefin Susanne Wiegand ist er der nächste logische Schritt auf dem Wachstumspfad.

Zweiter IPO nach 100 Jahren

Renk war bereits von 1923 bis 2020 am Aktienmarkt, bevor es vor drei Jahren vom Finanzinvestor Triton für 700 Millionen Euro übernommen und von der Börse genommen wurde. Die Beteiligungsgesellschaft hat sich nach eigenen Angaben auf mittelständische Unternehmen in den Bereichen Dienstleistung, Gesundheitswesen, Konsumgüter und Industrie spezialisiert. Es werde ein relevanter Streubesitz von Renk angestrebt, hieß es. Mehrheitseigentümer will Triton aber erst einmal bleiben.

70 Prozent macht das Rüstungsgeschäft mit Getrieben für Panzer oder Schiffe für die Marine aus, der Rest entfällt auf ziviles Geschäft etwa mit Getrieben für Kompressoren. Die ehemalige MAN-Tochter ist Weltmarktführer bei Panzergetrieben. Banker hatten die Bewertung zuletzt auf 2,5 Milliarden Euro taxiert.

Sonderkonjunktur dank "Zeitenwende"

Renk erlebt derzeit eine Sonderkonjunktur: Im ersten Halbjahr steigerte das IUnternehmen den Umsatz um 7,9 Prozent auf 410 Millionen Euro, der bereinigte Betriebsgewinn kletterte um 5,5 Prozent. 2022 hatte das Unternehmen 144,3 Millionen Euro verdient, bei einem Umsatz von 849 Millionen Euro. Für das laufende Jahr werden Erlöse von 900 Millionen bis einer Milliarde Euro erwartet, die Gewinnmarge dürfte bei 16 bis 17 Prozent liegen. Mittelfristig soll der Umsatz um zehn Prozent zulegen und die Gewinnmarge auf 19 bis 20 Prozent steigen.

Zum Halbjahr hatten die Augsburger Aufträge im Wert von 1,7 Milliarden Euro in den Büchern - laut Unternehmen ein Rekordniveau. "Der weltweite Bedarf an technologischer Erneuerung der Streitkräfte infolge der Zeitenwende bleibt auch künftig ein Treiber unseres Wachstums", so Vorstandschefin Wiegand.  

Renk beschäftigt mehr als 3.400 Menschen und betreibt Produktionsstätten in Deutschland, den USA, der Schweiz, Großbritannien und Frankreich. Außerdem gibt es Standorte für technische Betreuung und Wartung. Mehr als 70 Armeen und mehr als 40 Marinen und Küstenwachen würde auf Renk-Produkte vertrauen, heißt es vom Unternehmen.

Kein einfaches Umfeld für Börsengänge

Das aktuelle Umfeld ist für Börsengänge derzeit nicht optimal, da sich die Aktienmärkte volatil seitwärts bewegen und die Investoren aufgrund von Konjunktursorgen und einer unsicheren Zinspolitik der Notenbanken vorsichtig agieren. Allerdings dürfte das Management darauf setzen, dass sich die aktuell hohe Nachfrage nach Rüstungsgütern günstig auf den Renk-Börsengang auswirkt. Außerdem können sich die Marktbedingungen jederzeit ändern.  

In diesem Jahr stach in Deutschland bisher Nucera hervor. Der Industriekonzern Thyssenkrupp hatte seine Wasserstoff-Tochter im Juli an die Börse gebracht. Die Emission brachte gut 600 Millionen Euro ein. Die Parfümeriekette Douglas plant Insidern zufolge eine Rückkehr an die Börse. Auch der Pharma-Zulieferer Schott strebt noch in diesem Jahr ein Börsendebüt an.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 12. September 2023 um 09:00 Uhr.