Komet C/2022 E3 (ZTF)

Vorbeiflug an der Erde "Neandertaler-Komet" bald zu sehen

Stand: 29.01.2023 13:37 Uhr

Zuletzt konnten ihn die Neandertaler bestaunen: Der Komet C/2022 E3 (ZTF) fliegt nach 50.000 Jahren wieder an der Erde vorbei. In den kommenden Tagen kann man ihn mit Glück mit dem bloßen Auge sehen.

Von Uwe Gradwohl, Leila Boucheligua, SWR

Zuletzt durchquerte der Komet C/2022 E3 (ZTF), der auch "Neandertaler-Komet" genannt wird, vor etwa 50.000 Jahren den inneren Bereich unseres Sonnensystems. Womöglich haben ihn auch die damals noch lebenden Neandertaler am Eiszeit-Himmel erblickt. Jetzt nähert er sich wieder der Erde und wird mit einem einfachen Fernglas sichtbar - möglicherweise sogar mit bloßem Auge.

So kann man den Kometen beobachten

Die besten Chancen den Kometen zu sehen, bieten sich in der letzten Januarwoche und in den ersten Februartagen - sofern die Wetter- und Lichtverhältnisse günstig sind. Am 5. Februar wird dann der Vollmond den immer blasser werdenden Kometen überstrahlen.

Um den Kometen zu sehen, muss der Blick nach Norden gerichtet werden. Dort sind die beiden Sternbilder Großer Wagen und Kassiopeia zu erkennen. Kassiopeia wird auch Himmels-W genannt, da fünf sehr auffällige Sterne wie der Buchstabe "W" angeordnet sind. Zwischen dem Großen Wagen und dem Himmels-W ist der Komet zu entdecken.

Weshalb heißt der Komet C/2022 E3 (ZTF)?

Früher wurden Kometen nach ihren Entdeckern benannt. Da heute so viele Schweifsterne entdeckt werden, werden sie mittlerweile mit einem codierten Namen getauft. Der aktuelle Komet heißt C/2022 E3 (ZTF).
Das C steht für den Kometentypen. In diesem Fall handelt es sich um einen Kometen mit langer Umlaufdauer. 2022 benennt das Entdeckungsjahr. Das darauffolgende E steht für den Halbmonat, in dem der Komet entdeckt wurde. Die beiden Hälften des Januars sind die Halbmonate A und B, die des Februars C und D, sodass E3 für die erste Märzhälfte steht, in der der Komet der Dritte war, der entdeckt wurde.
Das Kürzel ZTF am Schluss ist das Namenskürzel für das Forschungsprogramm Zwicky Transient Facility am Palomar-Observatorium in den USA, das den Himmel ständig systematisch absucht und neben vielen anderen auch diesen Kometen gefunden hat.

Wie sieht der Komet am Himmel aus?

Auf vielen Bildern ist der Komet mit einem langen Schweif und einer grünlichen Koma zu sehen, das ist eine diffuse Gas- und Staubwolke um den Kern eines Kometen. Allerdings entstehen solche Fotos durch Langzeitbelichtungen, die von 30 Sekunden bis zu über einer Stunde dauern können.

Für das menschliche Auge sieht der Komet eher wie ein verwaschener Fleck aus und ist beim schnellen Hinschauen fast nicht von anderen Sternen zu unterscheiden. Am hellen Nachthimmel über einer Stadt oder in Siedlungsnähe ist es wegen der zunehmenden Lichtverschmutzung noch schwerer, den Kometen zu sehen. Abseits von Siedlungslichtern ist das Grün des Kometen - und womöglich auch sein zarter Schweif - zu erkennen. Helfen kann bei der Kometensuche bereits ein einfaches Fernglas.

25.000 Jahre Flugzeit

Der Brocken aus Eis und Staub fliegt auf einer sehr langgestreckten Umlaufbahn um die Sonne. Durch Daten über die Bahnpunkte von C/2022 E3 (ZTF), die in den letzten Monaten gesammelt wurden, konnte berechnet werden, wann der Komet zuletzt an der Erde vorbeigeflogen ist und wann er wieder an ihr vorbeifliegen wird. Er braucht auf seiner Bahn 50.000 Jahre für eine Runde um die Sonne. Halbiert sind das 25.000 Jahre Flugzeit von "ganz weit draußen" bis in Sonnennähe.

Mit "ganz weit draußen" ist ein Gebiet gemeint, in dem noch Reste aus der Entstehungszeit des Sonnensystems im All kreisen, genauer große Brocken aus gefrorenem Gas und Staub. Wenn sie in Sonnennähe kommen, taut das Gas auf, verdampft und das Sonnenlicht regt die Gasmoleküle zum Leuchten an.

Letzte Gelegenheit

Das Grün der Gashülle um den Kern von C/2022 E3 (ZTF) entsteht vermutlich durch Dikohlenstoff, ein Molekül aus zwei Kohlenstoffatomen. Die grüne Farbe ist deshalb nur nahe des Kometenkerns zu erkennen, weil Dikohlenstoff sehr schnell zerfällt und er deshalb die Region, in der der Schweif sich ausbildet, nicht erreicht. Der Kometenschweif selbst erscheint blass und weiß, zarte Farben lassen sich nur auf Aufnahmen mit Langzeitbelichtung erkennen.

Wer den Kometen, etwa wegen schlechter Sichtbedingungen, verpasst, wird vermutlich keine Gelegenheit mehr dazu haben, ihn am Himmel zu erblicken. Das nächste Mal wird C/2022 E3 (ZTF) erst wieder in 50.000 Jahren an der Erde vorbeifliegen. Ganz sicher ist seine Wiederkehr aber nicht, es könnte auch sein, dass er nach diesem Besuch unser Sonnensystem für immer verlässt. Experten sind sich über das weitere Schicksal von C/2022 E3 (ZTF) noch uneins.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das Erste in der Sendung "Brisant" am 17. Januar 2023 um 17:15 Uhr.