Händler an der New Yorker Börse.
marktbericht

Standardwerte verlieren Nüchtern in den Oktober

Stand: 02.10.2023 22:12 Uhr

Auch im neuen Quartal bleiben den Aktienmärkten Zins- und Konjunktursorgen erhalten. Weder DAX noch Dow Jones konnten Kursgewinne verbuchen. Nur bei den US-Technologietiteln lief es besser.

Statistisch betrachtet bringt der erste Handelstag eines Monats den Aktienmärkten meist Kursgewinne, was Experten mit einer Art Aufbruchsstimmung erklären. Davon war allerdings diesmal wenig zu spüren.

Den ganzen Handelstag über präsentierten sich die New Yorker Börsen uneinheitlich. Die Standardtitel an der Wall Street dümpelten zumeist im Minus, am Ende ging der Dow Jones 0,22 Prozent tiefer aus dem Handel.

Die Technologieaktien an der Nasdaq hielten sich dagegen recht gut. Der Nasdaq 100, der die 100 wichtigsten Technologietitel abbildet, schloss beachtliche 0,83 Prozent höher.

Eine mit Spannung erwartete Rede des Notenbankchefs Jerome Powell brachte keine neuen Erkenntnisse. Er äußerte sich bei einem Runden Tisch in Pennsylvania nicht zur aktuellen Geldpolitik oder zu den Wirtschaftsaussichten. Beobachter halten aber zumindest eine weitere Leitzinserhöhung für wahrscheinlich. "Die jüngsten Daten zu den Verbraucherpreisen zeigen zwar, dass die Fed beträchtliche Fortschritte bei der Bekämpfung der unangemessen hohen Teuerungsrate gemacht hat. Sie hat mit ihren Zinserhöhungen aber noch Arbeit vor sich", sagte John Stoltzfus vom Vermögensverwalter Oppenheimer.

Die aktuellen Konjunkturdaten stützten diese Erwartungen. So hat sich die Stimmung in der US-Industrie im September stärker als erwartet aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex ISM stieg im Vergleich zum Vormonat um 1,4 Punkte auf 49,0 Zähler. Analysten hatten im Schnitt nur einen Anstieg auf 47,9 Punkte erwartet. Der Indikator liegt aber weiter unter der Schwelle von 50 Punkten und signalisiert damit elf Monate in Folge eine schrumpfende Industrie.

Update Wirtschaft vom 02.10.2023

Antje Erhard, HR, tagesschau24, 02.10.2023 09:00 Uhr

Im deutschen Handel war der DAX zunächst höher gestartet, da die USA wie erhofft in letzter Minute einen Regierungsstillstand abwenden konnten. Doch dieses Kaufargument trug nicht lange, zumal der nun beschlossene Übergangshaushalt nur für 45 Tage gilt.

Der DAX, der im frühen Geschäft noch bis auf 15.476 Zähler zugelegt hatte, rutschte noch am Vormittag ins Minus und schloss 0,91 Prozent tiefer bei 15.247 Punkten.

Damit ist auch die jüngste Erholungsbewegung seit Donnerstag, die den DAX zeitweise um über 300 Punkte in die Höhe beförderte, zunächst beendet. Aus fundamentaler Perspektive wundert das kaum, bleiben den Aktienmärkten doch auch mit Beginn des neuen Börsenquartals zahlreiche Risikofaktoren erhalten. So notiert die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen derzeit mit 4,68 Prozent auf dem höchsten Stand seit 16 Jahren. Steigende Renditen machen Aktien im Vergleich zu Anleihen weniger attraktiv. Auch die jüngste Rally am Ölmarkt ist ein Belastungsfaktor.

Hinzu kommt eine ungünstige technische Lage. Mit dem Rutsch unter die 200-Tage-Linie (zuletzt bei 15.578 Punkten) haben sich die langfristigen Perspektiven im DAX deutlich eingetrübt. Diese Marke ist nun als ernstzunehmender Widerstand anzusehen. Für den HSBC-Experten Jörg Scherer würde erst eine Rückeroberung der 200-Tage-Linie dem DAX "eine echte charttechnische Perspektive für das vierte Quartal geben". Die 200-Tage-Linie errechnet sich aus dem Durchschnitt der letzten 200 Handelstage und ist der meist beachtete so genannte "gleitende Durchschnitt".

Am morgigen Tag der Deutschen Einheit wird in Frankfurt normal gehandelt, voraussichtlich mit deutlich geringeren Umsätzen.

Der Euro geriet angesichts der positiven US-Daten unter verstärkten Abgabedruck. Am späten Abend wurde die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,0489 Dollar gehandelt. Damit fiel der Euro auf den tiefsten Stand seit Januar.

Für Gold ging es weiter bergab. Am Abend kostete eine Feinunze des gelben Edelmetalls nur noch 1.829 Dollar - so wenig wie seit März nicht mehr. Der Goldpreis leidet seit Wochen schon unter der Aussicht auf dauerhaft hohe Zinsen in den USA, die den Dollar stärken und Gold als Anlageobjekt unattraktiver machen.

Die Ölpreise gaben im Verlauf deutlich nach. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember 90,50 Dollar. Nachrichten über einen baldigen Wiederanlauf einer Ölpipeline zwischen dem Irak und der Türkei drückten die Notierungen. Allerdings blieb zunächst unklar, wann genau der Betrieb wieder anlaufen soll. Die Pipeline kann pro Tag etwa eine halbe Million Barrel transportieren. Wegen finanzieller Streitigkeiten zwischen Irak und der Türkei liegt der Betrieb seit etwa einem halben Jahr auf Eis.

Die Ölpreise hatten zuletzt noch deutlich zugelegt. Wichtigster Grund ist das knappe Angebot großer Förderländer wie Saudi-Arabien und Russland. Hinzu kommen geringe Rohölvorräte, vor allem in den USA. Die Nachfrage ist robust, weil die Vereinigten Staaten bisher nicht in die vielfach befürchtete Rezession gefallen sind und die angeschlagene Wirtschaft Chinas sich etwas stabilisiert hat.

Die Aktie von Tesla konnte sich im US-Handel gut behaupten. Dabei hat die gedrosselte Produktion wegen geplanter Werksschließungen den Absatz des weltgrößten Elektroautobauers gedrückt. Tesla lieferte im dritten Quartal 435.059 Autos an seine Kunden aus, ein Minus von 6,7 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal. Damit blieb das Unternehmen hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Diese hatten im Durchschnitt mit 454.100 Fahrzeugen gerechnet.

Tesla hält weiter an seinem Ziel fest, in diesem Jahr 1,8 Millionen Fahrzeuge auszuliefern. Einigen Experten zufolge könnten die modernisierten Fabriken die Auslieferungen im vierten Quartal antreiben. Dann soll auch die Auslieferung des aktualisierten Model 3 in China und Europa beginnen.

Überdurchschnittliche Gewinne verbuchte die Aktie von BioNTech. Heute wurden die Forscher Katalin Karikó und Drew Weissmann mit dem Medizin-Nobelpreis für ihre grundlegenden Arbeiten zu mRNA-Impfstoffen geehrt. Beide hätten einige Jahre für BioNTech gearbeitet, teilte das Mainzer Unternehmen mit. Karikó sei noch immer als Beraterin für BioNTech aktiv. Die Corona-Impfstoffe von BioNTech und des US-Konzerns Moderna waren die ersten zwei mRNA-Produkte, die auf den Markt kamen. An der Technik arbeiten Forscher jedoch schon mehr als 30 Jahren. Die neuartigen Impfstoffe gelten als Hoffnungsträger im Kampf gegen eine Reihe von Erkrankungen, darunter Krebs.

Bei den Einzelwerten im DAX standen Fresenius-Papiere unter Druck. Einem Medienbericht zufolge befindet sich KKR in Gesprächen mit dem Gesundheitskonzern über den Kauf von dessen Fruchtbarkeitskliniken in Spanien und Portugal. Eine mögliche Übernahme würde die Fresenius-Tochter Eugin mit rund 500 Millionen Euro bewerten, berichtete die spanische Zeitung "Cinco Dias".

Im MDAX war die Sixt-Aktie mit einem Plus von 3,6 Prozent der größte Kursgewinner. Die Papiere setzten damit ihre Erholung vom Jahrestief fort. Eine Kaufempfehlung der Baader Bank löst Fantasie für eine "Mobilitäts-Wachstumsstory" aus. Analyst Christian Obst traut der Aktie 140 Euro zu und stufte sie hoch von "Add" auf "Buy".

Europäische Telekommunikationsfirmen wollen große Tech-Konzerne einem Bericht der "Financial Times" zufolge zu höheren Zahlungen für die Nutzung der Netze zwingen. Dazu haben die Chefs von 20 europäischen Telekommunikationsunternehmen einen Brief an die Europäische Kommission und Mitglieder des Europaparlaments geschickt. Zu den Unterzeichnern gehören Deutsche-Telekom-Chef Tim Höttges sowie die Spitzen von Vodafone, Telia und der BT Group.

Die Finanzaufsicht BaFin hat wegen der Probleme bei der Postbank einen Sonderbeauftragten für die Konzernmutter Deutsche Bank bestellt. Dieser soll überwachen, dass die Deutsche Bank die Einschränkungen im Kundenservice bei der Postbank und beim Baufinanzierer DSL Bank "zügig und vollständig beseitigt". Die BaFin habe diese Maßnahme ergriffen, "um die kollektiven Interessen von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu schützen".

Der Versicherer Allianz hat das Mandat von Oliver Bäte als Vorstandsvorsitzenden bis zur Hauptversammlung 2028 verlängert. Der 58-Jährige ist seit Mai 2015 Konzernchef. Der Aufsichtsrat verwies bei der Entscheidung für Bätes Vertragsverlängerung auf das nachhaltige und profitable Wachstum im Konzern. Zugleich verliert die Allianz ihren Finanzvorstand Giulio Terzariol an den italienischen Konkurrenten Generali. Claire-Marie Coste-Lepoutre übernimmt zu Beginn 2024 den wichtigen Posten.

Der Chemieriese BASF steht mit dem Wechsel an der Führungsspitze und angesichts schlecht laufender Geschäfte vor einem größeren Verkaufsprogramm. Der noch amtierende Vorstandschef Martin Brudermüller treibe sieben Monate vor seinem Ausscheiden den Verkauf von Konzernteilen im Volumen von bis zu zehn Milliarden Euro voran, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf Unternehmens- und Finanzkreise.

Berichte über heiß laufende Geräte des neuen iPhone 15 Pro gehen Apple zufolge auf Software-Fehler zurück, die bald behoben werden sollen. Zum einen sei ein Problem im neuen Betriebssystem iOS 17 der Auslöser für einige Nutzer, zum anderen hätten ein paar Apps wie Instagram und Uber die Telefone wärmer als sonst werden lassen. Instagram habe das Problem mit einem Update Ende September behoben, teilte Apple dem Finanzdienst Bloomberg mit.

Der Schuhhersteller Birkenstock hat die Bedingungen für seinen in den USA geplanten Börsengang festgelegt. Bis zu 33,26 Millionen Aktien sollen zu einem Preis von 44 bis 49 Dollar je Stammaktie angeboten werden. Damit könnte der Schritt aufs Parkett über 1,6 Milliarden Dollar in die Kassen des Unternehmens und seines Mehrheitsaktionärs spülen. Mindestens peilt das Unternehmen gut 1,4 Milliarden Dollar an.

Die Aktien sollen an der New Yorker Börse notiert werden. Rund zwei Drittel der Papiere soll die Haupteigentümer-Gesellschaft L Catterton anbieten, die mit dem Luxuskonzern LVMH verbandelt ist. Unter anderem der norwegische Staatsfonds sowie die Investmentgesellschaft T.Rowe Price haben bereits Interesse an größeren Aktienpaketen bekundet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 02. Oktober 2023 um 09:00 Uhr.