Boris Pistorius neben Bundeswehrsoldaten

Bundeswehr-Brigade in Litauen "Herausragendes Ereignis", das Lücken reißt

Stand: 08.04.2024 11:36 Uhr

Ein Vorkommando der Bundeswehr ist nach Litauen aufgebrochen. Es soll die dauerhafte Stationierung von etwa 5.000 deutschen Einsatzkräften in dem baltischen Staat vorbereiten. Deren Ausstattung jedoch reißt Lücken in die Einheiten hierzulande.

Ein Vorkommando von etwa 20 Bundeswehrsoldaten ist heute am Flughafen Berlin-Brandenburg von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nach Litauen verabschiedet worden. Die Streitkräfte sollen die Stationierung einer Heeresbrigade in Litauen vorbereiten und die NATO-Ostflanke verstärken.

"Es ist Neuland, das Sie betreten", gab Pistorius den Soldaten mit auf den Weg. Noch sei einiges zu tun, auch vor Ort, sagte Pistorius, etwa bei den Unterkünften für die Soldaten. Er versprach: "Wir werden alles tun, um die Brigade von Anfang an so auszustatten, wie sie ausgestattet werden muss."

Die Schaffung der Voraussetzungen für die Stationierung einer Bundeswehr-Brigade in Litauen wird den deutschen NATO-Partner in den nächsten Jahren rund 800 Millionen Euro kosten. Diese Summe nannte Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas im litauischen Rundfunk.

Verlegung einer Bundeswehr-Brigade an die Ostflanke der NATO nach Litauen

Stephan Stuchlik, ARD Berlin, tagesthemen, 08.04.2024 22:00 Uhr

Start der Brigade ist "herausragendes Ereignis"

Begleitet wird die Brigade vom Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais. Dieser sprach in der tagesschau von einem "ganz wichtigen Signal, dass Deutschland seiner Verantwortung gerecht wird". Es gehe um die Erfüllung von Bündnisverpflichtungen, den Schutz der NATO-Partner an der Ostflanke und die Verteidigung von Frieden und Freiheit. Mais nannte den Start für die Brigade ein "herausragendes Ereignis".

Alfons Mais, Generalleutnant der Bundeswehr und Inspekteur des Heeres, zur Litauen-Brigade

Morgenmagazin, 08.04.2024 05:30 Uhr

Die Ausstattung der Brigade werde jedoch bei den Einheiten in Deutschland in den kommenden drei bis fünf Jahren Lücken reißen, so Mais in einem weiteren Interview: "Die Delle, durch die wir gehen, ist etwas tiefer geworden." Man werde aber diese Lücken auf der Zeitachse auch wieder auffüllen. 

Das bestätige die Wehrbeauftragte des Bundestages, die SPD-Politikerin Eva Högl, im ARD-Morgenmagazin: "Natürlich reißt das erst mal ganz gewaltige Löcher, denn die Ausrüstung unserer Soldatinnen und Soldaten, aber auch das große Gerät ist noch nicht vorhanden, das heißt, es wird jetzt alles Richtung Litauen gehen."

"Leuchtturmprojekt der Zeitenwende", Eva Högl, Wehrbeauftragte des Bundestages, zur dauerhaften Stationierung der Litauen-Brigade

Morgenmagazin, 08.04.2024 05:30 Uhr

Noch nie so viele Bundeswehrsoldaten dauerhaft im Ausland

Als Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage in Europa hatte die Bundesregierung zugesagt, einen gefechtsbereiten und eigenständig handlungsfähigen Kampfverband nach Litauen zu verlegen. Zielgröße für die Brigade, die ab 2027 einsatzbereit sein soll, sind 4.800 Streitkräfte sowie rund 200 zivile Bundeswehrangehörige und weitere Beschäftigte.

Die dauerhafte Stationierung einer Brigade in Litauen ist ein Präzedenzfall in der Geschichte der Bundeswehr. Nie zuvor hatte sie so viele Einsatzkräfte auf Dauer im Ausland stationiert.

Mit Informationen von Tim Aßmann, ARD-Hauptstadtstudio

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 08. April 2024 um 10:00 Uhr.