Ein humanitärer Hilfskonvoi für den Gazastreifen steht am 21. Oktober 2023 am Grenzübergang Rafah in Ägypten.

Krieg in Nahost Konvoi mit Hilfsgütern erreicht Gaza

Stand: 30.10.2023 08:37 Uhr

Mehrere Dutzend Lkw mit Hilfsgütern haben den Gazastreifen erreicht. Nach UN-Angaben reicht das aber nicht, um die Menschen zu versorgen. Israels Armee drang nach eigenen Angaben weiter in das Gebiet vor.

Ein Lastwagen-Konvoi mit Hilfsgütern ist einem israelischen Medienbericht zufolge in den abgeriegelten Gazastreifen gelangt. Die israelische Nachrichtenseite Ynet berichtete unter Berufung auf Beamte am ägyptischen Grenzübergang Rafah, am Sonntagabend hätten 23 Lastwagen mit humanitärer Hilfe die Grenze zum Gazastreifen überquert. Insgesamt hätten gestern 33 Lastwagen das Gebiet erreicht.

Es handele sich um "die größte Lieferung von humanitärer Hilfe seit dem 21. Oktober", erklärte das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha). Es gebe aber "einen weitaus größeren" Bedarf an Hilfen, um die mehr als 2,2 Millionen Einwohner im Gazastreifen zu versorgen. Insbesondere medizinische Ausrüstung, Wasser, Sanitäranlagen und Treibstoff würden benötigt, hieß es. Israel hat jegliche Treibstofflieferungen mit der Begründung blockiert, dass die Terrororganisation Hamas diese nutze, um Waffen und Sprengmittel herzustellen.

Weitere Lastwagen mit Hilfsgütern erreichen Palästinensergebiet

Eva Frisch, BR, tagesschau, 30.10.2023 12:00 Uhr

Israel will mehr Hilfslieferungen erlauben

Nach Angaben des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA sind Tausende Menschen in Lager- und Verteilpunkte für Hilfsgüter eingebrochen. Sie hätten dabei Mehl und andere Dinge wie Hygieneartikel mitgenommen.

Israel will die Lieferung humanitärer Hilfsgüter in den Gazastreifen nach eigenen Angaben erleichtern. Ein US-Regierungsvertreter sagte am Sonntag, Israel sei bereit, täglich 100 Lastwagen mit Hilfslieferungen die Einfahrt in den Gazastreifen zu erlauben.

Ein Hilfskonvoi des Roten Kreuzes erreichte erstmals seit Ausbruch des Krieges zwischen der militant-islamistischen Hamas und Israel das überfüllte Nasser-Krankenhaus in Chan Junis im südlichen Gazastreifen. Die Lastwagen brachten wichtige medizinische Hilfsgüter für die Notfallstationen und Operationssäle mit.

Schutzsuchende in überfüllten Krankenhäusern

Ärzte in dem Krankenhaus sagten, dass die Einrichtung nicht nur viele Verletzte beherberge, sondern auch etwa 20.000 Zivilisten als Notunterkunft diene. Überfüllte Krankenhäuser in Gaza werden zunehmend zur Gefahr für Schutzsuchende. Auch im Schifa-Krankenhaus, der größten Klinik des Gazastreifens, suchten Zehntausende Zivilisten Zuflucht.

Anwohner berichteten laut Nachrichtenagentur AP, israelische Luftangriffe hätten den Komplex getroffen. Israel beschuldigt die Hamas, einen geheimen Kommandoposten unterhalb des Krankenhauses zu unterhalten, ohne jedoch Beweise dafür vorgelegt zu haben. Die Hamas bestreitet diese Anschuldigungen. Diese Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar. Bei israelischen Angriffen wurden nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds auch Teile des Al-Kuds-Krankenhauses in Gaza-Stadt beschädigt. Die Klinik hatte zuvor nach Angaben der Hilfsorganisation zwei Anrufe des israelischen Militärs erhalten, in denen gefordert worden war, die Einrichtung zu evakuieren.

Die vom palästinensischen Roten Halbmond unterhaltene Krankenhausverwaltung erklärte, eine Evakuierung sei nicht möglich. Unter den Hunderten Patienten seien Kinder an Beatmungsgeräten und Verletzte auf der Intensivstation. In einer Mitteilung hieß es, viele der 14.000 Menschen, die in dem Krankenhaus untergekommen seien, seien Vertriebene.

Israels Armee dringt weiter in Gazastreifen vor

Truppen der israelischen Armee haben bei ihrem Vorstoß im Gazastreifen nach eigenen Angaben Dutzende Terroristen getötet. Das israelische Militär teilte am Morgen auf Telegram mit, der Gegner habe sich in Gebäuden und Tunneln verbarrikadiert und versucht, die israelischen Soldaten anzugreifen. Ein von den Bodentruppen angeleitetes Kampfflugzeug habe ein Gebäude der Hamas bombardiert, in dem sich mehr als 20 der Terroristen aufhielten.

Der US-Fernsehsender CNN berichtete auf Basis ausgewerteter eigener Luftaufnahmen, das israelische Militär sei inzwischen etwa drei Kilometer in den abgeriegelten Gazastreifen vorgestoßen. Die Hamas meldete "heftige Gefechte" mit der israelischen Armee im Nordwesten des Gazastreifens.

Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, zzt. Sderot, zur aktuellen Lage in Israel

tagesschau, 30.10.2023 12:00 Uhr
Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Beschuss aus dem Libanon

Die Hamas nahm am Sonntag aus dem Südlibanon heraus Israel unter Beschuss. Der bewaffnete Arm der Hamas, die Essedin-al-Kassam-Brigaden, erklärte, 16 Raketen seien auf die Küstenstadt Nahariya abgefeuert worden. Auch die pro-iranische Schiitenmiliz Hisbollah und der bewaffnete Arm der radikalislamistischen Organisation Dschamaa Islamija griffen nach eigenen Angaben Ziele in Israel an. Die israelische Armee bestätigte den Beschuss aus dem Libanon, der auf grenznahe Regionen gezielt gewesen sei.

Die israelischen Streitkräfte erwiderten demnach das Feuer. Libanons Nachrichtenagentur NNA meldete mehrere Angriffe der israelischen Luftwaffe auf Städte im Südlibanon.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 30. Oktober 2023 um 09:00 Uhr.