Menschen flüchten aus dem Norden des Gazastreifens.

Angaben der US-Regierung Israel zu täglichen Feuerpausen in Nord-Gaza bereit

Stand: 09.11.2023 19:47 Uhr

Israel hat laut den USA vierstündigen täglichen Kampfpausen im Norden des Gazastreifens zugestimmt. Diese sollten Zivilisten die Möglichkeit zur Flucht geben, teilte das Weiße Haus mit. Zudem gibt es offenbar Hoffnung für einige Geiseln.

Israel führt nach US-Angaben mehrstündige Feuerpausen in Teilen des Gazastreifens ein. Im Norden des Palästinensergebietes werde es jeden Tag vier Stunden lang keine Militäreinsätze geben, teilt das US-Präsidialamt unter Berufung auf den engen Verbündeten mit. Die Pausen seien ein Schritt in die richtige Richtung. Sie sollen demnach immer drei Stunden im Voraus angekündigt werden.

US-Präsident Joe Biden habe sich für diese Pausen stark gemacht, hieß es weiter. Während dieser Pausen werde es etwa möglich sein, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen. Sie könnten auch ein "ausreichendes Zeitfenster bieten, um den Menschen zu helfen, aus der Gefahrenzone zu kommen", betonte Kirby. Außerdem seien sie eine Möglichkeit, Geiseln sicher aus dem Gazastreifen zu bringen. Nähere Details dazu nannte das Weiße Haus nicht.

Israel stimmt täglicher Feuerpause von vier Stunden zu

Oliver Mayer-Rüth, ARD Tel Aviv, tagesschau, 09.11.2023 20:00 Uhr

Generelle Waffenruhe nur gegen Freilassung von Geiseln

Zudem gibt die Regierung in Washington das Ziel vor, dass täglich nicht weniger als 150 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gelangen sollen. Die Lieferungen müssten schnell erhöht werden, hieß es.

In Bezug auf einen generellen Waffenstillstand beharrt die israelische Regierung weiter auf ihrer Forderung, diesen nur gegen die Freilassung von festgehaltenen Geiseln zu gewähren. "Die Kämpfe gehen weiter, und es wird keinen Waffenstillstand ohne die Freilassung unserer Geiseln geben", hieß es in einer Mitteilung des Büros des Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Auch ein Armeesprecher sagte: "Es gibt keine Waffenruhe. Ich wiederhole, es gibt keine Waffenruhe", so Oberstleutnant Richard Hecht. "Was wir tun, dieses Vier-Stunden-Fenster, das sind taktische, lokale Pausen für humanitäre Hilfe."

Hoffnung für einige der verschleppten Geiseln

Für einige der verschleppten Geiseln gibt es möglicherweise Hoffnung. Unter Vermittlung des Golfemirats Katar, das gute Beziehungen zur islamistischen Palästinenserorganisation Hamas pflegt, und in Absprache mit den USA laufen Verhandlungen, um etwa ein Dutzend Gefangene freizubekommen. Das bestätigte eine Person mit Kenntnis dieser Gespräche der Nachrichtenagentur dpa.

Auch Verhandlungen zwischen der Hamas und Thailand

Parallel gibt es - davon unabhängig - Verhandlungen zwischen der Hamas und Thailand über die Freilassung von 23 thailändischen Geiseln, bei denen der Iran vermittelt. Der Außenminister des Landes, Hussein Amirabdollahian, hatte sich nach Angaben aus seinem Ministerium vor rund einer Woche mit seinem thailändischen Kollegen Parnpree Bahiddha-Nukara in der katarischen Hauptstadt Doha getroffen. Thailand habe den Iran gebeten, sich für die Geiseln einzusetzen.

Amirabdollahian habe das Thema folglich mit Hamas-Vertretern besprochen. Der Minister hatte sich in den vergangenen Wochen immer wieder mit der Führung der islamistischen Palästinenserorganisation ausgetauscht, so auch mit Hamas-Chef Ismail Hanija, der in Doha lebt. Die Hamas habe aber deutlich gemacht, Gefangene nur freizulassen, wenn israelische Angriffe auf Gaza stoppen würden.

Kämpfe im Gazastreifen gehen weiter

Unterdessen nahmen israelische Bodentruppen laut Darstellung der Armee nach heftigen Kämpfen im nördlichen Gazastreifen einen Stützpunkt der islamistischen Hamas ein. Dieser liege im Flüchtlingsviertel Dschabalia, teilte das Militär mit. An dem zehn Stunden langen Kampf seien neben der Hamas auch der Islamische Dschihad beteiligt gewesen, hieß es. Die israelischen Soldaten kämpften über und unter der Erde und hoben nach Militärangaben Teile eines riesigen Netzwerks von Tunneln und unterirdischen Stützpunkten der radikalislamischen Organisation aus. Einer der Tunneleingänge habe direkt neben einem Kindergarten gelegen.

Bei einem israelischen Militäreinsatz in Dschenin im Westjordanland wurden zudem nach palästinensischen Angaben mindestens neun Menschen getötet. 15 weitere seien verletzt worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit. Laut der israelischen Armee griff eine Drohne während des Einsatzes bewaffnete Einwohner in dem Ort an. Dschenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 09. November 2023 um 17:00 Uhr.