Medizinisches Personal geht in ein Krankenhaus in Deagu in Südkorea.

Coronavirus Höchster Krisenalarm in Südkorea

Stand: 01.03.2020 13:11 Uhr

Mehrere Hundert Neuinfektionen haben Südkoreas Regierung veranlasst, die höchste Krisenalarmstufe auszurufen. Auch im Iran spitzt sich die Lage zu. Australien meldete einen ersten Todesfall.

Im Kampf gegen die Coronavirus-Epidemie hat Südkorea die höchste Krisenalarmstufe ausgerufen. Dies teilte Präsident Moon Jae In mit. Die Regierung werde alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um die Epidemie einzudämmen. "Wir werden den Covid-19-Ausbruch überstehen und unsere schrumpfende Wirtschaft wiederbeleben." Die Krankheit könne die südkoreanische Gemeinschaft und ihre Hoffnung nicht brechen, sagte Moon.

Die staatliche Gesundheitsbehörde vermeldete heute im Lauf des Tages 586 Neuinfektionen. Damit haben sich insgesamt mehr als 3500 Menschen mit dem neuartigen Virus in dem Land angesteckt, mindestens 17 sind an den Folgen der Lungenkrankheit gestorben. In Südkorea sind bislang weltweit mit Abstand die meisten Fälle außerhalb Chinas aufgetreten.

Nach wie vor konzentrieren sich die meisten neu gemeldeten Infektionsfälle auf den Südosten des Landes und dort auf Mitglieder einer christlichen Sekte. Die Behörden wollen mehr als 200.000 Mitglieder untersuchen, bei der die ersten Fälle in Südkorea aufgetreten waren. Die Behörden rechnen demnach mit einem sprunghaften Anstieg bei den Fallzahlen. Einige der Mitglieder hatten im Januar die chinesische Stadt Wuhan besucht, in der das Coronavirus erstmals im Dezember 2019 entdeckt worden war. Die meisten mit dem Coronavirus infizierten Sektenmitglieder wurden in Krankenhäusern in der im Südosten gelegenen Stadt Daegu untergebracht.

Daegu mit am schlimmsten von Epidemie betroffen

Daegu ist in Südkorea am schlimmsten betroffen von der Epidemie. Die Menschen sind in der rund 300 Kilometer von Seoul entfernten Stadt gehalten, zu Hause zu bleiben. Fernsehbilder zeigen, wie Soldaten von Kopf bis Fuß in weiße Schutzanzüge gehüllt in den U-Bahnhöfen der Stadt Desinfektionsmittel versprühen. Die Regierung hatte ursprünglich erwogen, Daegu mit seinen 2,4 Millionen Einwohnern unter eine Art Quarantäne zu stellen, nach heftigen Protesten von Konservativen aber davon abgesehen.

Südkorea befindet sich seit einer Woche wegen des Coronavirus im Ausnahmezustand. Mitarbeiter in den öffentlichen Verwaltungen arbeiten meist zu Hause, Schulen sind geschlossen, der Unibeginn wurde verschoben, Großveranstaltungen und Demonstration sind verboten oder wurden abgesagt.

Soldaten der südkoreanischen Armee tragen Schutzkleidung und versprühen Desinfektionsmittel am südkoreanischen Bahnhof Dongdaegu.

Soldaten der südkoreanischen Armee versprühen Desinfektionsmittel am südkoreanischen Bahnhof Dongdaegu.

Mehr Todesfälle im Iran - weniger Infektionen in China

Im Iran stieg die Zahl der Todesfälle an: In der Islamischen Republik sind inzwischen 54 Menschen an dem Virus gestorben. Am Samstag lag die Zahl der Todesfälle noch bei 43. Über Nacht erhöhte sich dem iranischen Gesundheitsministerium zufolge die Zahl der Coronavirus-Infizierten auf 978. Die neuen Fälle seien in einer Reihe von Städten verzeichnet worden, sagte Ministeriumssprecher Kianusch Dschahanpur. Der Iran verzeichnet die höchste Zahl von tödlichen Verläufen durch das Virus außerhalb Chinas. Der Anteil der Todesopfer an den Infektionen liegt im Iran mit mehr als sieben Prozent deutlich höher als anderswo. Experten der Weltgesundheitsorganisation fürchten deshalb, dass der Iran nicht alle Infektionen gemeldet hat.

In China vermeldete die Regierung heute 573 neue Infektionsfälle - die meisten davon wurden in der Stadt Wuhan registriert. Damit stieg die Gesamtzahl der Infizierten in dem Land auf fast 80.000. Allerdings ist die Zahl der Neuinfektionen seit einigen Tagen relativ gering und liegt deutlich unter den Zahlen von Januar bis Mitte Februar. Die Zahl der Todesopfer sei um 35 auf 2870 gestiegen, teilte die nationale Gesundheitskommission mit.

Erster Coronavirus-Todesfall in Australien

Auch in Australien meldeten die Behörden einen ersten Todesfall durch das Coronavirus: Der 78-Jährige war Passagier des Kreuzfahrtschiffes "Diamond Princess" in Japan. Er verstarb in einem Krankenhaus in Perth, sagte eine Sprecherin der Gesundheitsbehörde des Bundesstaates Western Australia. Auch die 79-jährige Frau des Verstorbenen habe sich während der Kreuzfahrt mit dem Virus angesteckt, hieß es. Sie werde weiter in einem Krankenhaus in Perth behandelt.

Die "Diamond Princess" war mit rund 3700 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord vor der Küste Japans für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt worden. Bei mehr als 700 Menschen an Bord wurde eine Infektion mit dem Erreger festgestellt.

Zuvor hatten auch die USA einen ersten Todesfall durch das neuartige Coronavirus bekanntgegeben. Ebenso stieg die Zahl der Ansteckungen in dem Land an - die bekannten Fälle von Ansteckungen mit dem Erreger Sars-CoV-2 seien in den USA auf 22 gestiegen, sagte Nancy Messonier, Leiterin der Abteilung für Immunisierung und Atemwegserkrankungen der Gesundheitsbehörde CDC.

Coronavirus, Sars-CoV-2 und Covid-19

Coronavirus ist die geläufigste Bezeichnung für das neuartige Virus aus China. Dessen offizieller Name, den die WHO festgelegt hat, lautet Sars-CoV-2. Die aus dem Virus resultierende Lungenkrankheit heißt Covid-19.

Mit Informationen von Kathrin Erdmann, ARD-Studio Tokio

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 01. März 2020 um 06:00 Uhr.