Schuhe des Herstellers Birkenstock

Jetzt offiziell beantragt Birkenstock geht in den USA an die Börse

Stand: 13.09.2023 08:17 Uhr

Der Sandalen-Hersteller Birkenstock aus dem rheinland-pfälzischen Linz am Rhein strebt an die Börse in New York. Seinen Börsenprospekt hat das Unternehmen gestern bei der US-Börsenaufsicht SEC vorgelegt.

Die Börsenpläne von Birkenstock in den USA waren seit Monaten bekannt, nun hat das Unternehmen offiziell seinen Börsengang an der New York Stock Exchange beantragt und seinen Börsenprospekt vorgelegt.

Der genaue Termin für den Börsengang geht aus den Unterlagen, die seit gestern Abend vorliegen, noch nicht hervor. Üblicherweise erfolgt die Erstnotiz einer Aktie drei bis vier Wochen nach der Vorlage der Unterlagen. Laut dem "Handelsblatt" ist das Debüt von Birkenstock an der New Yorker Börse (NYSE) in der zweiten Oktober-Woche geplant.

Bis zu rund elf Milliarden Dollar Börsenbewertung

Auch die genaue Größe des Börsengangs ist noch nicht bekannt. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte im Juli berichtet, dass Birkenstock mit einer Gesamtbewertung von mehr als acht Milliarden Dollar an der Börse starten kann. Laut Reuters ist jedoch auch eine Bewertung von zehn bis 11,5 Milliarden Dollar möglich, da sich Birkenstock Investoren als Hersteller von Lifestyle- und Luxus-Produkten präsentiert. Die neuen Aktien sollen das Börsenkürzel "BIRK" führen.

Birkenstocks wichtigstes Geschäftsfeld bleiben aber die Sandalen, die das Unternehmen inzwischen weltweit verkauft. Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1774 zurück. Vor fast 250 Jahren habe der Schuhmacher Johannes Birkenstock das Fundament für "eine Schumacherdynastie" gelegt. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als "Erfinder des Fußbetts".

Finanzinvestor will Zügel in der Hand behalten

Erstmals aus den Händen der Familie wechselte die Leitung des Unternehmens 2013 an zwei Manager, Markus Bensberg und Oliver Reichert. Haupteigentümer mit 65 Prozent der Anteile ist seit 2021 die Beteiligungsgesellschaft L Catterton, die mit dem Luxuskonzern LVMH (unter anderem Louis Vuitton, Christian Dior) und dessen milliardenschwerem Chef Bernard Arnault verbandelt ist. Dieser hält weitere rund 20 Prozent über sein Vehikel Agache. Der Rest der Anteile blieb im Familienbesitz. L Catterton will nach dem Börsengang die Kontrolle über Birkenstock behalten.

Über Marketing zum Lifestyle-Produkt

Vom einstigen Ökolatschen-Image haben sich die Sandalen längst gelöst, in den vergangenen Jahren entwickelten sie sich immer mehr zum Mode-Accessoire, auch durch Kooperationen mit Edel-Marken wie Dior und Manolo Blahnik.

Zur neuen Positionierung der Marke trugen auch Promis bei, die sich mit den Sandalen zeigten. Im vergangenen Jahr wurde ein Paar ausgetretener Birkenstock-Sandalen des Apple-Mitgründers Steve Jobs für mehr als 218.000 Dollar versteigert. Zuletzt tauchten Birkenstocks in einer symbolischen Rolle im erfolgreichen "Barbie"-Film auf. Mittlerweile verkauft das Unternehmen nicht nur Schuhe, sondern auch Betten und Naturkosmetik.

Produktion fast ausschließlich in Deutschland

Birkenstock hält an Deutschland als Standort fest. Im vergangenen Geschäftsjahr lief in den deutschen Betrieben die gesamte Fußbett-Produktion - und auch 95 Prozent der fertigen Produkte stammen von hier. In Portugal gibt es eine zusätzliche Komponenten-Fertigung. Zum Stichtag 30. Juni beschäftigte Birkenstock rund 6.200 Mitarbeiter, davon etwa 4.800 auf Vollzeitstellen.

Den größten Teil seiner Erlöse macht Birkenstock in Nord- und Südamerika mit einem Anteil von 54 Prozent im vergangenen Geschäftsjahr, gefolgt von Europa mit 36 Prozent. Frauen machen 72 Prozent der Kundschaft aus. Das erfolgreichste Design ist das 1973 eingeführte Modell Arizona.

Gewinnrückgang im Halbjahr

Dem Börsenprospekt sind auch detaillierte Geschäftszahlen zu entnehmen. So steigerte Birkenstock im ersten Geschäftshalbjahr (bis Ende März) seinen Umsatz um 18,7 Prozent auf rund 644,2 Millionen Euro. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 40,2 Millionen Euro in den Büchern, nach rund 73,5 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der Rückgang ging vor allem auf ungünstige Wechselkurse zurück. Das vergangene Geschäftsjahr beendete Birkenstock mit 1,24 Milliarden Euro Umsatz und 187 Millionen Euro Gewinn.

Melanie Böff, Melanie Böff, HR, tagesschau, 13.09.2023 10:25 Uhr