Globale Allianz Online-Impfgipfel wirbt um Milliarden

Stand: 04.06.2020 16:22 Uhr

Vertreter von mehr als 50 Ländern haben sich zu einer Konferenz zusammengeschaltet, um eine Milliardensumme für Impfprogramme zu sammeln. Dabei geht es um ein Serum gegen Covid-19, aber auch gegen Polio, Typhus und Masern.

Als Ausrichter des internationalen Online-Impfgipfels hat der britische Premierminister Boris Johnson Staats- und Regierungschefs aus aller Welt zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen lebensbedrohliche Krankheiten aufgerufen. Er hoffe, dass der virtuelle Gipfel ein echter Moment sein werde, an dem sich die Menschheit im Kampf gegen Krankheiten zusammenschließe, sagte Johnson zum Auftakt der globalen Geberkonferenz der Impfstoff-Allianz Gavi.

Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, sprach bei einer Pressekonferenz in London.

Gastgeber der Konferenz: der britische Premier Johnson, der selbst an Covid-19 erkrankt war. (Archivbild)

Johnson appellierte an die Teilnehmer, sich Großbritannien anzuschließen, "um diese lebensrettende Allianz zu stärken und eine neue Ära der globalen Gesundheitszusammenarbeit einzuleiten". Es handele sich aus seiner Sicht um "das wichtigste gemeinsame Unterfangen unseres Lebens".

Das Ziel: 6,6 Milliarden Euro

Bei dem Gipfel sollten Vertreter von mehr als 50 Ländern sowie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Milliardär Bill Gates dabei sein. Ziel ist es, bis zum Abend Zusagen über umgerechnet rund 6,6 Milliarden Euro für Impfprogramme zu sammeln.

Gastgeber Großbritannien ist laut Johnson mit einer Zusage von 1,65 Milliarden Pfund (rund 1,85 Milliarden Euro) größter Gavi-Geldgeber. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte 600 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre zu. Hinzu kämen 100 Millionen Euro zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, verkündete Merkel in ihrer Videobotschaft bei einer virtuellen Konferenz. Sobald ein Impfstoff verfügbar sei, müssten die Voraussetzungen geschaffen sein, eine globale Impfkampagne zu starten. Von der Leyen kündigte 300 Millionen Euro der EU-Kommission für die kommenden fünf Jahre an, wie ein Sprecher vorab mitteilte.

Mithilfe des Geldes sollen bis 2025 weitere 300 Millionen Kinder in den ärmsten Ländern der Welt gegen Krankheiten wie Polio, Typhus und Masern geimpft werden. Bei der Konferenz solle es aber auch um die Frage gehen, wie ein künftiger Impfstoff gegen das Coronavirus für Menschen auf der ganzen Welt zugänglich gemacht werden kann.

UN-Generalsekretär António Guterres sagte in diesem Zusammenhang, es gebe eine wichtige Lektion zu lernen: "Ein Impfstoff an sich ist nicht genug. Wir brauchen globale Solidarität, um sicherzustellen, dass jede Person überall Zugang dazu hat." Ein Corona-Impfmittel solle deshalb als ein gemeinsames internationales Gut verstanden werden. "Krankheiten kennen keine Grenzen."

Antonio Guterres

Ein Corona-Impfmittel solle als gemeinsames internationales Gut verstanden werden, sagte UN-UN-Generalsekretär Guterres.

Und auch Johnson betonte, Länder, Pharmaunternehmen und internationale Partner wie die Weltgesundheitsorganisation WHO müssten dabei in einem noch nie da gewesenen Maße miteinander kooperieren. Man müsse Gavi dazu nutzen, künftige Impfstoffe für alle Menschen auf der Welt bezahlbar und verfügbar zu machen.

Eine Welt ohne Impfstoff gleiche einem Kartenhaus

Die Gavi-Vorstandsvorsitzende Ngozi Okonjo-Iweala betonte, die Corona-Krise habe gezeigt, welch entscheidende Rolle Impfstoffe im Kampf gegen Krankheiten spielten - sowohl beim Schutz von Leben als auch bei dem von Existenzen und der Wirtschaft. Das Impfen solle als gemeinschaftliche globale Aufgabe verstanden werden. Die Coronavirus-Pandemie habe letztlich offenbart, dass eine Welt ohne Impfstoffe lediglich einem "Kartenhaus" gleiche.

Die in Genf ansässige Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung (Gavi) war im Jahr 2000 gegründet worden und hat seitdem dabei geholfen, mehr als 760 Millionen Kinder in den ärmsten Ländern der Erde zu impfen. Ziel des Bündnisses aus öffentlichen und privaten Geldgebern ist es, mehr Kinder zu impfen und so vor lebensbedrohlichen Krankheiten zu schützen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. Juni 2020 um 06:00 Uhr.