Ein verbrannter Strommast steht vor abgebrannten Häusern in Lahaina.

Nach Brandkatastrophe Maui verklagt Stromversorger wegen Fahrlässigkeit

Stand: 25.08.2023 08:25 Uhr

Mehr als 100 Menschen starben bei den Buschbränden auf der Hawaii-Insel Maui - nun geht der Bezirk gegen den örtlichen Energieversorger juristisch vor. Hawaiian Electric habe trotz Warnungen nicht den Strom abgeschaltet.

Gut zwei Wochen nach Ausbruch der verheerenden Brände im US-Bundesstaat Hawaii mit weit über 100 Toten hat der Bezirk Maui Klage gegen die Hawaiian Electric Company eingereicht. Darin wirft die Behörde dem größten Energieversorger im US-Staat unter anderem Fahrlässigkeit vor.

Warnungen des Wetterdienstes

So habe der Konzern es versäumt, das Stromnetz abzuschalten, obwohl das Wetteramt zuvor wegen hoher Feuergefahr, begünstigt durch Trockenheit, hohe Temperaturen und starke Winde, eine "Red Flag"-Warnung für die Hawaii-Inselkette herausgegeben hatte. Der Bezirk hält dem Konzern zudem vor, Strommasten und andere Einrichtungen schlecht gewartet und vernachlässigt zu haben.

Herabfallende Stromkabel hätten trockene Vegetation in Brand gesetzt und so die Feuer ausgelöst, heißt es in der Mitteilung. Hätte das Versorgungsunternehmen die Warnungen des Wetterdienstes beachtet und die Hochspannungsleitungen während der vorhergesagten starken Windböen deaktiviert, hätte die Zerstörung vermieden werden können.

Bezirk Maui: 5,5 Milliarden Dollar Schaden

Die Klageschrift bezog sich auf Augenzeugenberichte und Videobilder, die nahelegen, dass Funkenflug von Strommasten, die im Sturm umgeknickt waren, die folgenschweren Busch- und Waldbrände vor mehr als zwei Wochen auslösten. Die Winde waren von einem vorbeiziehenden Hurrikan angetrieben worden.

Die Feuer auf Maui hätten mehr als 2200 Gebäude zerstört und einen geschätzten Sachschaden von mehr als 5,5 Milliarden Dollar verursacht, heißt es in der Klageschrift. Der Bezirk verlangt Schadenersatz in nicht genannter Höhe. Ein Sprecher von Hawaiian Electric reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

Auch Anwohner verklagen Hawaiian Electric

Die Wald- und Buschbrände waren am 8. August an mehreren Orten auf Maui und der Nachbarinsel Hawaii ausgebrochen. Gemessen an den Opferzahlen waren es die folgenschwersten Brände in den USA seit mehr als 100 Jahren. In der fast vollständig zerstörten Stadt Lahaina kamen mindestens 115 Menschen ums Leben.

Viele Menschen werden noch immer vermisst. Helfer durchsuchen mit Leichenspürhunden weiter die ausgebrannten Gebäude, die Opferzahl dürfte noch steigen. Es liegen auch schon Klagen von Anwohnern gegen Hawaiian Electric vor.

Katharina Wilhelm, ARD Los Angeles, tagesschau, 24.08.2023 04:35 Uhr