Ein Arbeiter säubert ein Plakat der neuen Imagekampagne des Bundesnachrichtendienstes (BND) mit der Aufschrift "Stell dir vor, du wirst vom BND gesucht" am Zaun der Zentrale des Dienstes.

Werbekampagne des BND Spione gesucht

Stand: 15.03.2024 11:27 Uhr

Die meisten haben keine Ahnung, welche Jobs es beim Bundesnachrichtendienst gibt. Darum hat sich der Geheimdienst zu einer untypischen Aktion entschlossen: einer groß angelegten Werbekampagne, um neue Mitarbeiter anzuwerben

Von Evi Seibert, ARD Berlin

"Wir suchen Terroristen, m/w/d" - wird auf großen Plakaten an Bahnhöfen und Bushaltestellen zu lesen sein. Und klein darunter "Finde sie mit uns". Der BND wird lustig. Auch mit Anleihen an ein James Bond Klischee: "Kein Schütteln, kein Rühren", steht auf einem anderen Plakat, darunter: "Einfach bewerben".

Mehrere hundert Menschen will die Behörde pro Monat einstellen. In den unterschiedlichsten Berufen, von der Sinologin zum Koch, vom Security-Mitarbeiter zur Biologin. Aber natürlich auch Bewerber, die tatsächlich ganz klassisch Spion werden wollen. Sie werden in einem dualen Studiengang vom BND selbst ausgebildet, inklusive Training, wie man jemanden beschattet oder Verfolger abschüttelt.

"Wir nennen das bei uns im Scherz: Diplom-Spion", sagt BND-Kommunikationschef Martin Heinemann. Er steckt hinter der Kampagne mit den bunten Plakaten und hippen Videos bei YouTube und Instagram. Heinemann lässt jetzt auch die Zäune rund um das streng abgeschirmte BND-Gelände mit Plakaten vollhängen. "Komm dahinter", der Hauptslogan der Kampagne, wirkt dabei wie eine meterhohe Einladung in den Geheimdienst.

IT-Spezialisten sind gefragt

Ganz besonders gefragt sind natürlich IT-Spezialisten. So wie Lukas. Lukas heißt nicht Lukas, sondern hat, wie alle hier, mehrere Identitäten. Lukas trägt Pferdeschwanz und Tatoos und gibt als Jobbezeichnung an: "Hacker beim BND".

Lukas hackt sich in internationale Netzwerke, auch von Regierungen. Um zum Beispiel herauszufinden, wie weit die mit ihren Waffen sind. Er ist sozusagen ein deutsches Pendant zum aktuellen Fall, bei dem das Gespräch deutscher Militärs von Russen gehackt wurde.

Warum macht Lukas das mittlerweile für Beamten-Tarif und nicht wie früher in der freien Wirtschaft? Seine Antwort: "Wenn ich in der Wirtschaft als Hacker arbeite macht das auch viel Spaß, da verdiene ich viel Geld. Aber das, was ich beim BND machen kann, dass ich im Ausland ein Netzwerk infiltriere, in diesem Umfang und in dieser Professionalität - das kann ich nirgendwo anders so machen."

Es gehe ihm nicht nur um das Geld. "Wie ich jetzt arbeite macht Sinn und ist nicht nur meine persönliche Bereicherung", sagt Lukas.

Immer mal wieder die Identität wechseln

Ähnlich sieht das Maja, die natürlich auch nicht Maja heißt. Sie trägt heute High Heels und Büro-Kleidung. Ihre Kollegen erzählen, dass sie exzellent schießen kann und nach einem Spezial-Gefahrentraining höllisch gut Auto fährt. Als Reisemitbringsel hat sie schon mal eine schwarze Fahne der Terrororganisation IS dabei.

Maja arbeitet beim Bundesnachrichtendienst in der Auswertung. Sie sammelt weltweit Informationen über Terrorismus, setzt die einzelnen Details dann wie bei einem Puzzle zusammen - allerdings ohne das finale Bild zu kennen. Wenn sie es richtig macht, kann sie dazu beitragen, Terroranschläge zu verhindern. "Das ist das, was ich als unglaublich sinnstiftend empfinde", sagt sie.

Dafür müssen Maja und Lukas in Kauf nehmen, dass sie niemandem erzählen dürfen, was sie genau machen. Nicht der Familie, nicht den Partnern. Sie müssen immer mal wieder ihren Namen und ihre Identität wechseln. Und sie können natürlich auch nicht regelmäßig im Homeoffice arbeiten.

Evi Seibert, ARD Berlin, tagesschau, 15.03.2024 08:28 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Nova am 15. März 2024 um 08:10 Uhr.